33 Fälle mehr in 2017 als im Vorjahr

Keuchhusten-Fälle in Dortmund gestiegen

In Dortmund gibt es immer mehr Fälle von Keuchhusten. Das geht aus den aktuellen Zahlen der AOK West hervor. Demnach wurden 2015 neun Fälle, 2016 45 und 2017 78 Fälle gemeldet. Die Dunkelziffer könnte laut Dr. Frank Renken, Amtsleiter des Dortmunder Gesundheitsamtes aber noch deutlich höher sein.

Dortmund

, 08.03.2018, 13:23 Uhr / Lesedauer: 2 min
Keuchhusten ist eine langwierige Erkrankung.

Keuchhusten ist eine langwierige Erkrankung. © picture alliance / Angelika Warm

Er schätzt, dass rund 1000 bis 1200 Menschen im vergangenen Jahr in Dortmund an einem Keuchhusten erkrankt sind. Das Problem: Erst seit dem Jahr 2013 muss Keuchhusten dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Aber nicht alle machen das. „Es braucht immer eine Zeit, bis die Meldepflicht auch wirklich erfüllt wird“, sagt Renken. Schließlich habe es jahrelang keine gegeben.


Impfung schützt nicht bis ins hohe Alter

Er schätzt, dass nur etwa zehn Prozent aller Fälle tatsächlich gemeldet werden. Keuchhusten ist die einzige Krankheit, die nach der Impfung keine lebenslange Immunität garantiert. Laut Renken müsse man die Impfung, damit sie wirkt, alle fünf bis sechs Jahre auffrischen. Macht man das nicht, ist man dementsprechend viel empfänglicher dafür.

Warum es immer mehr Fälle von Keuchhusten gibt, kann Renken nicht genau sagen. Er vermutet, dass viele nicht wissen, dass die Impfung im Kindesalter, nicht bis ins hohe Alter schützt. Bei Erwachsenen verlaufe die Krankheit meistens harmlos. Nach ein paar Wochen sei der Husten wieder weg. Anders ist das bei Säuglingen und Kindern. Da könnte es in Folge des Keuchhustens etwa zu einer Lungenentzündung kommen, die tödlich enden kann.

Dunkelziffer ist noch viel höher

Im Vergleich zu anderen Städten in Nordrhein-Westfalen liegt Dortmund im Ranking über dem Durchschnitt. Aber auch das muss laut Renken nichts heißen. Denn: Es könnte etwa sein, dass beispielsweise in Düsseldorf weniger Ärzte die Erkrankung tatsächlich beim Gesundheitsamt gemeldet haben, als in Dortmund. „Es gibt ein tatsächliches und ein statistisches Problem“, erklärt Renken.

Grundsätzlich könne man zwar sagen, dass es immer mehr Fälle gibt, ein Vergleich mache aber kaum Sinn. Nicht alle Ärzte diagnostizieren tatsächlich einen Keuchhusten, andere untersuchten ihn nicht einmal. Aus der Statistik fallen außerdem alle Menschen, die nicht zum Arzt gehen, aber trotzdem an Keuchhusten erkrankt sind.

Antiobiotikum hilft

Wie die AOK West mitteilt wurden im Jahr 2017 im Bezirk Westfalen-Lippe (wozu Dortmund gehört) 1.653 Infektionsfälle gemeldet, in 2016 waren es noch 1.179. Das entspricht einem Anstieg von 40,2 Prozent. In Nordrhein-Westfalen insgesamt gab es 2016 3701 gemeldete Fälle von Keuchhusten, 2017 4445. Das geht aus aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts hervor. Laut AOK West ist in den vergangenen Jahren wieder ein Anstieg der Impfmüdigkeit erkennbar. Längst gäbe es sogar Initiativen, die sich deutlich gegen Impfungen aussprechen.

Laut Dr. Frank Renken, Amtsleiter des Dortmunder Gesundheitsamts, kann ein Antibiotikum bei Keuchhusten helfen. Allerdings nur dann, wenn es direkt zu Beginn der Erkrankung eingenommen wird. Allerdings wird ein Keuchhusten meistens zu spät diagnostiziert.

Der Keuchhusten wird durch das Bakterium Bordetella pertussis übertragen. Die Ansteckung erfolgt über kleinste Tröpfchen, die etwa beim Husten oder Niesen verteilt werden. Die Erkrankung ist ansteckend und langwierig. Nach einer Inkubationszeit von ein bis zwei Wochen (maximal 20 Tagen) treten die typischen Krankheitserscheinungen auf, die meistens einige Wochen bis Monate andauern. Anfangs kommt es zu Schnupfen, eventuell Heiserkeit und Husten. Fieber tritt eher selten auf. Die grippeähnlichen Symptome dauern ein bis zwei Wochen an. Im Verlauf entstehen heftige Hustenanfälle. Die Dauer der Erkrankung kann vier bis sechs Wochen betragen. Dann folgen sechs bis zehn Wochen, in denen die Hustenanfälle allmählich abklingen.
Schlagworte:
Lesen Sie jetzt
" Schwerstkranker sollte als Schlosser arbeiten
Krebs-Patient hat Ärger mit dem Jobcenter
Schwerstkranker sollte als Schlosser arbeiten

Ein Hartz-IV-Empfänger, der aufgrund einer Krebserkrankung schon länger nicht arbeitsfähig ist und es auch nie mehr sein wird, bekam vom Jobcenter Dortmund mehrfach Arbeitsvorschläge. Zuletzt im Februar Von Tobias Grossekemper

Dortmund am Abend

Täglich um 18:30 Uhr berichten unsere Redakteure für Sie im Newsletter Über die wichtigsten Ereignisse des Tages.

Lesen Sie jetzt