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Nähe fehlt: Dorstener Hospizdienst muss kreative Lösungen finden
Coronavirus
In der Pandemiezeit ist die Arbeit für den ambulanten Hospizdienst in Dorsten nicht einfach. Was möglich ist und welche Ideen sich der Hospizdienst gemacht hat, verrät die Koordinatorin.
Abstand halten ist in Corona-Zeiten das oberste Gebot. Schwierig ist das in Bereichen, in denen Nähe von großer Bedeutung ist. So zum Beispiel bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Ambulanten Hospizdienstes in Dorsten, die Kranke auf dem letzten Abschnitt ihres Lebensweges begleiten. „Die Nähe ist so wichtig, das geht echt verloren“, meint Claudia Kiehl, leitende Koordinatorin des Hospizdienstes.
Einige Begleitungen hätten aufgrund der Pandemie-Lage ausschließlich telefonisch stattgefunden. „Das ist besser als gar nichts, aber schrecklich anonym“, meint die Dorstenerin. Besonders im ersten Lockdown waren die Einschränkungen deutlich spürbar. „Es wurde alles runtergefahren, es war kaum etwas möglich“, erinnert sich Claudia Kiehl.
Mehr Möglichkeiten im zweiten Lockdown
Obwohl einige Ehrenamtliche aufgrund ihres Alters oder entsprechender Vorerkrankungen selbst zur Risikogruppe zählen, seien fast alle bereit gewesen, die Begleitung mit entsprechenden Hygienemaßnahmen fortzusetzen. „Das finde ich beachtenswert“, stellt die Koordinatorin heraus.
Im zweiten Lockdown ist mehr möglich als im vergangenen Frühjahr. Die Begleiter dürfen in die Familien und in verschiedene Altenheime gehen. Allerdings gibt es weiterhin Einschränkungen. Zum Beispiel haben die Hospizbegleiter im Moment keinen Zugang zur Palliativstation im St. Elisabeth-Krankenhaus. Zwischenzeitlich durften sie dort je einen Patienten besuchen.
Impfung lässt auf sich warten
Im zweiten Lockdown seien die Begleiter etwas unsicherer geworden. Große Hoffnung machte allen, dass die Mitarbeiter des Hospizdienstes eigentlich zeitnah geimpft werden sollten. „Das scheint aber nur Theorie zu sein“, hat Claudia Kiehl festgestellt. Obwohl die Impfbescheinigungen bereits ausgefüllt sind, lässt ein Termin auf sich warten.
Anrufe bei Impfzentrum, Gesundheitsamt und Kassenärztlicher Vereinigung führten bisher nicht zum Erfolg. „Es wäre super, wenn wir geimpft würden, das würde das Sicherheitsgefühl natürlich erhöhen“, unterstreicht sie. Aktuell gebe es neue Hoffnung durch eine Ankündigung, nach der Praxen, Ärzte und Therapeuten, die sich regelmäßig in Pflegeheimen aufhalten, vom Impfzentrum benachrichtigt werden sollen.
Zahl der Anfragen geht zurück
Auch für die Familien der Kranken sei die Situation sehr schwierig. „Wir sehen, dass die Belastung in den Familien sehr hoch ist“, berichtet Claudia Kiehl. Über eine Mitarbeiterin, die auch in der Palliativpflege tätig ist, besteht Kontakt zu den Familien.
Insgesamt hat der ambulante Hospizdienst im vergangenen Jahr deutlich weniger Anfragen für Begleitungen als zuvor erhalten. „Wir vermuten, dass sich Familien anders aufgestellt haben und viele mehr Zeit haben, sich um Kranke zu kümmern“, meint Claudia Kiehl dazu.
Blog und Videokonferenzen: Hospizdienst wird kreativ
Angesichts der Situation hat der Hospizdienst kreative Ideen entwickelt. Dazu zählte das Angebot, Patienten auf der Palliativstation etwas mit Abstand durch das Fenster anzureichen. „Vielleicht will jemand frische Erdbeeren essen oder mal seinen Hund sehen“, erklärt Claudia Kiehl. Dazu bietet der Hospizdienst einen Blog an. Dieser richtet sich an trauernde Erwachsene, trauernde Kinder und Jugendliche sowie Begleitende von Sterbenden. Außerdem gibt es einen telefonischen Infoservice (02362/918753) rund um Fragen zur Patientenverfügung.
Als Ersatz für die Trauercafé-Veranstaltungen dienen Spaziergänge, immer entsprechend den Corona-Bestimmungen mit Abstand. Die Selbsthilfegruppe für trauernde Angehörige nach Suizid führt regelmäßig Videokonferenzen durch. Bei Kindern und Jugendlichen finden diese keinen großen Zuspruch, auch hier gibt es Trauerspaziergänge.
„Im zweiten Lockdown ist der Tod präsenter geworden. Die Menschen kennen mehr Leute, die an Corona erkrankt sind, und es wird deutlicher, dass man daran wirklich sterben kann“, beobachtet Claudia Kiehl. Sie und ihre Mitstreiter würden sich wünschen, bald wieder mehr Nähe zeigen zu können.
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