
Die drei Künstlerinnen Ingrid Saalfeld, Stefanie Szukowski und Sabine Bachem (v.l.) bespielen mit ihren großformatigen Werken zwei Wochen lang die hintere Kauen-Hälfte von Fürst Leopold. © Michael Klein
Trio präsentiert auf Zechengelände in Dorsten große „Kunst an Ketten“
Ausstellung
Drei Künstlerinnen präsentieren bei der diesjährigen „Extraschicht“ großformatige Werke in der Kaue von Fürst Leopold in Dorsten - und das auch über die „Nacht der Industriekultur“ hinaus.
Besonders sehenswert sollten die Werke sein, das war natürlich klar. Aber es gab vonseiten des Creativ-Quartiers Fürst Leopold eine weitere Vorgabe für die Kunstausstellung anlässlich der diesjährigen Extraschicht: Besonders groß sollten die Bilder nämlich auch sein - damit sie in der gewaltigen Kaue der ehemaligen Zeche gut zur Geltung kommen.
So ließ Bernd Saalfeld, der Vorsitzende des Dorstener Kunstvereins „Virtuell-Visuell“, seine Netzwerk-Verbindungen spielen - und konnte ein Künstlerinnen-Trio für die Schau gewinnen, die dort nicht nur während der „Nacht der Industriekultur“ am 25. Juni (Samstag), sondern auch in der Woche zuvor und den acht Tagen danach zu bewundern ist.
Sabine Bachem, Ingrid Saalfeld und Stefanie Szukowski haben sich für das Ereignis zusammengetan - und präsentieren unter dem Motto „Kunst an Ketten“ ganz unterschiedliche künstlerische Herangehensweisen, die aber dennoch in Form ihres Fantasie-Reichtums auf den zweiten Blick viel miteinander verbindet.
Im ersten Ausstellungsfeld mitten in der Kaue hängen die Werke von Ingrid Saalfeld, 15 an der Zahl. Zumeist „informelle Kunst“, keine reale Malerei. Einige schwarz dräuende Bilder, passend zum Bergbau-Ambiente.
Interpretation ohne Grenzen
Gewitterwolken, Wetter über oder unter Tage oder doch ein gekentertes Schiff? Der Interpretation aller ihrer abstrakte Gemälde sind keine Grenzen gesetzt. Und das gilt auch für die an urzeitliche Lebewesen oder verwitterte Gesteinsformationen gemahnenden figürlichen Darstellungen auf den Leinwänden.
Ganz anders Stefanie Szukowski. Mit ihren Werken entführt sie die Betrachtenden ins Londoner East End, nach Shoreditch. Stellt in ihren Gemälden Foto-Motive von verarmten Rotzbengeln und anderen Bewohnern des Arbeiterviertels aus den 1890er-Jahren nach: Und stellt sie bunt gestalteten Straßenszenen des heutigen hippen Multi-Kulti- und Streetart-Viertels, das sie gerne regelmäßig besucht, gegenüber. Und auf fast jedem Bild gesellt die Künstlerin einen Gegenstand hinzu, der im Original nicht vorhanden ist, aber in ihrer Fantasie das Setting erst komplett macht.
Überbordend und farbgewaltig auch die Werke von Sabine Bachem, bei denen sich die Künstlerin von den „Metamorphosen“ von Ovid hat inspirieren lassen. „Im Moment der äußersten Spannung verwandelt sich der Mensch in das Anders“ - dieses Zitat des antiken römischen Dichters hängt unausgesprochen über der Szenerie, die in ihrer eindrucksvollen Mixtur vom Aussterben bedrohte Menschenaffen, weibliche Porträts und Waldlandschaften in Koexistenz zusammenbringt. Äußerst spannend.
Und siehe da: Auch die Natur verwandelt Sabine Bachem auf den Bildern in das Anders.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
