
Das Deckblatt des letzten städtischen Kultur-Programmheftes: Mit neuen Angeboten will die Stadtagentur weitere Besuchergruppen erschließen. © Privat
Kultur-Ideen vorgestellt: Stadt Dorsten will neues Publikum erreichen
Kultur
Die Abonnenten-Zahlen der städtischen Kulturveranstaltungen sind zurückgegangen. Deswegen möchte die Stadtagentur neue Publikumsgruppen erreichen. Erste Ideen wurden jetzt vorgestellt.
Die Stadtagentur Dorsten will und muss sich darüber Gedanken machen, wie es neue, bisher nicht erreichte Besuchergruppen für die städtischen Kultur-Abo-Veranstaltungen gewinnen kann. Denn die Abonnenten-Zahlen sind eingebrochen - und das Publikum wird immer älter.
Seit Beginn der Corona-Pandemie haben knapp 150 Personen ihr Theater-Abo gekündigt, teilte Anja Schäfer, die das Kulturangebot zusammenstellt, in dieser Woche im Kultur-Ausschuss mit. Aktuell sind es 450 Abonnenten, die „im Block“ Stücke in der Aula der St.-Ursula-Realschule gebucht haben. „Beim Kleinkunst-Abo sind es 30 Zahlende weniger als vor der Corona-Zeit.“ Hauptgrund für die Kündigung: Viele Abonnenten sind im Seniorenalter und führten gesundheitliche Gründe ins Feld.
Nun will die Stadtagentur den Spagat schaffen. Sie muss das übrig gebliebene Abo-Stammpublikum halten und darf es nicht mit Stücken „verschrecken“, die zu ausgefallen für den Mainstream-Geschmack sind. Auf der anderen Seite muss das Kulturangebot verstärkt aktuelle gesellschaftliche Lebenswelten widerspiegeln, um eine offenere und vor allem jüngere Besucherschaft auch von außerhalb nach Dorsten zu locken.
„Wahl-Abo“ als Option
Antje Schäfer teilte mit, dass auch andere Kommunen sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Sie habe dabei durchaus gute Ideen gefunden. Zwei mögliche Optionen stellte sie der Politik vor.
Zum einen ein Wahl-Abo: Abonnenten könnten sich dabei ihr Kulturprogramm selbst zusammenstellen. Zum Beispiel: fünf Veranstaltungen aus mindestens drei unterschiedlichen Sparten (Theater, Kleinkunst, Musik etc.) zu einem reduzierten Fix-Preis.

Mit der akrobatischen „Absolventen-Show" im Bürgerpark Maria Lindenhof hatte die Stadtagentur im Sommer letzten Jahres eine deutlich andere Zuschauerschicht gewinnen können. Das könnte zum Vorbild werden. © Privat
Vorteile: Die Abonnenten sind flexibler bei der Auswahl, die Auslastung in den verschiedenen Sparten könnte steigen und die Programmmacher hätten die Chance, neue Formate langsam einzuflechten. Nachteile: Platzkontingente bei kleineren Veranstaltungen könnten schnell ausgeschöpft sein. Zudem hat die Stadtagentur im Vorfeld kaum Planungssicherheit und einen größeren Verwaltungsaufwand.
„Experimentelle Angebote“
Zweite Möglichkeit: ein festes Abo mit dem Arbeitstitel „Kultur-Mix“. Das würde aus vier eher „experimentellen“ Angeboten bestehen, beispielsweise aus den Bereichen Akrobatik, Tanz, Off-Bühne, Poetry, Musik. Im Bürgerpark Maria Lindenhof (bei der Akrobaten-Show) oder im Tisa-Archiv (bei einem Theaterstück der Gleichstellungsbeauftragten) habe man bei vergleichbaren Veranstaltungen andere und jüngere Publikumsschichten begrüßen können.
Diese Angebote müssten wohl zusätzlich ins Programm genommen werden, erfordern also einen höheren Zuschuss. Allerdings seien auch Kooperationen mit anderen Kultur-Anbietern möglich. Nachteile gibt es aber sowohl für die Kunden (sie sind terminlich gebunden, könnten aber Einzelkarten kaufen, die jedoch teurer sind) als auch für die Stadtagentur: Sie müsste kleinere Veranstaltungsstätten auswählen, wobei die Kartenerlöse nicht allzu hoch sind.
Die Politik gab den Arbeitsauftrag an die Stadtagentur, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen. Erste Ideen sollen in die Spielzeit 2013/2014 einfließen.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
