Orkan „Sabine“ hat Windräder zu Höchstleistungen animiert

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Orkan „Sabine“ hat Windräder zu Höchstleistungen animiert

rnStrom aus Wind

Orkan Sabine hat die Windräder zu Höchstleistungen getrieben und für eine Menge Strom gesorgt. Manchmal standen die Rotoren allerdings auch still.

Dorsten

, 18.02.2020, 19:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als die Stürme „Sabine“ und „Victoria“ jetzt übers Land fegten, sorgten sie nicht nur für reichlich Durcheinander, sondern auch für eine Menge Strom, denn der kräftige Wind trieb die Rotoren von Windrädern zu Höchstleistungen an. Zum Beispiel in der Windenergieanlage (WEA) am Emmelkamp, kurz vor dem Freudenberg an der B58.

Die wird betrieben von der Münsteraner BBWind (Bäuerliche Bürger Wind), deren Geschäftsführer der Lembecker Heinz Thier ist, der gemeinsam im Jahr 2000 mit einem Windrad auf eigenem Grundstück in Lembeck den Grundstein für die Projektberatungsgesellschaft gelegt hat. Das Tochterunternehmen des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes hat mit seinen 32 Mitarbeitern bereits rund 100 Bürgerwindanlagen ans Netz gebracht.

Windräder haben den Orkan ohne Schäden überstanden

Nach dem „Sabine“-Wochenende zeigte sich Thier bei einem Zwischenfazit zufrieden: „Unsere Anlagen haben den Orkan erstaunlich gut und ohne Schäden überstanden. Und sie haben eine Menge Strom produziert.“

In der Nacht vom 8. auf den 9. Februar (Sonntag/Montag) hätten alle Anlagen maximale Stromleistung erbracht. Thier: „Die Anlage am Emmelkamp hatte ihr Maximum am Sonntagabend gegen 22 Uhr. Die Werte lagen bei 32,4 Metern pro Sekunde, was 116 Stundenkilometern entspricht.“ Am Schöppinger Berg im Kreis Borken lag der Wert mit 135 km/h sogar noch höher. Dort beträgt die Nabenhöhe der Windräder allerdings auch 160 Meter, während die Windräder am Emmelkamp 114 Meter Nabenhöhe aufweisen.

Vor Überdrehzahl schalten sich die Rotoren ab

Wer Zeit hatte, während des Sturms mal Windräder zu beobachten, hat möglicherweise gesehen, dass die Rotoren auch mal stillstanden. Heinz Thier erklärt die Gründe: „Wenn der Wind zu stark wird, schalten die Anlagen sich zeitweise aus Selbstschutz automatisch ab, damit keine Überdrehzahl erreicht wird.“

Geben die Windmesser auf den Gondeln wieder Entwarnung, werden die Rotoren wieder eingeschaltet. Manchmal reiche es auch aus, die Rotoren bei vollem Wind zu „pitchen“, also Fläche rauszunehmen und die Last zu verringern.

Die WEA Emmelkamp hat nach Angaben der BBWind am Sturm-Wochenende von Sonntagmittag bis Montag auf Nennleistung produziert, dies seien 2000 kWh je Stunde, also insgesamt über 24 Stunden 48.000 kWh. Das ist so viel Strom, wie 14 Haushalte im Jahr verbrauchen.

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Netzbetreiber haben den produzierten Strom aufgenommen

Heinz Thier: „In der Sturmnacht ist sehr viel Strom produziert worden, alle Anlagen liefen auf voller Leistung. Da wir unseren Strom vor den Toren des Ruhrgebietes produzieren, werden die WEA von den Netzbetreibern nicht abgeschaltet, die Stromnetze haben die Kapazitäten aufnehmen können.“ Das war auch in der Nachbarstadt Haltern der Fall, wo die Windräder ebenfalls Rekordergebnisse eingefahren haben.

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Zwölf Orkanstunden

43,7 Gigawatt

Auch deutschlandweit sorgte der Orkan für einen Rekord: Zeitweise seien rund 43,7 Gigawatt Windstrom ins Netzt eingespeist worden, sagte eine Sprecherin des Übertragungsnetzbetreibers Tennet der Nachrichtenagentur dpa. Damit wurde der bisherige Rekordwert von 43,4 Gigawatt übertroffen. Allein die Windenergie hat nach Berechnungen der Denkfabrik Agora Energiewende zwischen Sonntagmittag (9. Februar) und Montagmittag (10. Februar) rund 60 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms gedeckt.
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