
© Thomas Schroeter
Es wird nicht besser: S-Bahnhof Lütgendortmund ist voller Taubendreck
Schandfleck
Der S-Bahnhof Lütgendortmund ist seit Jahren der Deutschen Bahn als Sorgenkind bekannt. Trotzdem bestimmen dort weiterhin Taubenkot, Müll und teils beißender Gestank das Erscheinungsbild.
Martin Wedig ist 59 Jahre alt und Frührentner. Viel rum kommt der Mann aus Herne trotzdem, wie er sagt. Denn er bessert seine Rente mit einem Minijob etwas auf. Wedig fährt viel mit der Bahn durchs Ruhrgebiet, denn für einen externen Dienstleister unternimmt er Fahrgasterhebungen für die Deutsche Bahn.
Es sind nicht nur die Zugfahrten und Gespräche mit den Bahnreisenden, die die Nebenbeschäftigung von Martin Wedig ausmachen. Auch das Warten an Bahnhöfen auf den nächsten Zug gehört dazu.
Überall Taubenkot
Vor dem Warten am S-Bahnhof Lütgendortmund graut es dem Herner allerdings immer wieder. „Das ist doch kein S-Bahnhof, an dem man auf Züge wartet, das ist allenfalls ein Paradies für Leute, die günstig an Dünger kommen wollen“, sagt Wedig und meint damit die starken Verschmutzungen durch Taubenkot.
Es sei schier unmöglich, diesen Bahnhof zu Fuß zu queren, ohne mit den Schuhen am Boden regelrecht festzukleben, moniert der Herner: „Wirklich leid tun können einem die armen Menschen, die dann die Züge säubern müssen, wenn der Dreck aus dem Bahnhof in die Abteile getragen wird.“
Reinigungen finden statt, aber nur eingeschränkt
Bei mehreren Besuchen des Bahnhofs habe er mitbekommen, dass zwar regelmäßige Reinigungen stattfinden, aber die beschränkten sich allenfalls darauf, die Mülltonnen zu leeren und groben Unrat zu entfernen.
Martin Wendig ist wahrlich nicht der Erste, der die Zustände am S-Bahnhof Lütgendortmund anprangert. In den vergangenen Jahren gab es nicht nur zahlreiche Beschwerden von Bahnreisenden, was den Zustand des Stopps angeht.
Auch der Verkehrsverbund Rhein Ruhr legte mehrfach den Finger in die offene Wunde der Deutschen Bahn: Tests hinsichtlich des Bahnhofszustandes durch ein beauftragtes Unternehmen attestierten dem Halt wiederkehrend die Note "mangelhaft".
Was sagt die Bahn zum Problemhalt?
Bei einem Besuch des S-Bahnhofs am Dienstagmittag (8.6.) bestätigt sich das Bild, das Martin Wedig von ihm zeichnet. Große Flatschen Taubendreck mitten auf dem Bahnsteig, komplett und wohl seit Wochen oder Monaten nicht mehr geputzte Wandverkleidungen und ein über und über mit großen Schmutzflecken übersäter Zuweg zum Bahnsteig prägen das Bild.
Seit Jahren ist das Problem der Deutschen Bahn bekannt, immer wieder wurde in Aussicht gestellt, dass sich die Sauberkeit verbessern werde. Was ist daraus geworden? „Wir haben nach den Mängelmeldungen 2018 alle Eingänge des Bahnhofs mit Tauben-Vergrämungen ausgerüstet“, berichtet Bahnsprecher Stefan Deffner nach Rücksprache mit seinen Fachkollegen.

Wandverkleidungen und Glasbereiche sehen nicht so aus, als seien sie in den vergangenen Wochen oder Monaten jemals gereinigt worden. © Thomas Schroeter
15.000 Euro habe man dafür in die Hand genommen, habe alle in Frage kommenden Flächen mit Nagelkissen versehen. Ohne durchschlagenden Erfolg, wie man selbst zugibt. Das Taubenproblem ist der Bahn dabei nicht nur in Lütgendortmund bekannt.
Schon 2013 hatte die DB eine Studie in Auftrag gegeben, wie man den Tauben und ihres Drecks Herr werden kann. Denn Taubendreck enthält nicht nur Krankheitserreger und Parasiten, sondern schädigt auch die Bausubstanz. Die Schwierigkeit ist nur: Keines der Taubenvergrämungssysteme (Nagelkissen, Schutznetze etc.) führt zur vollständigen Verdrängung von Tauben, so die Quintessenz der Studie.
Vergrämungen werden weiter ausgeweitet
Erst recht nicht, wenn die Tauben auch noch gefüttert werden, wie die Bahn laut Stefan Deffner auch immer wieder beobachten muss. „Aber wir werden das Problem in Lütgendortmund weiter angehen und wollen bis Ende des Jahres auch den gesamten Bahnsteigbereich noch mit Vergrämungen ausrüsten“, verspricht der Bahnsprecher.
Außerdem sei man dabei, die Reinigungsintervalle anzupassen, um den offenbar unvermeidlichen Tauben- und anderen Dreck schneller zu beseitigen. Da liegt vor dem Reinigungspersonal viel Arbeit in Lütgendortmund, wie unsere Fotos belegen.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.

Fabian Paffendorf, Jahrgang 1978, kam 2003 zum Journalismus. Ursprünglich als Berichterstatter im Bereich Film und Fernsehen unterwegs, drehte er kleinere Dokumentationen und Making-Of-Berichte für DVD-Firmen. In diesem Zusammenhang erschienen seine Kritiken, Interviews und Berichte in verschiedenen Fachmagazinen und bei Online-Filmseiten. Seit 2004 ist der gebürtige Sauerländer im Lokaljournalismus unterwegs. Für die Ruhr Nachrichten schreibt er seit Herbst 2013.