
Gregor Possemeyer und Filialleiterin Petra Olszewski müssen den Dorstener Getränkemarkt schließen. © Berthold Fehmer
Getränkemarkt schließt: Gregor Possemeyer von Stadt Dorsten enttäuscht
Getränkemarkt
Nach mehr als 16 Jahren müssen Gregor Possemeyer und Petra Olszewski den Dorstener Getränkemarkt am Wochenende schließen. Possemeyer sagt, warum er von der Stadt Dorsten enttäuscht ist.
Ursprünglich hat Gregor Possemeyer (67) Bergtechnik studiert. Dann übernahm er den ersten Kiosk und stieg in den Getränkehandel ein, um sein Studium zu finanzieren. „Dabei habe ich früher nie Alkohol getrunken. Ich habe das Zeug lieber verkauft, als es selbst zu trinken.“
Jetzt, 42 Jahre später, ist seine Firma mit Hauptsitz in Gelsenkirchen 78 Mitarbeiter stark. Zwei von Gregor Possemeyers Kindern sind im Unternehmen beschäftigt und der Dorstener Getränkemarkt ist laut Possemeyer „der zweitstärkste Markt in unserer Kette“. Dennoch muss er ihn zum 1. Oktober schließen.

Der Dorstener Getränkemarkt an der Kirchhellener Allee wird am 1. Oktober das letzte Mal geöffnet sein. © Berthold Fehmer
Das bedauert auch die Dorstener Filialleiterin Petra Olszewski, der der Kontakt zu den Kunden immer wichtig war. Besonders in der Corona-Zeit hätten viele Kunden das Gespräch gesucht, „weil viele Menschen einsam sind“. Olszewski und das Team bekamen mit, wenn Menschen heirateten oder sich trennten. „Wir haben auch Leute in den Arm genommen und getröstet“, sagt die Filialleiterin, die einen Teil ihrer Arbeit als „Seelsorge“ bezeichnet. Und allen im Team eingeschärft hat: „Jeder Kunde, der rein kommt, ist dein Arbeitgeber.“
„Da war alles platt“
Mit dem 1. Oktober 2022, dem letzten Öffnungstag, endet die Zeit des Dorstener Getränkemarkts. Das bedauert Possemeyer sehr. In der Corona-Zeit, als der Getränke-Großhandel und der Veranstaltungsservice der Firma Possemeyer durch Lockdowns stark beeinträchtigt war („Das war alles platt“), hätten die vier Getränkemärkte das Unternehmen getragen. Jetzt muss der Dorstener Getränkemarkt geschlossen werden, weil auf dem ehemaligen Krietemeyer-Gelände ein Edeka-Markt gebaut wird. „Das hier wird dann der Parkplatz.“
Gelände und Halle hatte Possemeyer in den Jahren gepachtet und er hätte beides auch gern gekauft. Sogar einen Hallen-Neubau hätte er sich vorstellen können, damit der Markt auf das Niveau der anderen drei gehoben werden könnte. Doch daraus wird nichts - wegen Edeka. Possemeyer sagt, er könne sich dabei des Gefühls nicht erwehren, dass solche Flächen mittlerweile häufig an die großen Ketten gingen, „und man sich gegen den privaten Mittelstand entscheidet“.
„Bis heute keinen Rückruf bekommen“
Als Possemeyer klar gemacht wurde, dass sein Standort an der Kirchhellener Allee keine Zukunft habe, suchte er das Gespräch mit der Stadt bis hoch zum Bürgermeister. Man wolle sich um eine Ersatzfläche bemühen, bekam er im persönlichen Gespräch zur Antwort. Aber: „Genau genommen habe ich bis heute keinen Rückruf bekommen“, sagt Possemeyer enttäuscht.
Wobei er auch sagt, dass eigene Versuche, einen geeigneten Standort in Dorsten zu finden, ebenso ergebnislos verliefen. „Ideal wären 2.000 bis 3.000 Quadratmeter Fläche“, so Possemeyer, auf denen dann eine Halle von 1.000 Quadratmetern stehen könnte. „Darunter macht es keinen Sinn mehr“, sagt Possemeyer. So ein Markt wäre deutlich größer als der bisherige Markt mit 600 Quadratmetern. Ganz aufgegeben hat Possemeyer die Hoffnung nicht, dass es so etwas in Dorsten geben könnte.
Was mit dem Team nun passiert
Zumindest für das Team bedeutet die Schließung des Getränkemarkts nicht, dass es keine beruflichen Perspektive mehr gibt. Eine Mitarbeiterin geht zum 1. Oktober in Rente, eine wechselt in den Bottroper Getränkemarkt und zwei Mitglieder des Teams gehen zum Lembecker Standort.
Am Samstag (1. Oktober) ist der letzte Tag, an dem der Getränkemarkt geöffnet hat. Dann wird der Markt leer geräumt und es beginnt der Rückbau auf dem Gelände. Possemeyer: „Unternehmerisch ist das ein tiefer Einschnitt.“
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
