Personen bei Mahnwache

Die Künstlerin und Ordensfrau Tisa von der Schulenburg solidarisierte sich vor 25 Jahren bei der Mahnwache mit den Bergleuten. © Privat

Vor 25 Jahren Mahnwache an der Zeche in Dorsten: Viele Erinnerungen

rnTisa-Archiv

Vor 25 Jahren unterstützte Künstlerin Tisa von der Schulenburg die Bergleute in Dorsten bei ihrer langen Mahnwache gegen die drohende Zechen-Schließung. Eine Ausstellung erinnert nun daran.

Dorsten

, 01.06.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Bergbau hat die Historie Dorstens weit mehr als 100 Jahre lang geprägt. Der Bergbau hat dabei aber nicht Geschichte, sondern auch Geschichten geschrieben, die - obwohl die Kohleförderung längst Vergangenheit ist - auch in Zukunft noch erzählt werden dürften.

Wie die von der Dorstener Mahnwache, mit ihren eindrücklichen Bildern von frierenden Kumpels rund um ein wärmendes Loren-Feuer. Mitten unter ihnen eine rüstige alte Frau, die sich zeit ihres Lebens mit der Situation der Männer unter Tage künstlerisch beschäftigt hat.

25 Jahre ist es inzwischen her, dass die Bergleute von Fürst Leopold mit dieser Aktion um das Überleben ihrer Zeche gekämpft haben. Solidarische Unterstützung bekamen sie von ebenjener Dorstener Ehrenbürgerin Schwester Paula alias Tisa von der Schulenburg, die sich ohne große Ankündigung eines Tages zu ihnen gesellte.

Ehrennadel wird überreicht.

Der aus Dorsten stammende amtierende Chef der RAG-Stiftung, Bernd Tönjes (Mitte), bekam von Bürgermeister Tobias Stockhoff die Goldene Ehrennadel der Stadt überreicht. © Michael Klein

„Ohne Tisa wären Leute wie Johannes Rau damals gar nicht bei uns vorbeigekommen“, wiesen die Teilnehmer einer Talkrunde am Montag im Tisa-Archiv auf die Strahlkraft hin, die die bekannte Ursulinen-Ordensschwester weit über die Region hinaus innehatte.

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Fünf Monate - von November 1996 bis März 1997 - dauerte die Mahnwache, deren Jubiläum die „Tisa-Stiftung“ zum Anlass nahm, im neuen Tisa-Archiv an der Fürst-Leopold-Allee 63 auf dem ehemaligen Zechengelände eine spannende und informative Sonder-Ausstellung zu zeigen - mit mehreren zeitgeschichtlichen Dokumenten, von Presseberichten über die Demos in Bonn, Düsseldorf oder Essen bis hin zu den legendären Mahnwachen-Käppis und -Stickern, die damals die ausharrenden Bergeleute trugen.

Reliefs und Zeichnungen

Und dort - nicht minder spannend - die eindrücklichen Bildmotive, die zum Teil frisch aus dem Ursulinen-Klosterkeller den Weg ins Tisa-Archiv gefunden haben: vor allem Bronzereliefs und (Tusche-)Zeichnungen, in denen die Künstlerin die Angst der Kumpel vor der Arbeitslosigkeit, ihre schwere Arbeit an den Maschinen und Werkzeugen im tiefen Schacht und die Proteste gegen die drohenden Zechen-Schließungen thematisierte.

Mahnwachen-Käppi

Neben Fotos und Zeichnungen darf auch das legendäre Mahnwachen-Käppi in der Ausstellung nicht fehlen. © Michael Klein

Trotz Demonstrationen und Mahnwache erfolgte im Jahr 1998 der Verbund mit der Zeche „Westerholt“ zum Bergwerk Lippe und im Jahr 2001 wurde die Förderung auf Fürst Leopold schließlich eingestellt. Tisa von der Schulenburg, Schwester Paula bekam wegen ihres Einsatzes für die Bergleute fortan den Spitznamen „Die heilige Barbara des Reviers“.

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Die Ausstellungseröffnung war für einige der Aktivisten von damals ein freudiger Anlass des Wiedersehens. Der damalige Dorstener Bergwerksdirektor Jürgen Schwarze und die seinerzeitigen Betriebsratsvorsitzenden Rudi Brieskorn und Alfons Buddner erzählten während der Talkrunde Anekdoten aus der Mahnwachenzeit, die Bergwerkskapelle Niederrhein in Uniform intonierte zwischendurch Bergmannslieder.

Menschen in der Ausstellung.

Einige Gäste nahmen die Ausstellungswerke näher in den Blick. © Michael Klein

RAG-Aufsichtsratsvorsitzender Peter Schrimpf hob das Zusammenspiel von „Kultur, Kirche und Kohle“ in Person von Tisa hervor und Tisa-Stiftungs-Vorsitzender Lambert Lütkenhorst wies in seiner Rede darauf hin, dass Tisa auch heute mahnen würde - an eine sichere Energieversorgung beispielsweise.

Goldene Ehrennadel

Und zum Schluss wurde zu seiner eigenen Überraschung der Mann geehrt, ohne den das Tisa-Archiv gar nicht denkbar gewesen wäre. Der aus Dorsten stammende Bernd Tönjes, Chef der RAG-Stiftung, bekam von Bürgermeister Tobias Stockhoff die städtische Ehrennadel in Gold ans Revers geheftet. Anschließend gingen die geladenen Gäste direkt zum Büffet - nur wenige schenkten der Tisa-Ausstellung an den Wänden einen näheren Blick.

Die geladenen Gäste im Tisa-Archiv

Die geladenen Gäste im Tisa-Archiv © Michael Klein

Die Ausstellung wird bis in den Juli hinein zu sehen sein. Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch und Freitag von 10 bis 12 Uhr, Donnerstag von 16 bis 18 Uhr und jeden ersten Sonntag im Monat von 11 bis 15 Uhr. Besuche sind auch nach vorheriger Terminabsprache möglich: Tel. (02362) 663060 oder per Mail unter kontakt@tisa-stiftung.de .