Christian Hecker (l.), Vorsitzender des Gutachterausschusses für Grundstückswerte, und sein Stellvertreter Ulf Meyer-Dietrich haben den Immobilienmarkt in Dortmund im Blick und präsentieren die aktuellen Preisentwicklungen.

© Peter Wulle

2,5 Millionen fürs Einfamilienhaus: Immobilienpreise überraschen sogar Experten

rnWohnen in Dortmund

Dass die Immobilienpreise in Dortmund steigen, ist nichts Neues. Welchen Preissprung es binnen eines Jahres gab, hat aber selbst die Spezialisten überrascht. Und es geht weiter hoch.

Dortmund

, 06.03.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als einer der ersten in Nordrhein-Westfalen legt der Dortmunder Gutachterausschuss für Grundstückswerte seinen Grundstücksmarktbericht 2022 vor.

Und dieser Bericht, der regelmäßig auf Basis der abgeschlossenen Kaufverträge erstellt wird, weist für die Preisentwicklung auf dem Dortmunder Immobilienmarkt nur eine Richtung aus: die nach oben. Über 4700 Kaufverträge wurden registriert und analysiert.

„2021 wurde beim Umsatz erstmals die Schallmauer von zwei Milliarden Euro durchbrochen“, sagt Christian Hecker, der Vorsitzende des Gutachterausschusses. Das Umsatzvolumen stieg gegenüber dem Vorjahr um rund 25 Prozent. „Dieser Anstieg ist umso bemerkenswerter“, stellt der stellvertretende Vorsitzende Ulf Meyer-Dietrich fest, „da die Anzahl an Grundstückskaufverkäufen gleichzeitig zurückgegangen ist.“ Von 5007 auf eben 4712.

Immobilien: Nachfrageanstieg in allen Stadtbezirken

Das heißt: Immobilien sind in Dortmund im vergangenen Jahr teurer geworden. Und nicht nur das: Sie sind sogar deutlich teurer geworden. „Wir haben auch drei Mal hingeschaut und nachgerechnet, aber bei eigengenutzten Wohnimmobilien sind die Preise innerhalb eines Jahres um durchschnittlich 19 Prozent gestiegen“, sagt Ulf Meyer-Dietrich und fügt an: „In allen Stadtbezirken.“

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Der höchste Kaufpreis für ein Ein- bis Zweifamilienhaus wurde in Lücklemberg mit rund 2,5 Millionen Euro erzielt. Und das ist nach Einschätzung der Experten noch nicht unbedingt der Höhepunkt der Preisentwicklung. Seit Jahren schon ziehen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser Jahr für Jahr an. Seit 2015 gibt es in Dortmund eine Preissteigerung von 60 Prozent. Ein Haus, das also 2015 beispielsweise 300.000 Euro kostete, kostet heute 480.000 Euro.

Während vor allem der Niedrigzins die Nachfrage nach Wohnimmobilien erhöht, sind es die Negativzinsen und die Inflation, die Kapitalanleger nach Immobilien greifen lassen. „Die Investitionsbereitschaft ist ungebrochen. Insbesondere die Vermögenssicherung und Geldanlage in Geschosswohnungsbau und in gewerblich genutzte Grundstücke ist deutlich in den Umsatzzahlen abzulesen“, sagt Ulf Meyer-Dietrich.

Preisniveau vergleichsweise niedrig

Obwohl 2021 weniger Mehrfamilienhäuser gekauft wurden, ist eine Umsatzsteigerung von 47 Prozent zu verzeichnen. Kapitalanleger finden offensichtlich im Vergleich zu Städten wie Hamburg, Frankfurt oder München in Dortmund noch akzeptable Preise vor. Ulf Meyer-Dietrich sagt es so: „Die allgemeine Preisentwicklung und die Bereitschaft in den Geschosswohnungsbau zu investieren, zeigt die Attraktivität des Standorts Dortmund.“

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Auch Eigentumswohnungen sind heute in Dortmund deutlich teurer als vor einem Jahr. Im Durchschnitt ist hier eine Steigerung von rund 14 Prozent zu verzeichnen. Die teuerste veräußerte Eigentumswohnung liegt auf der Stadtkrone-Ost. Preis: 1,3 Millionen Euro.

Auch bei neu errichteten Eigentumswohnungen ist ein weiterer Preisanstieg erkennbar. „Diese liegen im Mittel mit inzwischen rund 3670 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche rund zehn Prozent über dem Preis des Vorjahres“, sagt Ausschussvorsitzender Christian Hecker. Auch hier zeige sich aber, dass Eigentumswohnungen in Dortmund noch deutlich unter dem Niveau vergleichbarer Großstädte liegen.

Bodenrichtwerte als Basis

Ermittelt hat der Gutachterausschuss auch die Bodenrichtwerte. Danach liegt die Bodenpreissteigerung für den Wohnungsbau im Mittel bei etwa zehn Prozent. In Spitzenlagen - etwa am Phoenix-Sees oder in Lücklemberg - liegen die Werte für ein unbebautes Ein- und Zweifamilienhaus-Grundstück bei bis zu 700 Euro pro Quadratmeter.

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Interessant sind die aktuellen Bodenrichtwerte vorm Hintergrund der Grundsteuerreform. „Die steuerliche Neubewertung aller Grundstücke beginnt ab dem 1. Januar 2022. Die jetzt vorliegenden Bodenrichtwerte bilden die Basis für die nächsten sieben Jahre“, sagt Hecker.

Gutachterausschuss

Immobilienpreis grob berechnen

  • Zur groben Ermittlung eines aktuellen Marktpreises steht kostenfrei ein Immobilienpreis-Kalkulator im Internet zur Verfügung, auf den der Gutachterausschuss hinweist. Dort kann unkompliziert unter Angabe von wenigen Parametern ein ungefährer Immobilienwert ermittelt werden. Auch die Bodenrichtwerte werden kostenlos bereitgestellt unter: www.boris.nrw.de
  • Die Gutachterausschüsse sind als Einrichtungen des Landes unabhängige, nicht an Weisungen gebundene Kollegialgremien. Sie stellen eine Transparenz auf dem Immobilienmarkt her. Die Geschäftsstelle ist beim städtischen Vermessungs- und Katasteramt eingerichtet. Mehr über Gutachterausschüsse sowie Daten und Infos sind abrufbar unter www.gars.nrw/dortmund