Der Rosenmontagszug in Dorsten stand Anfang März auf der Kippe. Die Sicherheitsanforderungen an den Zug machten eine Verlegung der Stecke notwendig.
Die Vorkehrungen, die getroffen wurden, waren das maximal Mögliche, erklärte Bürgermeister Tobias Stockhoff am Dienstag (1.4.) bei einer Pressekonferenz zu Gefahrenräumen. Ohne die vielen Ehrenamtlichen und städtischen Mitarbeiter wäre der Zug nicht umsetzbar gewesen. Eine dauerhafte Lösung war das aber nicht. Jetzt sollen die Besucher selbst entscheiden, in welche Gefahrensituation sie sich begeben.
Ein eigens entwickeltes Konzept soll für alle anderen Veranstaltungen wie zum Beispiel Schützenfeste zum Einsatz kommen: Künftig werden bei Open-Air-Veranstaltungen in Dorsten verschiedene Schilder darauf hinweisen, wie hoch die Gefahr an bestimmten Stellen ist.
Damit reagiert die Stadt Dorsten auch auf das gestiegene subjektive Sicherheitsgefühl der Besucherinnen und Besucher. Denn: Mit den ausgewiesenen Gefahrenzonen sollen die Besucher selbst entscheiden, wo sie sich aufhalten und wie sicher sie sich fühlen möchten.
Außerdem soll das Konzept das Maß des Leistbaren nicht übersteigen. „Es besteht also die Herausforderung, Veranstaltungen so abzusichern, dass am Ende Veranstalter dieses Maß an Sicherheit auf der einen Seite bieten können, auf der anderen Seite aber auch noch ehrenamtlich leisten können“, so Stockhoff weiter.
Veranstalter und Vereine sollen in Abstimmung mit dem Ordnungsamt das neue Konzept zusammen umsetzen können.

Dass Sicherheit bei Veranstaltungen ein komplexes Thema ist, weist auch Nina Laubenthal nicht von der Hand: „Die Attentate mit Fahrzeugen haben uns aber gezeigt, wie verwundbar große Menschenmassen sind und wie herausfordernd es ist, sie möglichst wirksam zum Beispiel auf einem langen Umzugsweg zu schützen“, sagt die Erste Beigeordnete und zuständige Ordnungsdezernentin.
Das Resultat sind Schilder, die die Flächen der Veranstaltungen mit grünen, gelben und orangefarbenen Gefahrendreiecken einteilen und beim Betreten der Veranstaltungsorte zu finden sind. Innerhalb einer Veranstaltung kann es verschiedene Gefahrenräume geben.
Individuelle Umsetzung für jedes Event
„Die Gefahrenräume und die jeweils nötigen Maßnahmen gibt es nicht von der Stange“, betont Christoph Fortmann, Leiter des Ordnungs- und Rechtsamtes. Heißt konkret: Für jede Veranstaltung gibt es ein eigenes Gefahrenzonen-Konzept, das die Veranstalter und Vereine im Vorfeld mit dem Ordnungsamt festlegen.
Die Kategorie eins wird mit einem grünen Gefahrendreieck gekennzeichnet. Hier gilt das größte Schutzniveau. Kategorie zwei („gelb“) liegt als Mittelstufe vor der Kategorie drei („orange“), die Stellen mit dem geringsten Schutzniveau kennzeichnet.
Die getroffenen Maßnahmen und Gegebenheiten vor Ort bestimmen dabei die Einteilung der Kategorien. Bei Innenstadtveranstaltungen gehören dazu zum Beispiel die Polleranlagen, wodurch der Bereich vor Überfahrten geschützt ist. Ein Sicherheitsdienst, Personeneinlasskontrollen oder Mitführverbote sind zum Beispiel weitere Maßnahmen, die getroffen werden können und die Gefahrenzone definieren.
„Wir möchten das Verhältnis zwischen den verschiedenen subjektiven Sicherheitswahrnehmungen der Besucher auch dahingehend stärken, dass wir für jeden zumindest ein Angebot darlegen, aber gleichzeitig auch das Verhältnis zu Kosten und Aufwand im Rahmen einer abstrakten Gefahr beibehalten“, ergänzt Sven Bartmann, Abteilungsleiter im Ordnungs- und Rechtsamt.

Wo sich welcher Gefahrenraum befindet und welche Maßnahmen getroffen wurden, soll jeweils vorher bekannt gegeben und vor Ort transparent kommuniziert werden. „Die Besucher sollen weiterhin mit einem guten und sicheren Gefühl zu den Veranstaltungen kommen, aber immer auch mitdenken dürfen und mit überlegen dürfen, mitentscheiden dürfen, wo sie sich aufhalten, welches Maß an Sicherheit für sie wichtig ist in dem Moment und anhand dessen dann auch entscheiden“, betont Fortmann.
Erster Einsatz bei „Dorsten isst mobil“
Bürgermeister Tobias Stockhoff macht aber auch deutlich, dass es keinen hundertprozentigen Schutz geben kann. Es werden Maßnahmen getroffen, die das Gefahrenpotenzial verringern und die Besucher mit in die Verantwortung nehmen sollen. „Aber gleichzeitig sagen wir auch sehr deutlich: Auch du musst für dich selbst abschätzen, wo du dich aufhalten möchtest und wo du dich dann vielleicht nicht aufhalten möchtest“, sagt er.
Am ersten April-Wochenende (4.-6.4.) findet „Dorsten isst mobil“ statt. Die Gefahrenräume werden dort zum ersten Mal angewandt. Wo sie sich befinden, kommuniziert die Stadt wenige Tage vorher.