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EPS-Plage: Nachbarn nehmen Bekämpfung selbst in die Hand
Eichenprozessionsspinner
Die Eichenprozessionsspinner haben Dorstener Nachbarn in den letzten Jahren so genervt, dass sie jetzt selbst für ihre Eindämmung gesorgt haben. Davon profitieren auch viele Spaziergänger.
Jahr für Jahr macht der Eichenprozessionsspinner (EPS) den Menschen im Heedland das Leben schwer. Vor allem von dem von Eichen gesäumten Weg zum Bolzplatz und Waldfriedhof fliegen die fiesen Brennhärchen der Raupe bis ins Wohngebiet. Weil die Stadt im Außenbereich keine Maßnahmen gegen die Raupennester unternimmt, sind die Nachbarn selbst aktiv geworden.
Nicole Beßler wohnt mit ihrer Familie relativ nah an den befallenen Bäumen und hat schon erlebt, dass das eigene Kind vor Juckreiz nicht mehr ein und aus wusste. „Wir haben das Jucken mit einer Windpockenlotion behandeln müssen“, berichtet sie. Nicht nur die Menschen aus dem Viertel seien betroffen, auch Spaziergänger auf dem Weg zum Friedhof. Sogar Hunde leiden, wenn sie die Brennhärchen in die Nase kriegen. „Die Plage wurde von Jahr zu Jahr schlimmer“, sagt Nicole Beßler, die Verständnis dafür hat, dass die Stadt nicht jedes Problem lösen kann.
Zu teuer für einen, aber bezahlbar für viele Mitstreiter
Kurzerhand wandte sie sich selbst an den Schermbecker Agrardienstleister Jens Rexforth, der den Eichenprozessionsspinner mit einem biologischen Insektizid auf Bakterienbasis vorbeugend bekämpft und erfragte dort die Kosten für eine Sprühaktion entlang des Weges, mit der die Stadt sich einverstanden erklärt hatte. „Man müsse je nach Aufwand mit bis zu 700 Euro für diese Strecke rechnen, teilte die Firma mit“, erzählt Nicole Beßler. Diese Summe wollte die Familie dann doch nicht alleine aufbringen.

So kleben die mit Raupen gefüllten Nester an den Bäumen. © Archiv
Also mobilisierten die Beßlers ihre Nachbarn. Sie entwarfen ein Schreiben, das sie in die Briefkästen im Viertel warfen und trugen ihre Idee in der Facebook-Gruppe „Heedland - Nachbarn unter sich“ vor - und fanden ruckzuck ganz viele Befürworter und „Finanziers“ der Aktion. Nicole Beßler: „Manche haben uns das Geld direkt in den Briefkasten geworfen, so sehr sehnten sich viele hier nach einem EPS-freien Sommer.“ Am Ende hat jede teilnehmende Familie im Schnitt 20 Euro investiert.
Der Auftrag ist erledigt, es gibt sogar Geld zurück
Jens Rexforth hat die Sprüh-Aktion bereits abgeschlossen, endgültig wird man die Wirkung erst im Sommer beurteilen können. Aber das Mittel gelte als gut wirksam, weiß Nicole Beßler. Weil der Aufwand kleiner war als erwartet, war sogar noch Geld übrig, das den Nachbarn jetzt zurückgezahlt wird.

Nicole und Dominic Beßler haben bei ihren Nachbarn für die Aktion gegen den Eichenprozessionsspinner geworben und Jens Rexforth (r.) damit beauftragt. © privat
Nicole Beßler ist stolz auf den Zusammenhalt der Heedländerinnen und Heedländer, die durch ihre Aktion auch für andere Dorstener etwas getan haben, die künftig wieder dort spazieren oder auf den Bolzplatz gehen können, ohne sich wegen des Eichenprozessionsspinners um ihre Gesundheit sorgen zu müssen.
Geboren und geblieben im Pott, seit 1982 in verschiedenen Redaktionen des Medienhauses Lensing tätig. Interessiert an Menschen und allem, was sie anstellen, denken und sagen.
