Rekord im Jahr 2022 Immer mehr Katholiken in Dorsten kehren der Kirche den Rücken

Immer mehr Katholiken in Dorsten kehren der Kirche den Rücken
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Die Zahl der Kirchenaustritte ist im Kreisdekanat Recklinghausen noch einmal gestiegen. Das Bistum Münster veröffentlichte jetzt Zahlen für 2022. 3.490 Katholiken haben demnach der Kirche den Rücken gekehrt, 697 von ihnen kommen aus Dorsten.

Für Pfarrer und Dechant Dr. Stephan Rüdiger (St. Agatha) ist das alles andere als erfreulich. Gerade weil in der Kirche vor Ort, im Haupt- und Ehrenamt, viel Engagement gezeigt werde, betont er.

Allein die Pfarrei St. Agatha verzeichnete im letzten Jahr 203 Kirchenaustritte. Stephan Rüdiger versucht den Austritten auf den Grund zu gehen und mit den Menschen zu sprechen.

Seine Erkenntnis: Wenn es nur um die Pfarrei in Dorsten ginge, würden sie bleiben. „Es geht um die Missbrauchsfälle. Wir haben ein ganz großes Glaubwürdigkeitsproblem“, sagt er. Jetzt gehe es aber nicht darum, sich selbst zu bedauern. „Wir müssen etwas verändern.“

Pfarrer Stephan Rüdiger steht auf einer Wiese.
Viele Katholiken hätten mit der Institution Kirche ein Problem. Stephan Rüdiger, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Agatha, möchte erreichen, dass Glaube und Institution wieder zusammenpassen. © privat

Eheschließung vorm Altar

2022 lebten 32.654 Katholiken in Dorsten. Ein Jahr zuvor waren es noch 33.516. Doch das Bistum Münster verzeichnet nicht nur negative Entwicklungen. Die Zahl der Taufen, Trauungen oder Gottesdienstteilnehmerinnen- und Teilnehmer hat sich im letzten Jahr erhöht.

So haben sich 49 Paare in Dorsten getraut und in der Kirche das Ja-Wort gegeben. 2021 waren es 13 Brautpaare weniger. Darüber hinaus wurden 266 Kinder getauft, 264 gingen zur Erstkommunion.

Zum Vergleich: 2021 waren es 227 Taufen und 223 Erstkommunionen. Die Zahl der Firmungen lag im letzten Jahr bei 173.

Drei Dorstener haben sich für eine Wiederaufnahme in die kirchliche Gemeinschaft entschieden. Hinzu kommt ein Eintritt aus anderen christlichen Konfessionen. Die Zahl der Bestattungen ist auf 385 zurückgegangen. 2021 waren es noch 446 Bestattungen.

Gottesdienste häufiger besucht

Die Besucherzahl bei den Gottesdiensten hat sich erhöht. 1.366 Dorstener haben 2022 die Messe besucht. Das sind 137 mehr als im Vorjahr. Das freut Stephan Rüdiger. Auch er merke, dass das Angebot in St. Agatha gut angenommen wird. „Ich bin dankbar für jeden, der sich mit der Gemeinschaft identifiziert.“

Die Gemeinde verzeichne auch Kircheneintritte. Und eins betont der Pfarrer ausdrücklich: Kirchenaustritt heiße nicht, seinen Glauben aufzugeben. „Die Menschen haben ein Problem mit der Institution“, so Rüdiger. „Wir müssen vor Ort repräsentieren, dass Glaube und Institution wieder zusammenpassen.“ Die Gemeinde in Dorsten sieht er dabei auf einem guten Weg.

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