Damit behinderte Tochter (2) draußen spielen kann Eltern suchen verzweifelt Garten in Dorsten

Für behinderte Tochter (2): Eltern suchen verzweifelt einen Garten
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Yvonne Goroll möchte ihrer behinderten Tochter Sophie (2) ein schönes und sicheres Leben bieten - eines, wie es auch gesunde Kinder haben. „Vor allem soll sie draußen spielen können“, sagt die 43-jährige Mutter aus Hervest. „Doch das ist hier bei uns nicht möglich.“

Der Balkon ist dafür viel zu klein und draußen vor den vielen Mehrfamilienhäusern, „da wurde uns schon ein Planschbecken geklaut und man muss immer aufpassen, dass nichts kaputt gemacht wird“.

Und deshalb suchen Yvonne Goroll und ihr Freund Ronnie Schollenberger (46) verzweifelt einen Ort, wo sie für Sophie ein Wasserbecken, eine Schaukel, einen Sandkasten oder andere Spielgeräte aufstellen können, „und wo wir die Sachen auch mal länger stehen lassen können“. Doch alle Suche war bisher vergeblich.

„Mindestens zehn Kleingartenvereine haben wir schon angeschrieben, doch alle haben eine lange Warteliste“, erzählt Ronnie Schollenberger. „Am liebsten würden wir sogar aus unserer kleinen Wohnung raus und dreieinhalb Zimmer mit Terrasse und Rasen anmieten, doch solche Wohnungsangebote gibt es kaum“, ergänzt Yvonne Goroll. Und wenn, dann hat das Paar auf seine Anschreiben nichts zurückbekommen „oder nur die Antwort, dass keine Besichtigungstermine mehr frei sind“.

Ein Gen zu viel

Die dreiköpfige Familie benötigt eine Erdgeschosswohnung, die barrierefrei ist. Sophie leidet an einer seltenen Chromosom-Anomalie, „sie hat ein Gen zu viel“, sagt ihre Mutter. Tetrasomie 18 P lautet die korrekte Bezeichnung der Krankheit. Sie führt dazu, dass die Zweijährige eine Fehlbildung hat, nicht krabbeln und nicht laufen kann - und sich schnell mit anderen Krankheiten ansteckt.

„Durch Frühförderung und Physiotherapie hat sie sich aber schon gut gemacht“, sagt ihre Mutter. Kürzlich habe sich Sophie sogar das erste Mal von alleine hinsetzen können. „Wir hoffen, dass sie sich irgendwann normal entwickelt.“

Als Sophie vor zweieinhalb Jahren per Notkaiserschnitt auf der Intensivstation der Kinderklinik des Marienhospitals in Bottrop zur Welt kam, war sie nur 36 Zentimeter groß und 1600 Gramm schwer. „Eine schlimme Zeit“, sagt Mutter Yvonne. Nicht nur, weil sie wegen der Corona-Beschränkungen während des dreimonatigen Klinikaufenthalts keinen Besuch empfangen konnte.

Sophie im Taga-Bike
Sophie in dem Taga-Bike, eine Mischung aus Fahrrad und Kinderwagen, mit dem ihre Mutter Ausflüge mit der Zweijährigen unternehmen kann. © Michael Klein

„Sondern auch, weil mir von einem Arzt zunächst gesagt wurde, mein Kind hätte Trisomie 18 P.“ Ebenfalls ein seltener Gen-Defekt, allerdings mit kaum Überlebenschancen in den ersten Wochen. „Eine Fehldiagnose“, erzählt die Hervesterin. „Aber ich habe zwischendurch immer noch Angstzustände, dass mein Kind plötzlich sterben könnte.“

Yvonne Goroll war als Putzfrau tätig, ihr Freund ist gelernter Tätowierer, hat auch mal als Lagerist gearbeitet. Beide sind derzeit auch wegen der häuslichen Pflege ihrer Tochter ohne Arbeit, beziehen Bürgergeld, sparen sich die nötigen Ausgaben für ihre Tochter vom Mund ab.

Zwar gilt Sophie seit ihrer Geburt zu 50 Prozent als schwerbehindert, für den Schwerbehinderten-Ausweis bekommt sie aber nicht die nötigen „Merkzeichen“ für die damit verbundenen Leistungen und Vergünstigungen.

„Fühlen uns im Stich gelassen“

„Manchmal fühlt man sich als betroffene Eltern ganz schön im Stich gelassen“ sagt das Paar. „Allein für die regelmäßigen Taxifahrten zur Klinik nach Bottrop und zurück geben wir manchmal mehr Geld im Monat aus als für Lebensmittel.“

Immerhin hat die Krankenkasse inzwischen Sophie auf den Pflegegrad 3 hochgestuft - was bedeutet, dass es künftig mehr finanzielle Unterstützung gibt.

Das „Taga“-Bike im Schlafzimmer, eine Mischung aus Fahrrad und Kinderwagen, hatten sich die Eltern vor ein paar Monaten noch lange zusammensparen müssen. „Aber das haben wir gerne gemacht“, sagt Yvonne Goroll. „Wir wollen doch Sophie die Welt zeigen.“

Wer eine passende Wohnung oder ein Garten-Grundstück zur Verfügung hat, kann sich an Yvonne Goroll unter Tel. 0157/30785419 wenden.

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