Offiziell heißt die riesige Werkstatt für Züge „Rail Service Center Dortmund-Eving“. Geläufiger ist allerdings der Name RRX-Depot. Siemens bietet dort sämtliche Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten rund um den Rhein-Ruhr Xpress (RRX) an. Der 2018 eröffnete Standort ist das derzeit größte Siemens-Projekt in Nordrhein-Westfalen.
In Dortmund ist das große deutsche Industrieunternehmen seit nunmehr 125 Jahren aktiv. „Wir haben hier“, sagt Manfred Fuhg, Niederlassungsleiter Ruhr der Siemens AG, „den kompletten Strukturwandel mitgemacht und uns vom Bergbau hin zur Mobilität umorientiert.“ Siemens kümmert sich heute in Dortmund vor allem um den regionalen Bahnverkehr.
Fragt man Manfred Fuhg, was ihn antreibt, sagt er: „Wir wollen, dass die Züge immer zur Verfügung stehen.“ Dafür hat Siemens mit dem RRX-Depot in Dortmund für eine Gesamtinvestition von 1,7 Milliarden Euro etwas Einzigartiges geschaffen. 100 Beschäftigte sorgen dafür, die 84 elektrischen Triebzüge des RRX vom Typ Desiro HC über einen Zeitraum von 32 Jahren zu warten und instand zu halten. Ein digitalisiertes und papierloses Konzept gewährleistet, dass die vertraglich vereinbarte Verfügbarkeit der Fahrzeuge von über 99 Prozent gesichert werden kann.
Keine Zugausfälle mehr
Nutznießer ist nicht nur der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) als größter anteiliger Eigentümer der Züge, auch die Fahrgäste profitieren. „Die Wartung und Instandhaltung führt dazu, dass es keine Zugausfälle gibt und die Züge stets verfügbar sind, indem etwa die Toiletten oder die Klimaanlagen auch funktionieren. Außerdem sind sie sauber. Die hohe Motorleistung sorgt außerdem dafür, dass auch Verspätungen mal auf der Strecke eingefahren werden können“, sagt Manfred Fuhg. Und: „Die Züge sind mit den neuesten Diagnosesystemen ausgestattet, die es uns ermöglichen, Fehler zu erkennen, bevor sie zu einer Störung im Betrieb führen können.“

„Von Dortmund aus“, erklärt er stolz, „wird moderne Mobilität vorgemacht. Hier ist der modernste Servicestützpunkt für den Bahnverkehr in Europa.“ Angesichts der Verkehrswende, des geplanten Netzausbaus für die Bahn und einer Verdichtung des Zugverkehrs auf den bestehenden Gleisen habe Siemens mit dem Bau des RRX-Depots vor 4 Jahren in Dortmund auf ein neues Geschäftsmodell gesetzt. „Die Idee, nicht nur Züge zu bauen und zu liefern, sondern den ganzen Lebenszyklus zu betrachten, war richtig. Es gibt einen Markt für den Service rund um Triebfahrzeuge“, sagt Manfred Fuhg.

Das erklärt, warum Siemens schon seit langem in direkter Nachbarschaft zum RRX-Depot an der Bornstraße eine Erweiterung des Service-Standortes plant, in dem bis zu 400 Meter lange Schnellzüge gewartet werden können. „Das Planfeststellungsverfahren dafür ist auch abgeschlossen, aber aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage haben wir mit dem Bau noch nicht begonnen. Baufirmen sind kaum verfügbar und auch die Lieferengpässe und die Kostenexplosion bei Baumaterial lassen uns erstmal abwarten“, so Manfred Fuhg.
Kunden stehen Schlange

Immerhin hat Siemens das RRX-Depot schon mit zwei Gleisen ausgestattet, auf denen Dienstleistungen für Züge anderer Bahnunternehmen angeboten werden können. „Die Gleise sind immer besetzt, die Kunden stehen Schlange. Wir könnten auch vier Gleise hier auslasten. Deshalb wollen wir möglichst bald ein Pit Stop auch für weitere Eisenbahnverkehrsunternehmen sein. Es geht nur darum, den Bauprozess im richtigen Moment zu starten“, sagt Manfred Fuhg.

Das Ziel sei es, einen „Service-Schwerpunkt in Deutschland“ aufzubauen. Indem die Deutsche Bahn ihren Deutschland-Takt verbessere, werde auch der Verschleiß an den Zügen wachsen. „Die Bahnbranche wird also Dienstleister brauchen, die helfen, die Verfügbarkeit ihrer Züge sicherzustellen. Deshalb wird unser Rail Service Center in Dortmund ein wichtiger Baustein für den Bahnverkehr der Zukunft in Deutschland werden. Für die Verkehrswende hätte ich die Erweiterung des Depots lieber heute als morgen“, so Manfred Fuhg.
Man glaubt bei Siemens Mobility an den Markt, will die ICE-Werkstatt auf eigenes Risiko bauen und damit ein Zeichen setzen. So, wie man es in Dortmund in der 125-jährigen Geschichte schon einmal getan hat. Auch die H-Bahn an der Universität, die 1982 als verkehrstechnische Besonderheit entstand, ist von Siemens.
H-Bahn wurde ein Erfolg
Das Projekt ist damals eine vom Bund geförderte Gemeinschaftsentwicklung von Siemens und der ehemaligen DÜWAG-Waggonfabrik Uerdingen gewesen. „Die H-Bahn ist bis heute ein Erfolgsprojekt, das jährlich eine Million Fahrgäste transportiert“, sagt Manfred Fuhg.
Dortmund und Siemens, das passt für ihn. „Die Entwicklung unserer Niederlassung in 125 Jahren zeigt eindrucksvoll, wie wir uns im Wandel der Jahrzehnte als Unternehmen und Standort immer wieder zukunftsfähig aufgestellt und unsere Kunden mit innovativen Technologien unterstützt haben - von der frühen Elektrifizierung bis hin zu den heutigen digitalen Lösungen für Industrie, Verkehr und Infrastruktur“, so Manfred Fuhg.
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