Dorstener Ortsteil ohne Apotheke Ferda Hömke hätte einen Ausweg - doch der wird abgelehnt

Rhade ohne Apotheke: Ferda Hömkes Alternative wird abgelehnt
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Seit Anfang November ist die Rhader Urbanus-Apotheke geschlossen. Damit steht der Dorstener Ortsteil mit mehr als 5.000 Einwohnern nun ohne Apotheke da. Hubertus Lauer, Inhaber der Urbanus-Apotheke, hatte zu vor vergeblich nach einem Nachfolger gesucht. Aus geschäftlicher Sicht sei eine solche Dorf-Apotheke wenig attraktiv, so Lauer.

Die Rhader Apotheke ist mittlerweile geschlossen.
Die Rhader Apotheke ist mittlerweile geschlossen. © Guido Bludau (A)

Von einem „extremen Apotheken-Sterben“ spricht Ferda Hömke von der Achtsam Apotheke in den Mercaden in Dorsten. Im Bereich Westfalen seien im ersten Halbjahr 2023 mehr Apotheken geschlossen worden als im gesamten Jahr 2022. Ferda Hömke geht davon aus, dass weitere Apotheken schließen müssen.

Seit Monaten wusste Ferda Hömke davon, dass die Rhader Apotheke schließen würde. „Früher wäre so eine Apotheke von frischem Personal übernommen worden, aber es lohnt sich heutzutage weder für Ärzte noch für Apotheker, sich selbstständig zu machen.“

Von Kunden angesprochen

Kunden hätten sie aber nun angesprochen, sagt Ferda Hömke: „Das sind vor allem ältere Patienten, die nicht so die Online-Besteller sind und darauf angewiesen sind, eine Apotheke bei sich im Ort zu haben.“

Hömke überlegte deshalb, eine Rezeptsammelstelle in Rhade anzubieten. „Ich hätte da so etwas wie einen Briefkasten aufgestellt, damit Leute ihre Rezepte einwerfen können. Dann hätte ich zweimal am Tag eine Botin hingeschickt, hätte die Rezepte abholen lassen und die Kunden am Ende des Tages beliefert. Das wäre für die super-komfortabel gewesen.“

Lösung abgelehnt

Bei der Apothekerkammer Westfalen-Lippe müsste so eine Rezeptsammelstelle allerdings genehmigt werden. Bei ihrem Anruf dort erfuhr Ferda Hömke jetzt allerdings, dass dafür in Rhade keine Genehmigung erteilt werde. Der Grund: Die nächstgelegene Apotheke (in Lembeck) sei 4,1 Kilometer entfernt.

Genehmigt würden Rezeptsammelstellen aber nur, wenn die nächste Apotheke mindestens 6 Kilometer weit weg ist, erfuhr Ferda Hömke im Telefonat. Diese Distanz setzen übrigens alle Kammern voraus - laut Deutscher Apotheker Zeitung.

7 Cent Verlust pro Rezept

„Mann muss sich an diese gesetzlichen Vorgaben halten“, sagt Ferda Hömke, die aber durchaus Zweifel daran äußert, „dass für Ältere 5,9 Kilometer noch machbar sind“. So etwas wie in Rhade könne „überall in jeder deutschen Stadt passieren“, sagt sie und auch, dass sie sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht eigentlich über die Ablehnung freuen müsste. „Zurzeit verdienen wir nichts an einem Rezept. Wir zahlen im Durchschnitt 7 Cent drauf.“

So viel wie jetzt sei sie nie im Austausch mit Apotheker-Kolleginnen und -Kollegen gewesen, sagt Hömke, was sie als positiv empfindet. „Die Problematik schweißt zusammen.“ Im Gespräch mit anderen merke sie, „dass wir nichts falsch machen. Der Umsatz geht rauf, der Gewinn geht runter“. Gleichzeitig steigen die Kosten weiter.

Personalkosten

Ab 1. Januar könnten die Personalkosten weiter anziehen. „10 Prozent sind gefordert“, sagt Hömke, die in der Branche von Entlassungen ausgeht, wenn sich politisch nichts ändere. Hubertus Lauer hatte das aktuelle Gesundheitssystem vor der Schließung der Urbanus-Apotheke so charakterisiert: „Dieses ist aktuell bestrebt, kleinere Apotheken kaputt zu machen.“

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