Ganz ruhig sitzt Chibi unter einem Vordach. Die Mischlingshündin schaut in der Gegend umher. Ihrer Halterin Leah weicht sie nicht von der Seite. Könnte die Hündin auch nicht, sie ist angeleint. Im Gegenzug zu vielen anderen Hunden in Dorsten, sagt Leah.
Die 29-Jährige wohnt an der alten Gahlener Straße auf der Hardt. Und dort kämen zahlreiche Hundehalter vorbei, deren Tiere nicht an der Leine laufen. Obwohl genau das unter anderem in Wohngebieten Vorschrift ist.
Hundehalterin macht ihrem Ärger Luft
Regelmäßig macht Leah ihrem Ärger darüber Luft. Beispielsweise online via Facebook, aber auch im Gespräch mit ihrer Hundetrainerin Cordula Bußmann. Sie sagt: „Chibi ist eine Angsthündin. Sie möchte nicht, dass andere Hunde auf sie zu gerannt kommen und ‚Hallo‘ sagen.“

Welche Folgen das haben kann, wenn Hunde im Stadtgebiet nicht an der Leine laufen, hat ein solcher Fall Ende Januar gezeigt. Der Australian Shepherd Fynn wurde am Zechengelände in Hervest - vermutlich von einem unangeleinten Listenhund - angegriffen. Fynn, ebenfalls ohne Leine unterwegs, ergriff panisch die Flucht. Ein Auto erfasste ihn dabei. Die Folge: eine schwere Operation und hohe Tierarztkosten für die Halter.
Genau deswegen zieht Hundetrainerin Cordula Bußmann einen radikalen Vergleich: Hunde ohne Leine - da könne man mit den Tieren gleich Russisch Roulette spielen.
„Man muss sich immer rechtfertigen“
Problematisch, sagt Leah, seien vor allem die Halterinnen und Halter, die ihre Hunde nicht abrufen können. Sie ergänzt: „Man muss sich immer rechtfertigen, wenn man die Leute darauf anspricht, dass sie ihre Hunde anleinen sollen.“
Bei einer Rechtfertigung bleibe es oft allerdings nicht. Nicht selten käme es auch zu Beleidigungen und Anfeindungen. Dass dies anscheinend kein Einzelfall ist, zeigt eine Auflistung von Anwalt Dirk Wolterstädt. Die hat er in Absprache mit seinen Mandantinnen und Mandaten dieser Redaktion zur Verfügung gestellt.
Gleich sieben Fälle umfasst diese Liste. Sie beziehen sich vor allem auf eine auffällige Hundehalterin in Holsterhausen. Regelmäßig führe die Frau ihre Hunde ohne Leine aus, „sodass es zu Übergriffen gegenüber anderen Hunden und Kindern gekommen ist.“ Zudem schreibt Wolterstädt von „extremen Beleidigungen“.
Er beschreibt unter anderem die Situation, die eine Mandantin Mitte April 2023 erlebt hat: Petra Gerigk habe morgens ihren angeleinten Hund ausgeführt, als ihr die auffällige Halterin mit einem angeleinten und vier unangeleinten Hunden entgegengekommen ist.
Halterin übel beleidigt
Petra Gerigk habe die Frau aufgefordert, ihre Tiere an die Leine zu nehmen. Daraufhin sei sie übel beleidigt worden. In einem weiteren Fall im Mai 2023 habedie Hundehalterin gedroht, seiner Mandantin gegen das Schienbein zu treten. Abermals hatte Petra Gerigk zuvor die Frau aufgefordert, ihre Hunde anzuleinen. Die Konsequenz: eine mündliche Verhandlung beim Amtsgericht im Mai.
Doch wie könnten sich diese Probleme eindämmen lassen? Seit Juni 2022 führt der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) der Stadt verstärkte Kontrollen von Hundebesitzern durch. Im Fokus dabei: Hundekotbeutel und Leinenpflicht.
Gesehen habe sie eine solche Kontrolle auf der Hardt aber noch nicht, sagt Hundetrainerin Cordula Bußmann. Hundehaltern Leah schlägt vor, zusätzlich zivile Kontrollen einzuführen. Ihre Trainerin hält außerdem einen verpflichteten Besuch einer Hundeschule für alle Hunde unabdingbar.
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