
Polizeihauptkommissar Philipp Guse hat 18 Jahre auf der Dorstener Wache gearbeitet. © Petra Berkenbusch
Hauptkommissar Philipp Guse: „Ältere Dame kramte Handgranate aus der Tasche“
Polizei feiert Jubiläum
Philipp Guse ist Polizeihauptkommissar und war 18 Jahre lang in Dorsten im Einsatz für die Kreispolizeibehörde Recklinghausen, die jetzt 100 Jahre alt wird: „Polizist ist ein toller Beruf.“
Das Polizeipräsidium Recklinghausen wird 100 Jahre alt. Am Tag der Deutschen Einheit (Montag, 3. Oktober) will die Polizei dieses Jubiläum mit den Bürgerinnen und Bürgern feiern. Ein Familienfest soll es werden rund ums Präsidium am Westerholter Weg in Recklinghausen.
Einer, der seit 2001 zur „Polizei-Familie“ gehört, ist Philipp Guse. Nach dem Studium führte den Marler der erste Streifendienst 2004 zur Polizeiwache Dorsten. 18 Jahre lang schob der Polizeihauptkommissar Dienst in Dorsten, bis er vor wenigen Wochen nach Gladbeck wechselte. Dorsten und Gladbeck, Castrop-Rauxel, Datteln, Haltern am See, Herten, Marl, Oer-Erkenschwick, Recklinghausen
Waltrop sowie die kreisfreie Stadt Bottrop gehören zum Präsidiumsbezirk.
„Nach Recklinghausen zu gehen, war nach dem Studium mein Zweitwunsch“, erinnert sich der 41-Jährige. „Der Erstwunsch war Duisburg.“
In Dorsten können die Bürger sich sicher fühlen
18 Jahre später weiß Philipp Guse, dass es dort vermutlich weniger beschaulich zugegangen wäre als in Dorsten, wo sein Urteil nach fast zwei Jahrzehnten lautet: „In Dorsten ist die Welt noch in Ordnung.“ Der Einschätzung vieler Bürger, dass „die Zeiten immer schlimmer werden“, kann Guse nicht folgen. Und die Statistik gibt ihm weitgehend recht.
So kommen ihm beim Rückblick auf 18 Jahre Polizeidienst in Dorsten auch weniger spektakuläre Verbrechen in den Sinn als vielmehr Anekdoten, über die er auch Jahre später noch schmunzelt. „Ich erinnere mich noch wie heute, dass eine ältere Dame zur Wache kam, die beim Sortieren des Nachlasses ihres verstorbenen Ehemannes etwas gefunden hatte, das sie uns übergeben wollte. Sie kramte in ihrer Handtasche und legte eine Handgranate auf den Tresen.“ Die Wache wurde unverzüglich evakuiert, alle verließen mitsamt der Seniorin das Haus. Der herbeigeeilte Feuerwerker stellte schließlich fest, dass es sich um eine dekorative Attrappe gehandelt hatte.
Rauschgift lag offen in der Wohnung herum
Echt war dagegen die große Menge Rauschgift, die Philipp Guse und seine Kollegen bei einem „Kunden“ fanden. Guse: „Zwei junge Männer waren aneinander geraten, hatten sich geschlagen, und einer der Beiden wartete in seiner Wohnung auf uns. Als wir ankamen, lag der ganze Wohnzimmertisch voller Drogen.“ Dass die Polizei sich dafür interessierte, überraschte den Besitzer. Der Stoff habe doch mit der Schlägerei gar nichts zu tun.

Philipp Guse hat nach 18 Jahren neulich in die Nachbarstadt Gladbeck gewechselt. Zur Dorstener Wache will er aber zurückkehren. © Petra Berkenbusch
Nicht immer sei es in 18 Jahren allerdings so amüsant zugegangen, erzählt Guse. Schwere Autounfälle, womöglich sogar mit tödlichem Ausgang, gehören zum Arbeitsalltag der Polizei - gehen aber an den Beamten nicht spurlos vorüber. „Das nimmt einen schon mit.“ Dennoch würde Philipp Guse alles nochmal so machen, würde Sohn und Tochter den Beruf des Polizisten unbedingt empfehlen, auch wenn der Wach- und Wechseldienst durchaus belastend sei.
In Gladbeck ist er in den Bezirks- und Schwerpunktdienst gewechselz. „Ich hoffe, dass ich danach mal wieder nach Dorsten zurückkommen kann“, sagt Guse. Gern im Kreise von mehr Kollegen als bisher, denn eine bessere Personalausstattung für die Polizei wäre ein großer Wunsch von Guse und vielen Polizisten.
Moderne Technik verändert den Polizei-Alltag
Modernen Entwicklungen gegenüber ist der Marler aufgeschlossen: Dass er bei Einsätzen manchmal von Schaulustigen gefilmt wird, nimmt er ebenso gelassen hin wie den Einsatz der Bodycams. „Das sind Dinge, die zur Aufklärung von Straftaten beitragen und die Abläufe von Einsätzen rekonstruierbar machen können.“
Moderne Technik könne außerdem Leben retten. Das hat Guse bei der Suche nach einer vermissten Seniorin erfahren, die von einem Hubschrauber mit Wärmebildkamera im tiefsten Winter aufgespürt worden ist. „Die alte Dame wurde vom Seniorenheim als vermisst gemeldet. Wir haben sie schließlich mithilfe des Hubschraubers in einem dichten Dornengestrüpp gefunden. Ein paar Stunden später wäre sie tot gewesen.“
Festprogramm für die ganze Familie
Polizei bietet Pferde, Hunde, Taucher und Musiker auf- Das Jubiläums-Programm beginnt um 10 Uhr und klingt gegen 18 Uhr aus. Es gibt Live-Musik von der Band „Timeless Rock Music“ sowie vom Landespolizeiorchester. Vor dem Präsidium gibt es Vorführungen der Landesreiterstaffel und der Tanzformation „Police Revolution“, einer Gruppe tanzbegeisterter Polizistinnen und Polizisten aus ganz NRW. Die Landesturnriege der Polizei zeigt ihr Können, ebenso ein Höheninterventionsteam. Am Steintor gehen Taucher in einem großen Wassertank zu Demonstrationszwecken ans Werk.
- Nebenan wird ein Wasserwerfer stehen, der bei drei Vorführungen in Aktion zu erleben ist. Die Recklinghäuser Bereitschaftspolizeihundertschaft gibt Einblicke in ihre Arbeit, ebenso die Diensthundführerstaffel. Expertinnen und Experten für Verkehrsunfallprävention sowie Kriminalprävention klären auf über Fragen der Verkehrssicherheit, zum Einbruchschutz und weiteren Aspekten rund ums Thema Sicherheit. Die Einstellungsberatung der Recklinghäuser Polizei ist mit einem Infostand dabei, ebenso Teams der Direktion Verkehr, die über Sinn und Zweck von Kontrollen sowie über ihre Arbeit nach schweren Verkehrsunfällen aufklären.
- Ausgestellt sind historische sowie moderne Polizeifahrzeuge, Uniformen, Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände. In Kleingruppen können Teile des Polizeipräsidiums besichtigt werden. Auf den Rundgängen kann das Polizeigewahrsam im 2021 eröffneten Neubau besichtigt werden.
- Außerdem gibt es Einblicke in die Spurensicherung an Tatorten sowie die erkennungsdienstliche Behandlung von Tatverdächtigen. Zu sehen ist auch eine neue Ausstellung über die 100-jährige Geschichte und die Entwicklung der Recklinghäuser Polizei. Die Ausstellung beginnt in Räumen im Erdgeschoss und setzt sich als „historischer Pfad“ auf Fluren im denkmalgeschützten Altbau (Baujahr 1926/27) fort.
- Für die kleinen Gäste gibt’s neben dem Programm für alle eine Hüpfburg, das Spielmobil und Kinderschminken. Außerdem können sie sich einen Kinderdienstausweis drucken. Für Verpflegung ist an zahlreichen Ständen gesorgt.
Geboren und geblieben im Pott, seit 1982 in verschiedenen Redaktionen des Medienhauses Lensing tätig. Interessiert an Menschen und allem, was sie anstellen, denken und sagen.
