
Die Suche nach einem freien vollstationären oder Kurzzeitpflege-Platz ist in Dorsten nicht einfach. Corona hat die Situation noch verschärft. (Symbolbild) © picture alliance/dpa
Lange Suche für Angehörige - in Dorsten fehlen Pflegeplätze
Senioren
Ein Dorstener sucht für seine Mutter einen Platz in der Kurzzeitpflege und stellt fest, dass es in Dorsten kaum welche gibt. Auch vollstationäre Plätze sind rar gesät.
Nach einem Sturz landete die 86-jährige Mutter eines Dorsteners im Krankenhaus. Dieses empfahl für die Zeit nach dem Aufenthalt dort die Unterbringung in einer Kurzzeitpflegeeinrichtung. Es begann eine nicht einfache Suche, die viele Dorstener Angehörige wahrscheinlich schon durchgemacht haben.
„Mir wurde vom Krankenhaus schon gesagt, dass die Plätze in der Kurzzeitpflege aktuell in der Region sehr beschränkt seien“, erzählt der Dorstener. Beim ersten Blick auf die Heimfinder-Seite des Landes NRW im Internet (www.heimfinder.nrw.de) seien auch zunächst weder Kurzzeit- noch Dauerpflegeplätze in Dorsten zu finden gewesen.
„Die nächsten freien Plätze waren in Marl und Gladbeck. Das ist natürlich nicht so schön für Angehörige, die ihre Senioren gerne in der Nähe hätten“, so der Dorstener. Als schließlich auf der Heimfinder-Seite ein Platz im Seniorenzentrum Südwall in Dorsten angezeigt wurde, schlug der Soziale Dienst vom Krankenhaus rasch zu.
Kurzzeitpflegeplätze für Anbieter finanziell unattraktiv
„Die Vermittlung planbarer Kurzzeitpflegeplätze gestaltet sich tatsächlich schwierig, da es nur eine sehr begrenzte Anzahl gibt“, gibt Svenja Küchmeister, Sprecherin des Kreises Recklinghausen, zu. Dieser Mangel sei jedoch kein kreisspezifisches Problem, sondern ein „allgemeinpolitisches und übergreifendes“. Das liege daran, dass die Finanzierung solcher Kurzzeitpflegeplätze für Leistungsanbieter nicht ausreichend attraktiv sei.

Ein Blick in den Heimfinder zeigt, dass es aktuell in Dorsten keine freien Plätze im Bereich der Kurzzeitpflege gibt. © Manuela Hollstegge
Insgesamt sei es so, dass die Anzahl der Mitbürger, die Plätze in einer Pflegeeinrichtung benötigten, stark angestiegen sei und noch weiter angsteigen werde. Die Pandemie trage zusätzlich zu einer Zuspitzung der Situation bei. Denn durch Corona seien in den Einrichtungen keine Doppelbelegungen von Zimmern mehr angeboten worden.
Die Heime stießen so wesentlich schneller an ihre Kapazitätsgrenzen. „Die Einrichtungen in der Stadt Dorsten weisen nach derzeitigem Stand keine freien Kapazitäten auf, sodass sich die Suche nach einem kurzfristigen Platz in einer Einrichtung dieser Stadt schwierig gestaltet“, so Küchmeister.
Mit Neubauten gegen den demografischen Wandel
Betrachte man jedoch den gesamten Kreis, gebe es laut Pflegeplanung sowie Datenerhebung über den Heimfinder einen Überschuss an Plätzen. Jedoch wird die Bevölkerung im Kreis immer älter. „Den Folgen des demografischen Wandels kann zukünftig nur durch den Neubau von Einrichtungen entgegengewirkt werden“, erklärt die Kreissprecherin.
Vor zwei Jahren sei die verbindliche Pflegeplanung aufgehoben worden - das bedeute, dass aktuell jeder Investor, der sich in der Kommunalen Konferenz Alter und Pflege (KKAP) vorgestellt habe, eine Einrichtung errichten könne. Eine Bedarfsprognose habe ergeben, dass bis zum Jahr 2040 im Kreis Recklinghausen 18 neue Pflegeeinrichtungen errichtet werden müssten, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden.
Nicht nur am eigenen Wohnort suchen
Theorie hin oder her - wer gerade verzweifelt einen Platz sucht, den dürfte diese wenig interessieren. Für sie hat Svenja Küchmeister einige Tipps parat: „Oftmals wird ausschließlich im eigenen Wohnort (...) geschaut. Auch wenn der Wunsch von räumlicher Nähe nachvollziehbar ist, ist in solchen Fällen anzuraten, auch über die Stadtgrenze hinaus nach freien Kapazitäten zu schauen.“
Angehörige sollten sich ihrer Meinung nach am besten an die Koordinierungsstelle der Beratungs- und Infocenter Pflege (BIP) bei der Kreisverwaltung Recklinghausen oder an die Berater und Beraterinnen der BIP vor Ort in den kreisangehörigen Städten wenden.
Anfragen zu Kapazitäten in den Einrichtungen würden tagesaktuell über einen Faxverteiler durch die Koordinierungsstelle der BIP weitergeleitet. Ebenso würden freie Kapazitäten durch die Einrichtungen dort gemeldet und an die Städte und Krankenhaussozialdienste weitergeleitet. Darüber hinaus sei die App „Heimfinder“ frei zugänglich. Hier könne stadtscharf nach Einrichtungen und deren Kapazitäten gesucht werden.
- Das BIP in Dorsten: Stadt Dorsten, Bismarckstraße 1a, 46284 Dorsten, Erdgeschoss, Zimmer E 006, Tel. (02362) 66-4420 (Maria Grewing) oder 66-4299 (Antje Leisten), Fax: (02362) 66-5752, E-Mail: bip@dorsten.de, Öffnungszeiten: montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr nach Terminabsprache, freitags von 8 bis 13 Uhr nach Terminabsprache.
- Das Dorstener Team des Beratungs- und Infocenters Pflege (BIP) stellt sich am Donnerstag (2. Juni) mit einem Stand auf dem Wochenmarkt in der Dorstener Innenstadt vor. Interessierte erhalten Auskünfte zu vielen Fragen rund um das Thema Pflege. Auch ein individueller Termin kann vereinbart werden.
Ich bin gebürtige Dorstenerin, lebe und arbeite hier. Dorsten und vor allem die Menschen der Stadt liegen mir sehr am Herzen. Wichtig sind mir jedoch auch die Kirchhellener. Seit mehreren Jahren darf ich über den kleinen Ort berichten und fühle mich daher sehr mit dem Dorf verbunden. Menschen und ihre Geschichten, Bildung und Erziehung – das sind Themen, die mir wichtig sind. Und das liegt nicht nur daran, dass ich zweifache Mutter bin.
