Energiepreisschock Dorstener hat kaum Strom- und Heizkosten.

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Christian Feldmann hat umgerüstet: „Zahle kaum Heiz- und Stromkosten“ (mit Video)

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Christian Feldmann aus Dorsten hat schon beim Kauf seines Hauses Vollgas gegeben, um seine Energiekosten auf ein Minimum zu senken. Jetzt berät er andere, wie das geht.

Ruhrgebiet

, 14.03.2022, 07:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Christian Feldmann ist 45 Jahre alt, verheiratet, Vater zweier Kinder. Aufgewachsen im Dorstener Ortsteil Wulfen-Barkenberg kehrte er nach dem Studium (Maschinenbau und Betriebswirtschaftslehre) nach Barkenberg zurück. „2014 haben wir unser Haus im Heidbruch bezogen.“ Ein älteres Einfamilienhaus mit allen energetischen Nachteilen, die Häuser aus den 1980er-Jahren haben.

Für Christian Feldmann stellte sich von Anfang an die Frage, wie er auf Energie aus fossilen Brennstoffen verzichten kann. Denn: „Der Klimawandel ist seit 40 Jahren bekannt. Es ist nicht mehr die Frage, ob es zur Klimakatastrophe kommt, sondern wann.“ Als er die Entscheidung zur Umrüstung traf, wusste er noch nicht, wie teuer Heizen mit Erdgas oder Öl werden würde.

Ausstoß muss radikal gesenkt werden

Bevor alle gezwungen würden, von heute auf morgen auf Null herunterzufahren, fordert Feldmann: „Wir sollten als Gesellschaft sofort und in den nächsten zwei bis drei Jahren entschlossen sein, den CO2-Ausstoß in allen Bereichen so radikal zu senken, wie es uns mit erprobter Technik möglich ist. Nur so gewinnen wir Zeit, Lösungen für Probleme zu finden, für die wir heute noch keine haben.“ Er selbst hat das getan. Und steht anderen Hausbesitzern mit Rat und Tat zur Seite, wenn sie umrüsten möchten.

Christian Feldmann mit einer seiner Luftwärmepumpen.

Christian Feldmann mit einer seiner Luftwärmepumpen. © Guido Bludau

Feldmann hat ein Einfamilienhaus, das ohne fossile Brennstoffe auskommt und den CO2-Ausstoß auf Null reduziert. Jetzt belastet er die Umwelt nicht mehr und hat für die Energiekrise, die uns mit Macht überfällt, vorgesorgt. „Die Wissenschaft hat für die Welt ausgerechnet, wie wenig CO2 noch abgegeben werden darf, um die bereits stattfindende Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Diese CO2-Reserve nennt sich Klimabudget. Weltweit wurde es 2018 auf 420 Gigatonnen kalkuliert. Dieses Budget reicht von heute an gerechnet gerade noch acht Jahre“, sagt der Weltklimarat. Eine Garantie gebe es aber nicht: „Es ist einfach schon zu viel klimaschädliches Gas in die Atmosphäre abgegeben worden“, sagt Christian Feldmann.

Christian Feldmann ist gerne bereit, sein Wissen und seine Erfahrungen um die Luftwärmepumpen und eine Photovoltaikanlage mit anderen Interessierten zu teilen. Er würde auf Wunsch auch zum Thema vortragen. Er ist per E-Mail (klimaschutz.jetzt@posteo.de) zu erreichen.

Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse hat Feldmann deshalb sein Haus von Grund auf saniert: Das Dach wurde vollständig gedämmt und neu eingedeckt, 74 Photovoltaikzellen auf dem Dach speisen den Sonnenstrom zunächst ins hauseigene Stromnetz für den eigenen Bedarf, die überschüssige Energie wird an die Stromversorger verkauft.

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Die Zellen im Heidbruch produzieren 18.100 kWh Strom jährlich: „Unser Eigenverbrauch liegt bei etwa 4500 kWh für den Haushalt und 3300 kWh für die Heizung“, sagt Feldmann. Für ihn rechnet sich das Geschäft mit dem Sonnenstrom: „Die Einspeisevergütung lag 2019 bei 10,4 Cent pro kWh.“ Übrigens produziert die Anlage auch im Winter Sonnenstrom: „Sie liefert dann zirka 20 Prozent des Jahresertrags und dieser wird überwiegend direkt verbraucht.“

Die Zukunft liegt im elektrischen Heizen

Vom Nutzen einer Wärmepumpe ist er nämlich überzeugt, „weil Wind und Sonne günstig Strom liefern“. Und eine Wärmepumpe sei eine elektrisch betriebene Heizung. Sie verwendet elektrischen Strom, um Wärme aus einer Quelle zu entnehmen und zu überführen. „Die Quelle kann Luft, Wasser oder Erde sein.“

Christian Feldmann wählte eine Luftwärmepumpe. „Allerdings waren die Anbieter für Luftwärmepumpen in der Region wahnsinnig teuer. Sie hätten zwischen 18.000 und 30.000 Euro genommen.“

Christian Feldmann mit einer seiner Luftwärmepumpen.

Christian Feldmann mit einer seiner Luftwärmepumpen. © Guido Bludau

Feldmann recherchierte auf eigene Faust im Netz und wurde fündig. Für jeweils 2850 Euro hat er sich seinerzeit zwei Panasonic-Anlagen gekauft, die in Kombination mit der 24 kWp-Photovoltaikanlage zu einem Drittel den Strom für die gewünschte Heizenergie liefern. Die beiden Kästen, von ihrer Größe her vergleichbar mit Klimaanlagen, hat er direkt neben dem Eingang seines Hauses aufgestellt. Seit der Dachsanierung wird nur noch eine Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen benötigt.

BAFA-Prämien verringerten den Kaufpreis

Weil Feldmann sich im Internet schlau gemacht hatte, konnte er beim Umbau auch noch BAFA-Prämien für die Anschaffung verbuchen. Im Winter hat er gerade einmal 620 Euro für die gesamte Heizperiode zahlen müssen: Die Heizkosten lagen bei ca. 0,3 Euro pro kWh für gekauften Ökostrom und 0,06 Euro für die Photovoltaik kWh Herstellkosten. 3276 kWh hat die Wärmepumpe von Christian Feldmann verbraucht. Mit dem Strom hat die Wärmepumpe 15.368 kWh Wärme ins Haus gebracht. „Mit dem überschüssig verkauften Photovoltaikstrom gelingt es uns, weder Heiz- noch Stromkosten zu haben“, sagt Feldmann.

Für den Betrieb einer Wärmepumpe sei entscheidend, so viel Heizfläche wie möglich zu haben. Dafür kommen Böden, Wände oder auch Decken in Frage. So lassen sich auch alte Häuser sehr günstig beheizen.

Abkehr von fossiler Energie schont Portemonnaie und Umwelt

Die Abkehr von fossiler Energie ist also nicht nur umweltschonend und spart Energiekosten, sie ist auch finanziell attraktiv. Christian Feldmann denkt aber nicht nur an sein Portemonnaie, sondern an die Zukunft seiner Kinder. „Unsere Kinder werden alle Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen. Spätes Handel verengt den Spielraum von ihnen, unser Wachstum und Wohlstandsmehrung gehen wider besseren Wissens zulasten der nachfolgenden Generationen.“