
Uwe Stoffel hält weiße Brieftauben als Hochzeitstauben. Der Einsatz von Pfauentauben ist verboten. © Petra Berkenbusch
Nach der Trauung fliegen die Hochzeitstauben stets nach Wulfen zurück
Geschäft mit weißen Brieftauben
Für den Rapper Kollegah traten Dorstener Tauben schon im Video auf. Mehr als 7.000 Paare ließen seine Tiere nach dem Ja-Wort fliegen. Uwe Stoffel verdient sein Geld mit Hochzeitstauben.
Als Kind hat er das Hobby seines Vaters nicht gemocht: „Wenn mein Vater am Wochenende auf die Rückkehr seiner Brieftauben wartete, durften wir nicht in den Garten und mussten uns draußen ruhig verhalten, um den Landeanflug der Preistauben nicht zu stören“, erinnert sich Uwe Stoffel. Heute verdient der 47-Jährige mit Tauben sein Geld, sie sind seine Existenz.
Die Fähigkeit der Brieftaube, stets wieder zurück in den heimischen Schlag zu finden, macht er sich dabei zunutze. Und die Möglichkeit, der Brieftaube die blau-graue Farbe wegzuzüchten. Stoffels Vögel sind weiß und deshalb die Stars auf jeder Hochzeit. Sie sind unterwegs im Auftrag der Liebe, so steht es auf Stoffels Homepage, und zum Beispiel von der Trauung in Gelsenkirchen schneller wieder zu Hause als ihr Besitzer mit dem Fahrzeug.
Ein romantischer Moment, der oftmals zu Tränen rührt
Wer bei „Ihre Hochzeitstauben“ bucht bekommt das ganze Programm: Die weißen Tauben werden zu Trauorten in ganz NRW gebracht, dort von Uwe Stoffel, seiner Frau Sandra oder einem Mitarbeiter in schmucke weiße Hochzeitskörbe umgeladen und dann vom Brautpaar selbst aufgelassen. Wenn sie mögen, dürfen Braut und Bräutigam jeweils eine Taube aus der Hand fliegen lassen - und damit sich selbst oder ihre Hochzeitsgäste zu Tränen rühren.

Von der Reise zurück: Die Hochzeitstauben kehren stets wieder nach Hause zurück. © Petra Berkenbusch
Das ist übrigens nicht an allen Trau-Locations erlaubt. Zu schlecht ist der Ruf dieses Brauchs als Tierquälerei. Da haben manche Standesämter die Hochzeitstauben gleich von ihren Vorplätzen verbannt, Oberhausen, Herne, Dortmund und Bochum zum Beispiel. Uwe Stoffel weiß, dass viele schwarze Schafe in dem Geschäft mit weißen Tauben unterwegs sind. „Die machen seriösen Firmen wie meiner das Leben schwer und sorgen dafür, dass alle über einen Kamm geschoren werden.“
Rat: Zertifizierung des Veterinäramtes zeigen lassen
Hochzeitsgesellschaften rät er dringend, nur bei solchen Firmen zu buchen, die eine Zertifizierung des zuständigen Veterinäramtes nachweisen können. Für die „gewerbliche Zurschaustellung von Brieftauben“ gelten strenge Regeln bei Haltung und Transport.
An Stoffels Umgang mit seinen 150 Tauben gibt es offenbar nichts zu bemängeln, denn seine Zertifizierung durchs Kreisveterinäramt ist inzwischen unbefristet. Dennoch ersetzt das Vertrauen regelmäßige Kontrollen nicht. Auf dieser Grundlage hat sich Uwe Stoffel inzwischen bei einigen Standesämtern eine Ausnahmegenehmigung verdient.

Auch Verena und Franjo Pooth ließen 2005 vor dem Wiener Stephansdom weiße Tauben aufsteigen, die kamen allerdings nicht aus Wulfen. © picture-alliance/ dpa/dpaweb
Doch zurück in den Schlag am Orthöver Weg in Wulfen, über dem zur Mittagszeit etliche Gruppen von weißen Tauben ihre Runden am Himmel drehen, während ihr Halter davon berichtet, wie er sich sein Studium mit dem Taubengeschäft finanziert hat, dessen Grundlage zwei geschenkte weiße Exemplare waren. Seither hat seine Firma rund 7.000 Hochzeiten mit den fliegenden Symbolen für Reinheit, Monogamie und Kitsch verschönert, während der Betriebswirt einige Jahre als Geschäftsführer in der Gastronomie gearbeitet hat.
Kundenempfehlungen statt kostenpflichtiger Werbung
Auch eine Branche, in der Emotionen wichtig sind, um Kunden glücklich zu machen. Davon versteht Stoffel was, wie man an den begeisterten Bewertungen auf seiner Homepage sieht. „Tauben mitbringen kann jeder“, erklärt Stoffel seinen Anspruch. „Aber wir werden Teil der Zeremonie. Wir sprechen uns mit den Fotografen ab und geben Tipps für den besten Moment, wir halten auf Wunsch eine kleine Ansprache und begleiten den emotionalen Moment selbstverständlich in angemessener, festlicher Kleidung.“
Das kommt bei den Hochzeitsgesellschaften ebenso an wie das Rundum-Sorglos-Paket mit Tauben, rotem Teppich, Sekt und Herz-Ballons. Übrigens auch bei dem aus dem TV bekannten Hochzeitsplaner „Froonck“, von dem Uwe Stoffel auch schon Aufträge bekommen hat.
Geboren und geblieben im Pott, seit 1982 in verschiedenen Redaktionen des Medienhauses Lensing tätig. Interessiert an Menschen und allem, was sie anstellen, denken und sagen.
