Der Schriftzug «Klinikum rechts der Isar - Technische Universität München» ist an einem Gebäude des Klinikums zu sehen.

Einem Mann aus Dorsten wird vorgeworfen, im "Klinikum rechts der Isar" in München zwei Menschen getötet zu haben. © picture alliance/dpa

„Todespfleger“ aus Dorsten wegen zweifachen Mordes angeklagt

rnOberlandesgericht München

Ein Krankenpfleger aus Dorsten soll in München mindestens zwei Patienten ermordet haben. Offenbar wollte er im Dienst seine Ruhe haben.

von Niklas Berkel, Britta Schultejans

Dorsten, München

, 17.10.2022, 17:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Grausiger Verdacht in München: Ein Krankenpfleger soll in einem Krankenhaus in München zwei Menschen umgebracht haben. Wie ein Sprecher des Oberlandesgerichtes München bestätigte, kommt der Angeklagte aus Dorsten. Die Anklage ist Anfang August erhoben worden. Der Vorwurf: zweifacher Mord sowie versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung in sechs weiteren Fällen. Die beiden Todesopfer waren laut Staatsanwaltschaft 80 und 89 Jahre alt. Zusätzlich hat sie den Dorstener wegen Diebstahls angeklagt.

Der Prozessbeginn soll Ende dieses oder Anfang des nächsten Jahres sein, sagte ein Sprecher des Oberlandesgerichtes München. Der Fall hatte im November 2020 erstmals Schlagzeilen gemacht. Von einem mutmaßlichen „Todespfleger“ war damals die Rede. Die Behörden teilten damals mit, dass sie in drei Fällen wegen des Verdachts auf versuchten Mord ermitteln.

Aufmerksamer Oberarzt wurde stutzig

Die Staatsanwaltschaft warf dem bei seiner Festnahme 24-Jährigen vor, drei Patienten im Alter von damals 54, 90 und 91 Jahren aus reiner Geltungssucht mit Medikamenten in Lebensgefahr gebracht zu haben, um dann bei ihrer Rettung zu glänzen. Chatprotokolle legten das nahe, wie die Staatsanwaltschaft damals mitteilte.

Die Ermittlungen gegen den Dorstener haben im Laufe der Monate allerdings ein anderes Bild gezeichnet, berichtete die Süddeutsche Zeitung. Der Pfleger im Dienst habe einfach seine Ruhe haben wollen. Die Staatsanwaltschaft gehe von den Mordmerkmalen der niedrigen Beweggründe und der Heimtücke aus.

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Ein aufmerksamer Oberarzt am Klinikum rechts der Isar war stutzig geworden, weil sich der Zustand von zwei Patienten plötzlich und unerklärlich verschlechtert hatte. Interne Ermittlungen ergaben Hinweise auf einen ähnlichen Fall, bei dem auch der Beschuldigte Dienst hatte.

Der Verdacht: Der Pfleger spritzte den Patienten eine Überdosis eines Medikaments, das ihnen nicht verabreicht werden sollte. Spuren dieser nicht verordneten Medikamente wurden im Blut der Patienten gefunden. Die Klinik zeigte den Pfleger an, er bestritt die Vorwürfe bei seiner Festnahme.

Die Staatsanwaltschaft ist laut SZ zunächst von etlichen Fällen „im niedrigen zweistelligen Bereich“ ausgegangen. Einige Fälle seien aber eingestellt worden. Wie die Staatsanwaltschaft erklärte, weil teils kein Tatnachweis zu führen gewesen sei, und weil teils andere Fälle im Vergleich zu den angeklagten Taten bei einer möglichen Verurteilung nicht ins Gewicht fallen würden.

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Pfleger kam über Zeitarbeitsfirma nach München

Der ausgebildete Altenpfleger war im Juli 2020 über eine Zeitarbeitsfirma in die Klinik gekommen. Dort war er vor allem auf der sogenannten Wachstation im Einsatz, einer Zwischenstation zwischen Intensiv- und normaler Station. Dort werden Kranke rund um die Uhr betreut. Die Ermittlungsgruppe der Polizei, die sich mit dem Fall befasste, trug deshalb den Namen „Wachstation“.

Im Klinikum rechts der Isar, dem mutmaßlichen Tatort, wollte sich Anfang des Jahres niemand zu dem Fall äußern. „Nach Absprache mit den Ermittlungsbehörden informieren ausschließlich diese über den Fall. Wir kooperieren aufs Engste mit den Behörden“, sagte eine Sprecherin. Auch zu der Frage, ob Sicherheitsvorkehrungen in der Klinik verschärft wurden, wollte die Sprecherin sich nicht äußern.

Fall erinnert an den „Todespfleger“ Niels Högel

Der Fall erinnert an den als „Todespfleger“ bekannt gewordenen Patientenmörder Niels Högel. Das Landgericht Oldenburg hatte ihn 2019 wegen Mordes in 85 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt hatte.

Högel war in Kliniken in Oldenburg und Delmenhorst als Krankenpfleger in der Intensivmedizin tätig. Dort tötete er nach Feststellung des Landgerichts insgesamt 85 Patienten, indem er ihnen medizinisch nicht indizierte Medikamente verabreichte. In erster Linie soll es ihm darum gegangen sein, sich danach um die Reanimation der Patienten bemühen zu können und vor Kollegen gut dazustehen.

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mit Material von dpa

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