Medikamentenmangel in Dorsten Der Sechs-Punkte-Plan der Apotheker steht

Medikamentenmangel: Der Sechs-Punkte-Plan der Apotheker steht
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Der Medikamentenmangel in Dorsten ist dramatisch. Die Apotheker Gerrit Nattler (Elisana) und Tim Wöllermann (Markt-Apotheke in Wulfen) bestätigten jetzt auf Anfrage, dass pro Apotheke aktuell je nach Sortiment und Größe des Warenlagers zwischen 200 und 500 Artikel fehlen.

„Besonders betroffen sind immer noch Antibiotika, vor allem für Kinder, Asthma-Sprays und Blutdruck senkende Mittel“, sagen Nattler und Wöllermann, „aber inzwischen eben auch durch die Bank viele nicht so häufig vorkommende, aber versorgungsrelevante Wirkstoffe.“

Hoffnung, dass sich die „Besorgnis erregende Situation“ kurzfristig ändert, haben die Apotheker in Dorsten nicht. Es zeichne sich nicht ab, „dass die verantwortlichen Politiker sinnvolle oder wirksame Gegenmaßnahmen einläuten“. Deshalb haben sich Nattler und Wöllermann mit ihren Kolleginnen und Kollegen auf einen Sechs-Punkte-Plan verständigt. „damit der Patient möglichst optimal versorgt wird, pharmazeutisch, schnell und unkompliziert“.

Apotheker Gerrit Nattler
Apotheker Gerrit Nattler und seine Kolleginnen und Kollegen in Dorsten haben einen Sechs-Punkte-Plan vereinbart, um Patienten möglichst immer mit Medikamenten versorgen zu können. © Saskia Müller (Archiv)

Der Sechs-Punkte-Plan

  • Die Warenlager werden „in Breite und Tiefe aufgestockt“, um Lieferengpässe besser managen zu können und im besten Fall auf alternative Produkte umschwenken zu können.
  • Botendienste werden bei Bedarf aufgestockt, um alle Patienten auch bei Nachlieferungen zu versorgen.

  • Im Bedarfsfall organisieren die Apotheken die Kommunikation und Änderung der Rezepte mit den Ärzten. „Dazu ist vorab natürlich in der Regel eine gründliche pharmazeutische Recherche erforderlich, um beim Gespräch mit der Praxis oder dem Arzt auch konkrete Lösungsvorschläge machen zu können, wenn ein Medikament nicht verfügbar ist“, sagt Tim Wöllermann. Diese zusätzliche Arbeitszeit wird von den Krankenkassen übrigens mit 50 Cent vergütet.

  • Großhändler sollen zum Teil häufiger liefern, oder es werden mehrere Lieferanten unter Vertrag genommen, „auch wenn es wirtschaftlich gesehen Unsinn ist“, so Gerrit Nattler. In der Regel können die Apotheken bis 15 oder 16 Uhr bestellen, und falls der Großhandel die Ware vorrätig hat, kommt die Ware noch am Abend in die Apotheke.
  • Apotheker sollen mehr untereinander kommunizieren, falls eine Apotheke nicht liefern kann.
  • Vor einem Notdienst sollen sich Apotheken untereinander mit Medikamenten aushelfen, um Versorgung sicherstellen zu können.

Nicht jede Apotheke kann alle Punkte komplett umsetzen, sagen Nattler und Wöllermann, „aber jede für sich macht möglich, was möglich ist“. Trotzdem sollten Patienten bei Medikamenten, die sie dringend benötigen, nicht bis zur letzten Tablette warten.

Denn je nach Liefersituation könne es trotzdem immer passieren, dass ein Medikament nicht beschafft werden kann. Oder es ein paar Tage dauert, bis es geliefert ist oder eine Alternative gefunden wird.

Am 15. November steht der nächste Protesttag auch der Dorstener Apotheker an. Nur die Notdienstapotheke, diesmal die Elisana-Apotheke an der Freiheitsstraße in Holsterhausen, wird geöffnet sein. Auch einige Ärzte in Dorsten werden sich dem Vernehmen nach an dem Protest beteiligen.

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