Feuerwehrleute bauen Betten in einer Sporthalle auf

Binnen weniger Stunden könnte die Stadt Dorsten eine Sporthalle zu einem Notlager machen. Die Josefsporthalle war im Frühjahr bereits als vorübergehendes Flüchtlingsquartier vorgesehen, wurde dann aber nicht benötigt. © Guido Bludau (Archiv)

Blackout, Cyber-Attacke: Dorsten rüstet sich für Krisen und Katastrophen

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Satelliten-Telefone, Notstrom-Aggregate, Feldbetten - Dorsten trifft Vorkehrungen für mögliche Krisen und Katastrophen. Die Stadt hat seit wenigen Tagen sogar einen „Krisenstabsmanager“.

Dorsten

, 17.10.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wie bereitet man eine Stadt auf mögliche Katastrophen vor, ohne gleich als Panikmacher dazustehen? Dorstens Bürgermeister hat es Anfang März in einer Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses versucht. In einer 23-minütigen Rede stimmte er Bürgerinnen und Bürger damals auf Stromausfälle, Cyber-Attacken und andere Notfälle ein.

“Ich habe viel Zustimmung bekommen“, sagt Stockhoff rückblickend, „aber natürlich gibt es immer auch Menschen, die das nicht ernst nehmen.“ Die letzten Wochen haben indes gezeigt, dass die Szenarien, die der Bürgermeister damals beschrieb, durchaus realistisch sind.

Dorsten hat jetzt einen „Krisenstabsmanager“

„Wir müssen gemeinsam Antworten finden“, betonte Stockhoff im März. Einige scheinen inzwischen gefunden zu sein. Was wohl auch damit zu tun hat, dass dem Bürgermeister als langjährige Führungskraft in der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) – der Katastrophenschutzorganisation des Bundes – das Thema „Krisen- und Katastrophenvorsorge“ sehr am Herzen liegt.

Bürgermeister Tobias Stockhoff hat Anfang März die Bevölkerung auf mögliche Krisen eingestimmt.

Bürgermeister Tobias Stockhoff hat Anfang März die Bevölkerung auf mögliche Krisen eingestimmt. © Stefan Diebäcker (Archiv)

So hat Dorsten seit Anfang Oktober einen „Krisenstabsmanager“, also jemanden, der im Ernstfall das Kommando führt, aber eben auch „Katastrophenschutz und Krisenprävention strategisch weiterentwickeln“ soll. Den Namen mag der Bürgermeister noch nicht preisgeben, für nächste Woche ist zunächst ein erstes Dienstgespräch anberaumt.

Nach den eindringlichen Worten des Bürgermeisters im Frühjahr hat sich aber nicht nur personell, sondern auch materiell einiges getan. Ein Überblick:

1. Blackout: Für alle Feuerwehrgerätehäuser sind Notstromerzeuger angeschafft worden. „Darüber hinaus kann das Rathaus extern versorgt werden“, sagt der Bürgermeister. „Auch die Notstromversorgung der Hauptfeuer- und Rettungswache wird aktuell ausgebaut.“

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Außerdem wurde bereits die Kraftstoffversorgung für die Notstromerzeuger optimiert, in den kommenden Monaten sollen auch die Lagerkapazitäten weiter ausgebaut werden. Die ersten Satellitentelefone sind geliefert worden. „Weitere Satellitentelefone sind durch Kreis und Stadt bereits bestellt worden“, so Stockhoff.

2. IT-Infrastruktur: Neben dem Serverraum gibt es einen Ersatzserverraum, der sehr zeitnah in Betrieb genommen werden kann. Ferner wird Schritt für Schritt die IT-Ausstattung der Rathaus-Mitarbeiter fürs Homeoffice oder einen Ausweichsitz der Verwaltung (z. B. in einer Schule) verbessert. Stockhoff: „Alle Schulen sind inzwischen mit einer passenden Infrastruktur dafür ausgerüstet.“ Über die Verbesserungen der IT-Sicherheitsstruktur will die Stadt Dorsten aus Sicherheitsgründen keine öffentlichen Aussagen treffen.

Zwei Männer in Schutzanzügen im Corona-Notlager der Stadt Dorsten

Zu Beginn der Corona-Pandemie hat die Stadt Dorsten im Atlantis ein Notlager für Schutzanzüge, Masken und Desinfektionsmittel eingerichtet. © Stefan Diebäcker (Archiv)

3. Pandemie-Lager: Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie hat die Stadt Dorsten ein Pandemie-Lager im Atlantis aufgebaut. Dort ist noch wichtige Schutzausrüstung (z. B. Masken, Schutzanzüge, usw.) eingelagert. Die Stadt sucht derzeit einen geeigneten Standort, um Materialen dauerhaft einlagern zu können.

4. Notquartiere: Die Stadt Dorsten hat etwa 300 Feldbetten sowie mehr als 500 Sitzmöglichkeiten und Tische zur Verfügung. Die Unterbringungskapazitäten wurden ausgebaut. „Innerhalb weniger Stunden kann eine Sporthalle als Notunterkunft eingerichtet werden“, sagt der Bürgermeister. Die Josefsporthalle beispielsweise war vor einigen Monaten schon als vorübergehendes Flüchtlingsquartier vorbereitet worden, wurde dann aber nicht benötigt.

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Bürgermeister hält „Selbsthilfefähigkeit“ für wichtig

Grundsätzlich glaubt der Bürgermeister, dass Dorsten auf Krisen gut vorbereitet ist. „In den kommenden Jahren wird es darum gehen, die Stadt durch zusätzliche Maßnahmen noch widerstandsfähiger zu machen. Am Ende kosten Krisenprävention und Katastrophenvorsorge aber Geld und Ressourcen.“

Ein wichtiger Baustein ist aus seiner Sicht aber auch, die „Selbsthilfefähigkeit der Menschen“ zu verbessern, um die alltäglichen und kleineren Herausforderungen einer Krise selbst oder durch Nachbarschaftshilfe meistern zu können. Auch das wird dann wohl eine Aufgabe für den neuen Krisenstabsmanager sein.

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