Queer und gleichzeitig religiös: Ausstellung in Dorsten zeigt Porträts
Jüdisches Museum
Persönliche Porträts und Erfahrungen von queer-religiösen Menschen stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung, die bis November im Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten zu sehen ist.
Das Jüdische Museum Westfalen in Dorsten (Julius-Ambrunn-Straße) zeigt für zwei Monate eine Ausstellung mit Fotos von Ceren Saner, der Titel: „This is me - queer und religiös? Die künstlerisch gestalteten und mit Mehrfachbelichtungen verfremdeten Porträts sind ab Samstag (24. September) zu sehen und zeigen 15 „LGBTIQ+Personen“ verschiedener Religionszugehörigkeit.
In Begleittexten erzählen die Porträtierten ihre Geschichten. LGBTIQ+ ist der Sammelbegriff für alle, die nicht hetero und/oder CIS-Gender sind. Die Buchstaben stehen für lesbisch, schwul (gay), bisexuell, trans, inter, asexuell und queer.
Da ist zum Beispiel Julia aus Koblenz, die in einem baptistisch-mennonitischen Haushalt aufwuchs und während des Theologiestudiums begriff, dass es sinnlos ist, gegen ihre Trans-Identität anzukämpfen und dass Gott sie dennoch bedingungslos liebt. Dasselbe galt leider nicht für ihr soziales Umfeld, welches sie fast gänzlich verlor als sie geoutet wurde. Heute kämpft sie dafür, dass andere in ähnlichen Situationen ihre Identität offen leben können.
Keine Konflikte erlebt
Oder da ist Helene, die Berliner Rabbinatsstudentin, die persönlich keine Konflikte zwischen ihrer Queerness und ihrer Religion erlebt hat und sich dabei auch auf Vorarbeiten zur jüdisch-queeren Theologie in den USA und in Deutschland stützen kann. Auch sie wünscht sich aber, dass die Vielfalt jüdischen Lebens sichtbarer wird und steht mit ihrer Person dafür ein.

Julia aus Koblenz wuchs in einem baptistisch-mennonitischen Haushalt auf begriff während des Theologiestudiums, dass es sinnlos ist, gegen ihre Trans-Identität anzukämpfen. © Ceren Saner
Dies sind zwei von vielen möglichen Geschichten und Lebensläufen. Die Ausstellung trifft keine generellen Aussagen zu queer-religiösen Menschen, im Gegenteil: die Porträtierten stellen sich selbst vor, mit ihren eigenen Erfahrungen im Umgang mit anderen, auch mit Diskriminierung, in ihren Zugängen zu ihrer jeweiligen Religion, zu ihren familiären Umfeldern und mit ihren je eigenen Vorstellungen und Wünschen.
Mit dieser Ausstellung, die das Jüdische Museums in Rendsburg (Schleswig-Holstein) in Kooperation mit Keshet Deutschland erarbeitet hat, will das Jüdische Museum Westfalen Personen, die oftmals versteckt bleiben, weil sie von Diskriminierung und physischer Gewalt bedroht sind, in ihrer Identität bestärken und gegenüber der Mehrheitsgesellschaft signalisieren, dass ein offenes, queeres Leben in unserer Gesellschaft selbstverständlich sein muss.
Pädagogisches Programm
Die Ausstellung in Dorsten wird unterstützt vom Lions Club Dorsten-Hanse. Sie läuft bis zum 13. November. Informationen zum pädagogischen Begleitprogramm sind bei Mareike Fiedler und Anja Mausbach unter lernen@jmw-dorsten.de erhältlich. Die Ausstellungseröffnung findet am Samstag (24. September) um 11 Uhr statt. Anmeldungen unter rezeption@jmw-dorsten.de oder Tel. (02362) 45279.