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Windbauern haben Anträge für elf Windräder in Lembeck, Wulfen und Hervest eingereicht
Strom aus Windenergie
Nachdem die Windenergieplanung in Dorsten auf Eis gelegt werden musste, gibt es jetzt frischen Wind von den Windbauern. Sie wollen elf Anlagen in Lembeck, Wulfen und Hervest errichten.
Dorstener Windbauern haben sich nicht entmutigen lassen, nachdem die Bezirksregierung Münster den Teilflächennutzungsplan Windenergie der Stadt Dorsten im November 2018 wegen formaler Fehler zurückgewiesen hat. Sie haben Bauvoranfragen beim Kreis Recklinghausen für den Bau von elf Anlagen eingereicht, wie Heinz Thier, Lembecker Geschäftsführer der BBWind in Münster, auf Anfrage mitteilte.
Standorte in den Windvorrangzonen
„Die Anlagen sollen in den von der Stadt angedachten Vorrangzonen errichtet werden“, so Thier. Sechs in Lembeck, vier in Wulfen und eine in Hervest. Als Standorte für die Anlagen kommen vier in der Großen/Langen Heide, eine in der Gälkenheide, eine am Mühlenberg, zwei im Torfvenn in Lembeck und drei diesseits der A31 in Lembeck an der Gemeindegrenze zu Heiden in Betracht.

Vor der alten Windmühle am Oldenkamp: Diese Windbauern wollen elf Anlagen in Dorsten errichten lassen. Mit Heinz Thier sind das Johannes Thier, Manuel Wissing, Bernd Schmöning, Bernd-Christian Krampe, Georg Haane, Heinz Elvermann. © Claudia Engel
Hinter Heinz Thier stehen Johannes Thier, Manuel Wissing, Bernd Schmöning, Bernd-Christian Krampe, Georg Haane und Heinz Elvermann. Sie alle wollen die Bürgerwindprojekte in die Tat umsetzen, denn: „Man muss nicht nur vom Klimawandel sprechen, sondern etwas dagegen tun.“ Mehr als 73.000 Tonnen CO2 würden die elf Anlagen einsparen, damit könnte die CO2-Bilanz jedes Dorsteners um über zehn Prozent jährlich vermindert werden, sagt Heinz Thier.
2000 drehte sich das erste Windrad
Heinz Thier war zusammen mit seinem Bruder Johannes einer der ersten, der in Dorsten auf Erneuerbare Energien gesetzt hat. 2000 ging die erste Windmühle der Brüder am Oldenkamp in Lembeck in Betrieb: „Sie ist knapp 100 Meter hoch und produziert 750.000 Kilowattstunden jährlich“, sagt Thier. Zwei neue Anlagen würden heutzutage soviel bringen wie 40 Altanlagen: „30 Millionen Kilowattstunden.“
Die Brüder Thier planen deshalb zusammen mit weiteren Windbauern aus Lembeck, die alte Anlage nach ihrem 20-jährigen Förderzeitraum abzureißen und zwei neue in dem Gebiet zu errichten. Zusammengenommen würden die elf avisierten Anlagen 150 Millionen Kilowattstunden jährlich erzeugen. Damit könnten mehr als 40.000 Haushalte mit Strom versorgt werden.
Bürgerbeteiligung ist vorgesehen
Die Akzeptanz sei in Lembeck hoch, weiß Heinz Thier. Es sind Bürgerwindgesellschaften, die in den Konzentrationszonen Anträge zur Klärung des Planungsrechts beim Kreis eingereicht hätten. „Sollten die Bauvoranfragen vom Kreis genehmigt werden, werden wir die Anlieger und Nachbarn gerne auch in Einzelgesprächen eingehend über die Vorhaben informieren“, sagte Thier.
Thier weist daraufhin, dass in allen Bürgerwindprojekten die Bürgerbeteiligung vorgesehen ist. Mit dem Lembecker Anlagenbau geht eine Bürgerstiftung einher: „Das Dorfleben profitiert dann von den Einnahmen durch die Anlagen in Form von Zuschüssen für Dorfprojekte.“
Eine Anlage in der Gälkenheide
So will auch Bernd-Christian Krampe vorgehen, der den Bau einer Windenergieanlage im Gebiet Gälkenheide vorantreiben will. Diese Anlage ist nicht unumstritten gewesen, aber auch Krampe setzt auf Informationsgespräche mit Nachbarn und Anliegern, um die Akzeptanz für das Windrad zu erhöhen.
Aber zunächst einmal müsse sich der Kreis als Aufsichtsbehörde mit den Unterlagen für die Vorbescheide beschäftigen. „Bei einem positiven Vorbescheid folgt der Antrag nach Bundesimmissionsschutzgesetz zur Prüfung aller immissions- und naturschutzfachlichen Belange“, erklärt Heinz Thier. Auch hier sei der Kreis der Verfahrensführer.
Die Stadt Dorsten sitzt als Trägerin öffentlicher Belange mit im Boot. Vonseiten der Stadt hieß es auf Anfrage: „Die Stadt Dorsten wurde vom Kreis informiert, dass diese Anträge vorliegen, hat allerdings noch keine inhaltlichen Details erfahren. Sobald die Stadt beteiligt wird, wird sie zu den Anträgen planungs- und bauordnungsrechtliche Stellungnahmen erarbeiten und prüfen, ob das gemeindliche Einvernehmen hergestellt werden kann.“
Möglicher Gegenwind aus Düsseldorf
Möglicherweise droht den Dorstener Windbauern aber jetzt aus Düsseldorf ein heftiger Gegenwind. Wie am Freitag bekannt wurde, hat die Regierung den neuen Landesentwicklungsplan verabschiedet. Kritisch merkt der Landesverband Erneuerbare Energien NRW dazu in einer Stellungnahme an, dass „der Landesentwicklungsplan insbesondere durch pauschale Mindestabstände und das weitgehende Verbot der Inanspruchnahme von Wirtschaftswäldern erhebliche Einschränkungen bei der Windenergie vorsieht“.
Der Bund für Umwelt- und Naturschutz geißelt den Beschluss der Landesregierung in seiner Stellungnahme wie folgt: „Durch die unsachgemäßen Restriktionen der Windenergienutzung würgt die Landesregierung einen ganzen Wirtschaftszweig ab.“
Ob und inwieweit sich die Rahmenbedingungen des Landesentwicklungsplanes auf die Dorstener Vorhaben auswirken, wird sich zeigen.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
