
© Claudia Kiehl
Petra Lessnow hilft Kindern und Jugendlichen, mit Trauer umzugehen
Trauerarbeit
Verlieren Kinder einen Elternteil, reagieren sie unterschiedlich. Dorstens neue Trauerbegleiterin spricht über ihre Arbeit und, warum auch Kinder zu ihr kommen, deren Haustier gestorben ist.
Die derzeit 40 Ehrenamtler und fünf hauptamtlichen Mitarbeiterinnen des Ambulante Hospizdienstes Dorsten kümmern sich nicht bloß um schwerkranke Menschen und deren Angehörige, sondern sie sind auch nach dem Tod für die Hinterbliebenen da.
Für Kinder und Jugendliche gibt es spezielle Angebote. Petra Lessnow ist seit August neu an Bord und begleitet trauernde Kinder und Jugendliche.
Als Kinderkrankenschwester in der Jugendpsychiatrie gearbeitet
Die gelernte Kinderkrankenschwester hat sich als Fachkraft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Heilpädagogin weitergebildet. „Ich wollte mehr in den pädagogischen als in den pflegerischen Bereich, weil er mich mehr angesprochen hat“, begründet Petra Lessnow (45) die Spezialisierung und Zusatzausbildung, aktuell befindet sie sich in der Weiterbildung zur Trauerbegleiterin.
Während ihrer Tätigkeit in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie habe sie „viele schicksalhafte Geschichten“ mitbekommen und gemerkt, dass ihr die Arbeit liegt, sie gut mit der psychischen Belastung umgehen kann. „Man muss gut auf sich selbst aufpassen und sich von der Arbeit abgrenzen. Mir hilft der Austausch mit Kollegen und körperliche Bewegung. Hobbymäßig spiele ich in einer Theatergruppe. Da kann ich gut abschalten“, beschreibt Petra Lessnow ihre Strategie. Jeder sei da aber anders, weiß sie.
Fingerspitzengefühl und Empathie sind gefragt
Lessnows Arbeitsalltag besteht aus Trauerarbeit – sie redet mit Kindern und Jugendlichen, die einen schmerzhaften Verlust verarbeiten müssen. Vielleicht ist der Vater oder die Mutter gestorben, es kann aber auch der Onkel oder die Oma sein – die 45-Jährige hilft den Kindern und Jugendlichen, mit der Trauer zurecht zu kommen. „Ich lehne aber auch nicht grundsätzlich jemanden ab, der sein geliebtes Haustier verloren hat. Oft steckt hinter der Trauer nämlich viel mehr.“
Neben altersgerechten Trauergruppen bietet der Ambulante Hospizdienst auch Einzeltermine an. „Hausbesuche eignen sich besonders gut, um die Kinder in ihrer vertrauten Umgebung kennenzulernen und zu begleiten“, findet Petra Lessnow.
Besuch vor Ort kann ein Eisbrecher sein
Der Besuch zu Hause könne wie ein Eisbrecher wirken. „Sie zeigen mir vielleicht Erinnerungsstücke des Verstorbenen und so kommen wir ins Gespräch“, schildert die Trauerbegleiterin ihr Vorgehen.
Manchmal versuche sie es auch über Bücher: „Leni und die Trauerpfützen“ sei etwa ein Buch, das Kindern vermittele, dass Gefühle wie Wut, Trauer oder Angst ganz normal seien. „Solche Geschichten dienen als Aufhänger, um über Emotionen zu sprechen. Jedes Kind geht anders mit Verlust um. Es gibt Kinder, die können gar nichts sagen, bei anderen bricht die Trauer plötzlich in Form von Wut auf.“

Im Büro der Kinder- und Jugendtrauergruppen: Gefühle sind nicht immer einfach zu fassen. © Lydia Heuser
Mit Trauer umgehen lernen, kann ein langer Prozess sein. Manche Kinder und Jugendliche kommen teilweise über Jahre zu den monatlich stattfindenden Trauergruppen. „Sie benötigen mehr Zeit, um mit dem Verlust und dem Abschied umgehen zu können. Der Austausch mit anderen Kinder und Jugendlichen tut in diesen Fällen gut und vermittelt das Gefühl, damit nicht alleine zu sein“, erklärt die Trauerbegleiterin.
Zwar finden die Gespräche auch in Corona-Zeiten statt, jedoch müssen die Teilnehmer auf manches verzichten. Zu Weihnachten gemeinsam Plätzchen backen, das gehe nun nicht.
Die drei Gruppen bestehen zurzeit aus fünf Teilnehmern zwischen fünf und sieben, sieben bis 13 und ab 14 Jahre. Wer zu Petra Lessnow Kontakt aufnehmen möchte, erreicht sie unter Tel. (0157) 85044907, Tel. (02362) 9540402 oder p.lessnow@hospizdienst-dorsten.de.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
