
Michael Bösing mit einer vertrockneten Tanne. Die Trockenheit setzt vor allem jungen Bäumen zu, weshalb es in ein paar Jahren Engpässe geben könnte. © Guido Bludau
Trockenheit trifft Weihnachtsbäume: Engpass kommt mit Verzögerung
Dürre
Hunderte junge Tannen von Michael Bösing haben die Trockenheit nicht überstanden. Künftig droht ein Engpass.
Das kleine Bäumchen ragt kaum 20 Zentimeter aus der Erde, doch es fällt inmitten der anderen Tannen auf dem Feld von Michael Bösing direkt ins Auge. Die braune Farbe verrät es sofort: Dieser Weihnachtsbaum hat die Trockenheit nicht überstanden.
Mehr als 2.000 Nordmanntannen haben Michael Bösing und seine Familie vor zwei Jahren auf ihrem Feld in Deuten gepflanzt. Um die 800 sind seitdem der Dürre zum Opfer gefallen. Betroffen sind vor allem junge Bäume. „Wir haben natürlich auch nachgepflanzt und konnten einige Bäume retten, indem wir selbst gewässert haben“, so Bösing. „Aber das wirft einen trotzdem zurück.“
In diesem Jahr wird man die Auswirkungen wohl noch nicht zu spüren bekommen. Bösing rechnet nicht mit Engpässen zu Weihnachten: „Die großen Bäume tun sich nicht so schwer mit der Trockenheit, die kommen mit ihren langen Wurzeln ans Grundwasser.“

Dieses Weihnachtsbäumchen hat die Trockenheit nicht überstanden. © Guido Bludau
In sieben Jahren aber - so viel Zeit braucht eine Nordmanntanne mindestens, bis sie die richtige Größe hat - könnte es aber anders aussehen. „Ich fürchte, dass dann Engpässe kommen werden“, so Bösing. „Das höre ich auch von vielen Berufskollegen.“ Verstärkt wird das Problem, weil auch die in diesem Jahr anstehenden Neuanpflanzungen ohne den benötigten Regen bislang nicht möglich waren.
Abhilfe schaffen könnten andere Baum-Arten. Blaufichten beispielsweise wachsen etwas schneller als Nordmanntannen und kommen besser mit Trockenheit zurecht. „Da kommt es aber immer auch darauf an, wie gefragt diese Bäume sind“, sagt Michael Bösing, der auch Blaufichten und andere Arten gepflanzt hat. Die große Mehrheit der Kunden greift aber immer noch am liebsten zur klassischen Nordmanntanne.
„Moderater Preisanstieg“ beim Weihnachtsbaum erwartet
Und die wird in diesem Jahr wohl auch ein bisschen teurer werden. Michael Bösing rechnet mit einem „moderaten Preisanstieg“, wie er sagt. Die Preistreiber sind zum Beispiel die gestiegenen Kosten für Düngemittel. Oder auch das Verpackungsnetz, in das die Bäume eingesetzt werden.
„Bei den Netzen haben wir einen Preisanstieg um 30 Prozent“, so Bösing. Deswegen werde nun aber nicht gleich der ganze Baum um 30 Prozent teurer. „Im Vergleich zu anderen Produkten steigt der Preis beim Weihnachtsbaum sehr wenig. Das wird nicht so deutlich spürbar sein wie in anderen Branchen.“
Einst aus Sachsen nach Westfalen rübergemacht. Dort in Münster und Bielefeld studiert und nebenbei als Sport- und Gerichtsreporter gearbeitet. Jetzt im Ruhrpott gelandet. Seit 2016 bei Lensing Media.
