
Lukas Demmer ist Gartenbauer und erklärt, wie ein hitzebeständiger Garten aussehen könnte. © Julian Preuß
Gartenbauer Lukas Demmer (28) gibt Tipps für hitzebeständige Gärten
Gartenglück
Ein Garten, der gut mit Trockenheit klarkommt, ist karg und langweilig? Das muss nicht sein, meint der Dorstener Lukas Demmer. Der Gartenbauer erklärt, wie ein solcher Garten aussehen könnte.
Mit der Hand streicht Lukas Demmer über den saftig grünen Rasen eines Mustergartens. Der 28-Jährige arbeitet in der Bauleitung und Gartenpflege bei der Firma Vornbrock Garten- und Landschaftsbau in Dorsten. Er kennt daher einige Tricks, wie Gärten besser mit Trockenheit und Wärme klarkommen. Denn davon gab es in diesem Jahr bislang mehr als genug.
Pflanzen haben stark unter Trockenperiode gelitten
Kaum ein Tropfen Regen fiel in den letzten Wochen auf Dorstener Boden. Dazu kletterten die Temperaturen oft über die Marke von 30 Grad Celsius. Meist strahlte die Sonne vom wolkenlosen Himmel - das perfekte Wetter für die Sommerferien. Doch Pflanzen haben während des bislang sonnigsten Sommers aller Zeiten (ca. 820 Sonnenstunden) stark gelitten.
Rasenflächen färbten sich braun, Blumen trockneten aus und Bäume warfen bereits früh viele Blätter ab, um mit weniger Wasser auskommen zu können. In privaten Gärten liefen die Rasensprenger auf Hochtouren, um immerhin noch etwas Grün zu retten.
Klimaforscher sind sich einig, dass sich solche Hitze- und Trockenperioden aufgrund des Klimawandeln in Deutschland noch verstärken. Wie also den heimischen Garten daran anpassen? Lukas Demmer hat sich ausgiebig mit dieser Frage beschäftigt. Die Antwort darauf ist vielschichtig.
Pflanzen müssen mit Hitze und Kälte umgehen können
Denn die Pflanzen sollen ja nicht nur die Wärme und Trockenheit im Sommer, sondern auch die Kälte und viel Feuchtigkeit im Herbst und Winter aushalten. „Das muss sich die Waage halten“, sagt Demmer.

Taglilien gehören zu den Pflanzen, die verhältnismäßig gut mit Trockenheit und Wärme klarkommen. © picture alliance/dpa/dpa-tmn
Es gebe ebenfalls spezielle Rasenmischungen, die besser mit Hitze und Trockenheit umgehen könnten, so Demmer. Denn im Extremfall könne ein schöner Rasen mehr als 15 Liter Wasser pro Quadratmeter in der Woche benötigen, sagt der Experte.
Braune Flecken auf der Rasenfläche ließen sich trotzdem kaum verhindern. „Der sogenannte Extensivrasen regeneriert nur besser“, sagt er. Einige Kniffe bei der Bewässerung würden ihren Teil dazu beitragen. Demmer sagt: „Es ist besser, zweimal pro Woche intensiv zu wässern als jeden Tag ein bisschen. Dadurch sickert das Wasser tiefer ein. Dementsprechend tiefere Wurzeln bilden sich und dem Rasen steht in Trockenperioden mehr Raum zur Verfügung, um sich mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen. So kann man sich seinen Rasen etwas erziehen.“
Richtige Bodenzusammensetzung macht den Unterschied
Dazu brauche es jedoch den richtigen Untergrund. Da komme es ebenfalls auf die richtige Zusammensetzung an. Demmer: „Bei einem Sandboden versickert das Wasser sehr schnell. Dann können Pflanzen schneller vertrocknen. Ist der Untergrund zu lehmhaltig, versickert das Wasser hingegen kaum. Dann könnten die Pflanzen ertrinken.“ Überprüfen lasse sich die Beschaffenheit des Bodens ganz einfach mit einem Spatenstich.
Doch meist komme ein Großteil des Wassers gar nicht dort an, wo es eigentlich hin soll: an die Wurzeln. Besonders dann nicht, wenn der „klassische Rasensprenger“ im Einsatz sei. „In Pflanzflächen landet das Wasser auf den Blättern und dort verdunsten bis zu 70 Prozent des ausgebrachten Wassers“, führt Demmer aus.

Rasensprenger wie diese werden an heißen Tagen gerne auch in privaten Gärten eingesetzt. © picture alliance/dpa
In Tröpfchen- oder Perlschläuchen sieht er dazu eine ökologische Alternative. Diese könnten ober- und unterirdisch verlegt werden und das Wasser gelange auf kurzem Wege direkt an die Wurzeln.
Zweig ohne Blätter kann trotzdem noch leben
Doch selbst wenn die Pflanzen bereits unter der Trockenheit gelitten haben, sei das noch lange kein Grund, die Gewächse herauszureißen. „Gehölze können ihre Blätter abwerfen und trotzdem noch leben“, sagt Demmer. Testen könne man das, indem man an einer Stelle die Rinde mit dem Fingernagel aufkratzt. Ist die Pflanze darunter noch feucht und grün, lebe der entsprechende Zweig noch. Dann lasse sich der entsprechende Zweig guten Gewissens zurückschneiden. Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass sich die Pflanze im nächsten Frühjahr erhole.
Eines sollten die Gartenbesitzer aber auf keinen Fall machen, wenn Pflanzen vertrocknet sind: sie herausreißen und durch Schotter ersetzen. Dieser verbraucht zwar kein Wasser, jedoch ist auch hier einiges an Pflegeaufwand nötig, aber selbst eine vertrocknete Pflanze ist besser als eine Schotterfläche. Er begründet: „Pflanzen bieten Schutz, Nahrung, Nistmaterial und vieles mehr für kleine Lebewesen. Außerdem verändern sie das Mikroklima im Garten kolossal. Sie nehmen dauerhaft Wasser auf, was dann auch wieder verdunstet. Dadurch kühlt sich die Temperatur im Garten leicht ab. Auf einer Schotterfläche ist es hingegen einfach nur bullenwarm und lebensfeindlich.“
Schottergärten werden heftig diskutiert
Weil sich auf Schotterflächen die Hitze staut und durch sie der Boden versiegelt wird, sind Schottergärten hoch umstritten. Die NRW-Landesregierung kündigte deshalb an, die Landesbauordnung zu ändern, um so das Verbot von Schotterflächen zu verschärfen.
Stattdessen gebe es laut Demmer zahlreiche bessere Gestaltungsmöglichkeiten. Mit wärme- und trockenheitsbeständigeren Pflanzen. Karg und langweilig seien die entgegen vieler Annahmen nicht. Demmer: „Dadurch ergeben sich auch neue Stilrichtungen.“ Er führt einige Pflanzen auf, mit diesen Bedingungen gut klarkommen: „Salbei, Mädchenauge, Katzenminze, Ehrenpreis, Sonnenhut, Taglilie.“
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.