Die Nachwuchs-Jäger Tobias Lange und Marius Pieper haben in dieser Woche damit begonnen, den mit 15.000 Pflanzen vorgesehenen Hecken-Waldsaum zu bepflanzen.

© Michael Klein

Start mit 15.000 Pflanzen: Natur- und Walderlebnispfad wird Großprojekt

rnBarloer Busch

Der Hegering in Dorsten hat im „Barloer Busch“ Großes vor: Er will der Bürgerschaft in dem Stadtwald die Natur auf vielfältige Art und Weise näher bringen. Mit einem sehr spannenden Projekt.

Dorsten

, 11.03.2021, 04:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Früher standen im Barloer Busch an dieser Stelle viele Fichten. Doch ein verheerender Sturm im Jahr 2018 und ein schlimmer Befall mit Borkenkäfern haben dafür gesorgt, dass die Bäume abgeholzt werden mussten. Nun soll auf der Brachfläche neues grünes Leben sprießen. „15.000 heimische Heckenpflanzen wie Pfaffenhütchen, Weide, Hartriegel, Speierling oder Holunder werden hier eingesetzt, sie sollen einen Waldsaum bilden“, sagt Hermann Wolff.

Die Natur nahe bringen

Der Dorstener Berufsjäger ist Vorsitzender des Hegerings Herrlichkeit Lembeck und Dorsten. Der gemeinnützige Verein mit seinen 350 Mitgliedern und 42 Jagdrevieren hat vor drei Jahren den Barloer Busch von der Stadt Dorsten gepachtet. Doch der Hegering will hier nicht nur das Jagdrecht ausüben - sondern der Dorstener Bürgerschaft auch auf lehrreiche und aktive Weise die Natur nahe bringen.

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Der Vorstand hat deshalb vor zwei, drei Jahren ein Konzept für einen „Natur- und Erlebnispfad“ im gut 75 Hektar großen und von einem 5,5 Kilometer langen Wegesystem durchzogenen „Stadtwald“ erarbeitet, das nun Zug und Zug umgesetzt wird.

Der erste Aufschlag

Die derzeitigen Arbeiten für den Waldsaum sind der erste große Aufschlag, erklärt Stefan Pesenacker von der Grünflächenabteilung der Stadt, der das Projekt aufseiten des Rathauses betreut. Denn die große Heckenfläche wird eine Aussichtsplattform bekommen, von der aus die Waldbesucher die Tier- und Pflanzenwelt beobachten können.

Den Spaziergängern und Joggern, die regelmäßig den Barloer Busch als beliebtes Ausflugs- und Auslauf-Ziel nutzen, wird es in den vergangenen Tagen aufgefallen sein: Rund um das neue Heckenareal nahe des Rapphofs Mühlenbachs bauen Mitglieder des Hegerings ein sogenanntes „Hordengatter“ auf. 300 Meter lang ist der Zaun insgesamt. „Er soll die Jungpflanzen vor Wildverbiss und vor den Menschen schützen“, erklärt Hermann Wolff.

Die Hegering-Vorstandsmitglieder Franz-Josef Gövert (links), Martin Lücke (zw.v.l.) und Hermann Wolff (rechts) beim Aufbau des neuen Hordengatters im Barloer Busch.

Die Hegering-Vorstandsmitglieder Franz-Josef Gövert (links), Martin Lücke (zw., v.l.) und Hermann Wolff (rechts) beim Aufbau des neuen Hordengatters im Barloer Busch. © Michael Klein

Der Hegering profitiert dabei von einer Landesförderung in Höhe von gut 50.000 Euro, die die Stadt kürzlich auf kurzfristigen Antrag aus einem Zuschuss-Programm für „Grüne Infrastruktur“ erhalten hat. „Damit können erste Bausteine des Natur- und Walderlebnispfads finanziert werden“, so Stefan Pesenacker.

Unterschiedliche Themeninseln

Martin Lücke, Jugend-Obmann im hiesigen Hegering, kündigt an, dass der Erlebnispfad aus unterschiedlichen „Themeninseln“ bestehen soll, die einen „ganzheitlich vernetzten Ansatz“ bilden sollen. Denn im Barloer Busch seien unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen zu berücksichtigen - vor allem die der Tier- und Pflanzenwelt, aber auch die der forstlichen und der Erholungs-Nutzung für die Bevölkerung. Zudem bietet der Wald mit seinen Feuchtgebieten ein facettenreiches Bild, auch wegen der Bergsenkungen.

Mitglieder des Hegerings hatten im Vorjahr EPS-Fallen im Barloer Busch aufgehängt.

Mitglieder des Hegerings hatten im Vorjahr EPS-Fallen im Barloer Busch aufgehängt. © Privat

Bislang hat der Hegering sein Revier mit jagdlich nutzbaren Einrichtungen bestückt. Hochsitze zum Beispiel. Die Mitglieder haben aber auch schon verschiedene Biotop-und Hege-Projekte umgesetzt, zum Teil mit Kindern aus Dorstener Kindergärten und Schulen. Haben Mäuseburgen für Kleinstnager errichtet sowie Vogelnist- und Fledermausschutzkästen gebaut und aufgehängt.

Neue Schautafeln geplant

„Der Erlebnispfad ist für Naturinteressierte jeder Altersklasse gedacht“, betont Hegering-Vorsitzender Hermann Wolff. Doch insbesondere soll er Familien ansprechen, soll er außerschulischer Lernort für Dorstener Kitas und Grundschulen werden.

Der Barloer Busch bietet auch dank der Bergsenkungen einen facettenreichen Lebensraum für Pflanze und Tiere.

Der Barloer Busch bietet auch dank der Bergsenkungen einen facettenreichen Lebensraum für Pflanze und Tiere. © Privat

Hauptelemente werden zeitgemäße und aufeinander abgestimmte Schautafeln, die das bisherige und vom damaligen Stadtförster Bernhard von Blanckenburg in den 1980er-Jahren übernommene, inzwischen vergilbte Informationssystem ablösen sollen.

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Die neuen Waldlehrtafeln sollen auf Edelstahlträgergerüsten stehen und den Betrachtern Informationen zu möglichst vielen Aspekten des „Waldlebens“ liefern. Essbares aus heimischen Wäldern, Lebensraum Baum, Photosynthese, Aufgaben des Försters, Klimafunktion des Waldes - nur einige möglichen Beispiele. Dazu Wissenswertes über heimische Vögel, Wildarten, Insekten und Naturphänomene.

Die alten vergilbten Hinweistafeln im Barloer Busch haben bald ausgedient.

Die alten vergilbten Hinweistafeln im Barloer Busch haben bald ausgedient. © Michael KLein

Martin Lücke vom Hegering hat selbst drei kleinere Kinder und weiß, dass die kleinen Waldbesucher heutzutage mit Schrift-Tafeln allein nicht zu begeistern sind. „Die brauchen auch etwas zum Anfassen und zum Klettern.“

So soll auch die (inter-)aktive Wissensvermittlung gepflegt werden: Quizspiele, Bienenschaukästen, Klanghölzer, Installationen von Tiersilhouetten, Bildübertragungen aus Vogelhäuschen, Pavillons, in denen in Ton und Bewegtbildern die tierischen Waldbewohner vorgestellt werden.

Schilder kosten 60.000 Euro

Das alles kostet natürlich Geld über den Landeszuschuss für das Anfangsprojekt hinaus. Allein die drei Dutzend vorgesehenen wetterfesten Schautafeln dürften mit fast 60.000 Euro zu Buche schlagen. „Je nach weiterer Anschaffung wären die Kosten dann nach oben hin offen“, sagt Hermann Wolff. Immerhin: Bürgermeister Tobias Stockhoff habe zugesagt, das Erlebnispfad-Projekt städtischerseits mit 25.000 Euro zu fördern.

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Ansonsten heißt es für den Hegering nun: Sponsoren für Sach- und Geldspenden suchen, um nach und nach den Wald- und Naturerlebnispfad wachsen zu lassen. „Wir wollen neben ortsansässigen Firmen auch Stiftungen, Naturschutzfonds der öffentlich-rechtlichen Banken oder sonstige Einrichtungen als Unterstützer gewinnen“, sagte Hermann Wolf.

Wer spenden möchte: Der Hegering stellt zweckgebundene Spendenbescheinigungen aus. Sponsoren werden auf Wunsch als Unterstützer der Maßnahmen genannt. Bankverbindung: Vereinte Volksbank, BIC: GENODEM1KIH, IBAN: DE78 4246 1435 0101 3305 00, Stichwort: Spende Natur- und Walderlebnispfad