
© Claudia Engel (A)
Michael Dröscher schwört auf Kalte Nahwärme: „Günstig Heizen mit Grundwasser“
Energiepreis-Schock
Sie ist klimaschonend, langlebig und gut fürs Portemonnaie: die Kalte Nahwärme. In einer Stadt des Ruhrgebietes gibt es sie schon. Die Teilnehmer sparen eine Menge Geld beim Heizen.
Michael Dröscher sitzt zusammen mit Arno Schade und Willi Rosowski in seinem gut beheizten Wohnzimmer seines Einfamilienhauses im Dorstener Hetkerbruch. Draußen regnet es, die Temperaturen sind unterirdisch. Doch Dröscher und seine Nachbarn haben es behaglich warm. Seit mehr als 40 Jahren setzen sie auf Kalte Nahwärme und feiern eine Heiztechnik, die „simpel, langlebig, im Verbrauch kostengünstig und klimaschonend“ ist. 1.300 Euro zahlt Michael Dröscher jährlich für Heizungs- und Stromkosten in seinem mehr als 180 Quadratmeter großen Haus. Das ist im Vergleich zu Gas- oder Ölpreisen extrem günstig.

Michael Dröscher, Willi Rosowski und Arno Stamm (v.l.) sind überzeugt davon, dass Wärmepumpen eine gute Alternative zum herkömmlichen Heizen sind. © Claudia Engel (A)
Bei Kalter Nahwärme wird Grundwasser in das Heizsystem eingeleitet und elektrisch mit einer Wärmepumpe auf Temperatur gebracht. Weil der Dorstener Ortsteil Wulfen-Barkenberg in seiner Gründerzeit ein weit gestecktes Pionierfeld für Ingenieure und Architekten war, wurde dort schon in den 1970er-Jahren eine Ringleitung gelegt. Sie stellt die Versorgung der Haushalte im Westen Barkenbergs mit Heizwasser sicher.
Zunächst waren 117 Haushalte angeschlossen
„Primärenergiesparende Wärmeversorgung der Wohnsiedlung Stadtkern West“ lautete der sperrige Titel für die zukunftsweisende Technik, von der 117 Haushalte zunächst profitierten. Die Ringleitung versorgt die Einfamilien- und Mehrfamilienhaus-Siedlung im Barkenberger Westen zwischen Heidbruch und Hetkerbruch bis hin zu Gebäuden am Wulfener Markt mit dem Grundwasser, das elektrisch von den Wärmepumpen in den Häusern aufgeheizt wird und in den häuslichen Heizkörpern bzw. Fußbodenheizungen zirkuliert.
„Das Wissen um diese Ringleitung und die Möglichkeiten, auch größere Gebäude mit Grundwasser und Wärmepumpentechnik zu beheizen, scheint aber verloren gegangen zu sein“, sagen die drei Barkenberger Hausbesitzer. Nun gewinnt die bestehende Ringleitung in Barkenberg aus zwei herausragenden Gründen wieder an Bedeutung: Energiepreis-Schock und Neubebauung des Wulfener Marktes.
Die bestehenden Immobilien am Wulfener Markt, Ladenpassage und dazugehörige 130 Wohnungen werden noch in diesem Jahr abgerissen. Sie machen Platz für eine neue Bebauung mit voraussichtlich Wohn-, Büro- und Ladelokalen. Michael Dröscher meint, dass die Kalte Nahwärme für die Beheizung der neuen Häuser am Wulfener Markt interessant sein könnte. Denn die bestehende Ringleitung gibt das her.
OET Kälte & Wärme GmbH ist Partnerin
Das hat damit zu tun, dass einige Häuser vom Netz gegangen sind, als RWE als Betreiberin das Handtuch warf und die Hausbesitzer um die Zukunft ihres speziellen Heizsystems bangen mussten: „Zur Aufrechterhaltung der Wärmeversorgung wird ein neuer Betreiber gesucht“, meldete der Umweltausschuss der Stadt Dorsten 2013. „Glücklicherweise konnten wir selbst einen neuen Betreiber finden“, sagt Michael Dröscher. In der OET Kälte & Wärme GmbH habe man eine Partnerin entdeckt, die sogar die Effizienz der Wärmepumen weiter verbessern konnte. Sie steht den 40 Teilnehmern, denen 53 Wohneinheiten zuzuordnen sind, zur Seite.
Dröscher und seine Nachbarn sind hochzufrieden mit der Kooperation mit OET. Heizkosten von nur 900 Euro jährlich für ein 180 Quadratmeter großes Haus - das würden viele Besitzer mit Gas- oder Ölheizungen sich wohl wünschen. Zu den umwelt- und kostengünstigen Aspekten kommt die Langlebigkeit der Wärmepumpentechnik hinzu: „Die Wärmepumpe in meinem Haus läuft seit 1982 mit dem ersten Kompressor ohne wesentliche Reparaturen. Alle Welt spricht über energieeffiziente Heizungen, wir haben sie seit 40 Jahren“, sagt Dröscher.
„Wir benötigen in unserem Haus jetzt insgesamt etwa 5.300 kWh/Jahr für circa 123 Quadratmeter beheizte Fläche, das bedeutet circa 43 kWh/Quadratmeter, was für ein normales Reihenhaus von 1982 sehr günstig ist“, erläutert Dröscher. „Wir haben ein innovatives Heizsystem aus Pionierzeiten in den 1970er- und 80er-Jahren optimiert und fortgesetzt“, sagt Dröscher zufrieden.
Erster Energiestammtisch in Barkenberg
Michael Dröscher will beim ersten Energiestammtisch in Barkenberg weitere Teilnehmer informieren. Der Stammtisch findet am 29. März (Dienstag) ab 18 Uhr im Gemeinschaftshaus am Wulfener Markt statt und bündelt Impulse, Ideen und Vorschläge, welche der vielen Energieflüsse für Barkenberg genutzt werden können. Neben der Kalten Nahwärme kommt Barkenberg auch als Pionierfeld für den Einsatz von Wasserstoff als Energieträger infrage. Barkenberg als Wasserstoffstadt - auch das ist ein Teil der Überlegungen, die zurzeit geführt werden. Mehr als 4.000 Barkenberger Haushalte heizen elektrisch.
Michael Dröscher sieht mittelfristig gute Aussichten für ein energiesparendes, umweltfreundliches Quartier Barkenberg. Seine Ideen werden von der Energie.Agentur NRW unterstützt: „Wärmepumpen gelten als zukunftsweisende Anlagen, denn sie ermöglichen umweltfreundliches, nachhaltiges Heizen und tragen so zur Energiewende bei“, heißt es in einem Bericht über die Kalte Nahwärme in Barkenberg. 40 Jahre nach der Einführung in Dorsten gewinnt die Wärmepumpentechnik neue Bedeutung - und auch die Nutzung der Kalten Nahwärme.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
