
René Lutz zwei Wochen vor seinem Tod. Am 2. Juni hat er DZ-Redakteurin Claudia Engel von seiner Hoffnung auf das lebensrettende Medikament erzählt. © Claudia Engel (Archiv)
René Lutz aus Dorsten ist vor dem Prozess über seine Krebs-Therapie gestorben
René Lutz ist tot
René Lutz hat es nicht geschafft. Er ist seinem Krebsleiden erlegen, bevor ein Gericht über ein womöglich lebensrettendes Medikament entschieden hat, das für ihn hergestellt worden war.
René Lutz ist tot. Der krebskranke Dorstener ist gestorben, bevor ein Münchener Gericht über eine möglicherweise lebensrettende Medikamentengabe entscheiden konnte. Der 43-Jährige ist am 16. Juni seinem schweren Krebsleiden erlegen, am Freitag wurde er beigesetzt.
Rechtsanwalt Michael Schwankl ist noch immer untröstlich, dass die juristischen Schritte zu spät gekommen sind. Zur Erinnerung: René Lutz litt seit 2016 an einem Synovialsarkom. Der Weichteilkrebs ist gleichermaßen selten wie aggressiv. Der kräftige Betonbauer hatte der Krankheit schon mehr Jahre abgetrotzt, als die allgemeine Prognose fürchten lässt, als er mit fünf weiteren Leidensgenossen in eine weltweite Studie aufgenommen wurde. Aus seinen T-Zellen wurde im Auftrag eines britischen Pharmakonzerns in einem Mönchengladbacher Labor ein Medikament hergestellt.
Das Medikament lag fertig in einem Tiefkühlschrank
In einem Tiefkühlschrank der Uni-Klinik Köln lagerte Lutz’ ganze Hoffnung, als er wegen eines schlechten Laborwertes kurz vor der für den 8. Juni geplanten Verabreichung der einmaligen Medikamentengabe aus der Studie gekegelt wurde. Obwohl sich der kritische Wert bei René Lutz wieder einpendelte, blieb das Unternehmen hart: Der Patient konnte den Strohhalm nicht greifen, den die Arznei für ihn darstellte.
Er bat Rechtsanwalt Michael Schwankl um Hilfe, der am 12. Juni eine einstweilige Verfügung beantragte. Am 28. Juni sollte an einem Münchener Gericht über die Medikamentengabe verhandelt werden. Dieser Termin kam für René Lutz zu spät.
Michael Schwankl: „Ich war am 11. Juni noch bei ihm. Da war er zwar noch kampfeswillig, aber sichtlich geschwächt. Die Kraft schien ihn zu verlassen.“
Wenige Tage später sei er dann ins Dorstener Krankenhaus gekommen, wo er palliativ behandelt worden und kurze Zeit später für immer eingeschlafen sei.
Der Tod hat den Gerichtstermin überflüssig gemacht
Michael Schwankl hat den Antrag auf einstweilige Verfügung nach Lutz‘ Tod zurückgenommen. „Juristisch hat sich der Fall mit dem Tod erledigt“, erklärt der Jurist, der sich dennoch mit einem Anwalt des Pharmakonzerns in einem langen Gespräch über Recht und Moral ausgetauscht hat.
Der Gedanke, dass René Lutz die möglicherweise einzige Chance verpasst hat, vielleicht doch noch länger für seine Frau und seine drei Kinder da sein zu können, lässt seinen Anwalt nicht los. Am vorigen Freitag hat er seinen Mandanten auf seinem letzten Weg begleitet: „Seine Kinder hatten die Urne für ihren viel zu früh gestorbenen Vater selbst gestaltet“, berichtet Schwankl. „Das war ein sehr bewegender Moment.“
Geboren und geblieben im Pott, seit 1982 in verschiedenen Redaktionen des Medienhauses Lensing tätig. Interessiert an Menschen und allem, was sie anstellen, denken und sagen.
