
© Anke Klapsing-Reich
Conny Sander ruft um Hilfe: „Wir haben in Dorsten ein menschengemachtes Katzenelend“
Spendenaktion
Dorsten ist mit Katzen überbevölkert. Das hat viel mit ihren Menschen zu tun. Conny Sander vom Katzenstreuner-Projekt fordert: „In Dorsten brauchen wir endlich eine Kastrationspflicht.“
Den Katzen geht es schlecht in Dorsten. Vor allem denen, die von ihren Menschen einfach ausgesetzt werden. Nach ein paar Kuscheleinheiten im Lockdown haben viele Dorstener ihre Katzen nach ihrer Rückkehr in den Alltag vor die Tür gesetzt. Das führt dazu, dass sich die Tiere draußen in rasender Eile vermehren. Denn die wenigsten von ihnen sind kastriert oder sterilisiert.
„Wir haben in Barkenberg einen Schwerpunkt. Aber auch in ländlichen Regionen in Dorsten“, sagt Conny Sander vom Katzenstreuner-Projekt. Ihr Herzensanliegen, frei laufenden Streuner-Katzen bestmöglich zu versorgen, droht gerade zu scheitern. Aus Geldmangel.

Diese trächtige Katze wird zurzeit von Conny Sander in Holsterhausen versorgt. Sie will sie einfangen und behandeln lassen. © privat
„Ich habe zwischen Januar und Februar 2980 Euro für die Sterilisation, Impfung, das Chippen, Entwurmen und Entflohen von Katzen bezahlt“, so Sander. Alle Reserven vom Spendenkonto seien damit aufgebraucht.
Allein zehn Katzen-Damen mussten beim Tierarzt sterilisiert werden: „Das ist teurer, als die Kastration eines Katers, weil es sich um richtige Operationen handeln“, so Conny Sander. Die Rundum-Behandlung eines Katers (inklusive Kastration) kostet 75 Euro, bei einer Katze belaufen sich die Tierarztkosten auf 110 Euro.
Eindringlicher Appell an Katzenhalter
Conny Sander ruft nicht nur um Hilfe und Unterstützung durch Spenden, sondern appelliert eindringlich an alle Katzenbesitzer in Dorsten, ihre Tiere bestmöglich zu behandeln. „Es kann doch keine Freude sein, wenn ein unkastrierter Kater die Wohnung markiert und eine nicht sterilisierte Katzen rollig ist“, sagt sie. Das seien häufig auch die Gründe dafür, dass ihre Besitzer die Vierbeiner aussetzen.
Hört ein unkastrierter Kater eine rollige Katze schreien, dann setzt er alles in Bewegung, um sie zu erreichen. So verschwinden Kater aus dem Blickfeld ihres Besitzers. Viele für immer.
„Im ländlichen Raum sind unzählige Katzen verschiedenen Alters unterwegs“, hat Sander bei ihren Patrouille-Fahrten durch Dorsten festgestellt. Ihr Telefon steht nicht still, weil sie ununterbrochen von Augenzeugen angerufen wird, die Streunerkatzen in ihrem Garten, auf ihrer Terrasse oder in ihrer Straße beobachtet haben.
Extremes Arbeitsaufkommen seit 2018
Dabei ist Conny Sander finanziell am Ende. Auf Facebook hat sie Ostern einen dramatischen Hilferuf abgesetzt: „Ich bin pleite“, schreibt sie. Sie schildert, wie schwierig ihre Lage ist: „Das Streunerkatzen-Projekt Dorsten hat durch das extreme Arbeitsaufkommen der letzten Jahre alle seine Rücklagen aufgebraucht, die Notgroschen sind ausgegeben. Es ist nichts mehr da, um weitere Aktionen zu bezahlen. Das bedeutet: Ich kann nicht mehr arbeiten.“
Ihre „Bettelpost“ ergänzt sie mit ihrer Spendenkontonummer: „Wer etwas für die Dorstener Streunerkatzen geben mag, der darf das gern tun über mein PayPal-Konto Streuner-dorsten@web.de oder mein Girokonto, IBAN: DE 26 4265 0150 1010 0672 78, Inhaber: Cornelia Sander, Sparkasse Vest Recklinghausen“.
Unterschriftenaktion für Kastrationspflicht
Das Streunerkatzen-Projekt wurde 2018 von Conny Sander in Dorsten ins Leben gerufen. Seitdem hat sie unzählige freilaufende Katzen unter ihre Fittiche genommen, ärztlich versorgen lassen und auch in gute Hände vermitteln können. Dass das Katzenelend trotzdem immer weiter zugenommen hat in Dorsten, führt Conny Sander neben der Verantwortungslosigkeit der Katzenbesitzer auch auf die fehlende Kastrationspflicht für Katzen in Dorsten zurück.
„Wir geben aber nicht auf“, hat sie auf unsere Anfrage gesagt. Kommenden Sonntag (24.4.) findet ein Treffen von Tierschützern im „Cookies und Veggies“ an der Halterner Straße statt. Conny Sander möchte eine Unterschriftenaktion für die Kastrationspflicht von Katzen in Dorsten initiieren: „Wir haben ein menschengemachtes Katzenelend, das leider ignoriert wird“, sagt sie.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
