
© Oliver Schaper
1000 EDG-Angestellte in Westfalenhalle: „Kein anderes Thema mehr auf dem Hof“
Belegschaftsversammlung
Es war eine Pflichtveranstaltung für rund 1000 Angestellte der EDG: In der Westfalenhalle 2 sprach die Geschäftsführung mit der Belegschaft. Es ging um den Korruptionsskandal im Unternehmen.
Der Parkplatz vor den Westfalenhallen hat schon schwere Tourbusse getragen, hier haben Fans campiert und Zehntausende getanzt. Doch das Bild, das sich am Donnerstag zeigte, gab es so noch nie: Wo das Auge hinblickte, standen gelbe Fahrzeuge der Müllabfuhr in allen Größen.
Hunderte Männer und Frauen, die meisten in grellgelber EDG-Arbeitskleidung, strömten am Morgen zu einer kurzfristig einberufenen Belegschaftsversammlung in die Halle 2.
„Wir lassen uns überraschen“ oder „Keine Ahnung, was die uns erzählen wollen“, lauteten Einschätzungen der Angestellten auf dem Weg zum Eingang.
Am 18.2. waren schwer wiegende Korruptionsvorwürfe gegen das leitende Betriebsratsmitglied Marzouk Chargui bekannt geworden. Er war auf frischer Tat dabei verhaftet worden, wie er eine mutmaßliche Schmiergeld-Zahlung für eine Einstellung bei der EDG ausgehandelt haben soll.
„Kein anderes Thema mehr auf dem Hof“
„Es gibt kein anderes Thema mehr auf dem Hof“, hatte ein Mitarbeiter im Vorfeld gesagt.
Rund 45 Minuten lang nahmen die EDG-Geschäftsführer Frank Hengstenberg und Bastian Prange zum aktuellen Stand des Geschehens Stellung und informierten über den weiteren Ablauf.
Teilnehmer bestätigten im Anschluss an die Veranstaltung, dass die Vorwürfe gegen Chargui Thema waren. Es sei betont worden, dass die Unschuldsvermutung gelte. Einige Darstellungen in den Medien seien nicht wahrheitsgemäß.
Zudem sei das Einstellungsverfahren des Unternehmens noch einmal genau dargestellt worden. Demnach habe die Geschäftsführung dargestellt, dass einzelne Personen nicht eigenmächtig über die Einstellung bestimmter Personen entscheiden können.

Auf dem Parkplatz vor den Westfalenhallen standen viele Müllwagen. © Schaper
„Hätte man auch auf einem DIN A4-Zettel erklären können“
„Aber viel inhaltlich Neues gab es nicht“, sagte ein Teilnehmer der Veranstaltung. Ein anderer bezeichnet das organisatorisch aufwändige Treffen als „Witz“. Der Angestellte meint: „Das hätte man auch auf einem DIN A4-Zettel erklären können.“
Es sei betont worden, „dass wir nichts weitertratschen sollen, was wir nicht 100-prozentig wissen“.
Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft in 17 Fällen wegen des Verdachts der Vorteilnahme gegen Marzouk Chargui. Zuletzt hatte EDG-Sprecher Matthias Kienitz gegenüber dieser Redaktion betont: „Wir haben kein systemisches Problem, sondern offenkundig eines mit jemandem, der sich kriminell verhalten hat.“
Vor der Halle warfen die Fahrer der Müllwagen am Mittag die Motoren wieder an und machten sich zurück an die Arbeit. Der Betrieb der Müllabfuhr, an den EDG-Recyclinghöfen und anderen Stellen war für die Zeit der internen Sitzung unterbrochen.
Die Zeit für das Treffen in der Westfalenhalle muss nach Aussagen von EDG-Mitarbeitern in verlängerten Schichten nachgeholt werden.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
