
© Thomas Schroeter
Haltepunkt voller Müll – eine „noch akzeptable“ Aufenthaltsqualität?
Bahnhofs-Check
19 Bahnhöfe und Haltepunkte liegen an den Bahnstrecken im Dortmunder Westen. Im Vorjahr gab es klare Sieger und Verlierer. Im Stationsbericht 2020 nicht. Manches ruft Zweifel hervor.
Jedes Jahr Anfang März gibt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) seinen Stationsbericht heraus. Er gibt Auskunft über Service und Erscheinungsbild der Bahnhöfe und Stationen. 19 davon gibt es im Dortmunder Westen.
Der Bericht 2020 hat zwei grundlegende Änderungen: Da sind zunächst die Bewertungsstufen, die der VRR auf vier erweitert hat. Zu den bisherigen Ampelfarben ist die Stufe Blau für ein „ausgezeichnetes Erscheinungsbild“ hinzugekommen. Keine der 19 Stationen erreicht dieses Qualitätssiegel. Fünf haben laut VRR-Bericht ein „akzeptables Erscheinungsbild“ (Grün), bei 14 ist es „noch akzeptabel“ (Gelb).
Im Stationsbericht 2019 gab es im Westen zwei Extreme: Rahm hopp (damals Bestwert Grün), Nette/Oestrich ein Flop (unzureichend, Rot). Im Bericht für 2020 haben beide Stationen ein „noch akzeptables Erscheinungsbild“ (Gelb).
Stationsbericht 2020 hat andere Bewertungs-Kriterien
Nun hat sich an Zustand und Umfeld der beiden Stationen gar nicht viel geändert. Für den aktuellen Stationsbericht hat der Verkehrsverbund jedoch andere Bewertungs-Kriterien eingeführt: Aufenthaltsqualität, Fahrgastinformation, Barrierefreiheit.
Die neue Systematik orientiere sich damit stärker am Bedarf der Nahverkehrskunden, erklärt der VRR den Kurswechsel. Für die Fahrgäste sei es entscheidend, dass ein Haltepunkt sauber und gut ausgestattet ist. Die Fahrgastinformationssysteme müssten reibungslos funktionieren. Außerdem wollten die Kunden barrierefrei bis zum Zug gelangen.
Für den West-Vorjahres-“Sieger“, den Haltepunkt Dortmund-Rahm, wirkt sich das negativ aus. Die „nicht akzeptable“ Barrierefreiheit (Rot) führt zu einer Gesamtbewertung, die nur „noch akzeptabel“ ist.
Keine Barrierefreiheit entlang der Emschertalbahn
Die mangelhafte Barrierefreiheit hat übrigens Einfluss auf die Noten aller Stationen der Emschertalbahn (RB43). Auch Huckarde-Nord, Marten, Lütgendortmund-Nord und Bövinghausen kommen deswegen nur auf eine „noch akzeptable“ Gesamtnote. 2019 hatten sie noch die Bestnote Grün.
Anders beim Vorjahres-Schlusslicht, der S-Bahn-Station Nette/Oestrich: Sie profitiert von den kundenorientierten Bewertungskriterien. Drei Jahre lang (2017 bis 2019) wurde die Qualität des Haltepunkts als unzureichend (Rot) eingestuft.
Ausgezeichnet die Fahrgastinformation, akzeptabel die Barrierefreiheit – das sind die Plus-Punkte. Ein Display zeigt die Uhrzeit und die Abfahrtszeit der nächsten S-Bahn an. Dieser mittlerweile übliche Service wurde im vergangenen Jahr noch gar nicht bewertet.
Allein die Aufenthaltsqualität in Nette/Oestrich bewertet der aktuelle Bericht als „noch akzeptabel“ – und damit weiterhin eher negativ. Die Sauberkeit und Graffiti-Schmierereien waren unter den Fahrgästen im vergangenen Frühjahr die großen Kritikpunkte. Beide waren bislang zwei von drei Bewertungskriterien – und fielen 2019 damit im Gesamturteil stärker ins Gewicht.
Stichprobe zeigt anderes Ergebnis als der Bericht
Unabhängig von den Kriterien und erweiterten Bewertungsstufen bleibt der Stationsbericht eine Momentaufnahme. Das zeigt sich beim Haltepunkt Dortmund-Bövinghausen.

Eine Stichprobe am Haltepunkt Bövinghausen am Freitag (5.3.): Müll auf den Sitzbänken, in Blumenkästen und im Streugutbehälter. Der Stationsbericht nennt das Bewertungskriterium "Aufenthaltsqualität" jedoch als "noch akzeptabel". © Thomas Schroeter
Beispiel Aufenthaltsqualität: Sie bewertet der Stationsbericht mit „noch akzeptabel“. Eine Stichprobe dieser Redaktion am Freitag (5.3.) lässt daran Zweifel aufkommen. Müll in den Blumenkästen, auf den Sitzbänken und in Form leerer Papiersäcke in den Streugut-Boxen sowie ein überquellender Müllbehälter dokumentieren eher eine „nicht akzeptable Aufenthaltsqualität“.
Zweifel sind auch beim Vergleich einzelner Bahnstationen im Gesamt-Erscheinungsbild angebracht: In der zusammenfassenden Bewertung erhält Bövinghausen die gleiche Note wie Nette/Oestrich – obwohl in Bövinghausen die Barrierefreiheit „nicht-akzeptabel“ ist und damit schlechter ausfällt.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
