Als „Projekt von gesamtstädtischer Bedeutung“ bezeichnete Friedhelm Fragemann (SPD) am Mittwoch im Rat seinen Antrag: Im westlichen Teil des Lippetals nördlich der Schiffbauerstraße soll die Verwaltung prüfen, ob man dort eine ebenerdige Parkebene mit darauf aufgeständerten Wohnhäusern realisieren kann. Er wolle das freie Parken nicht verhindern, so Fragemann: „Das ist absolut nicht der Fall.“ Und auch der große Platz werde als Festplatz weiter zur Verfügung stehen, wo man ebenfalls ein strukturierteres Parken ermöglichen solle.
Das freie Parken und die Sicherung des Festplatzes, auf dem die Schützen traditionell feiern, waren vor zwei Jahren die Gründe dafür, dass der Rat eine Wohnbebauung des Lippetals abgelehnt hatte. CDU-Fraktionsvorsitzender Bernd Schwane begann sein Statement mit einem seltenen Lob für seinen politischen Konkurrenten: „Lieber Kollege Fragemann, ich habe immer Ihre Hartnäckigkeit bewundert, bestimmte Projekte zu verfolgen.“
Weitere Verdichtung vermeiden
Schwane erinnerte aber an die vor zwei Jahren getroffene Beschlusslage des Rats und daran, dass die CDU immer gesagt habe, „dass das Lippetal als zentraler Platz für Dorsten erhalten bleiben muss“. Man müsse dort eine weitere Verdichtung vermeiden. Mehr Wohneinheiten an der Stelle würden „die Festivitäten des Schützenvereins dort massiv beeinflussen“.
Bürgermeister Tobias Stockhoff nannte den Zustand des Parkplatzes und Festplatzes „nicht gerade erfreulich und nicht optimal“. Eine andere Lösung als die „Schotterwüste“, „vielleicht gepflastert oder teilgepflastert oder mit Rasengittersteinen“ sei wünschenswert, „aber wir reden da über Millionen-Investitionen“. Dann müsse man sich aber fragen, ob man diese nicht refinanzieren müsste durch Parkgebühren.
Konflikt bei Festen
„Wir glauben, dass die Wohnbebauung in Konflikt geraten würde mit der Festplatznutzung“, so Stockhoff. „Da wohnen doch jetzt schon Leute“, entgegnete Fragemann. Stockhoff: „Die Situation wird aber nicht entschärft, sondern verschärft.“ Emissionsschutzrechtlich werde der Festplatz durch Wohnbebauung eindeutig gefährdet.
Thorsten Huxel (Grüne) bezweifelte, dass die Lage des Lippetals, die Fragemann als 1A-Lage bezeichnet hatte, tatsächlich eine sei. „Das hat so eine Art Hinterhof-Charakter“. Die Häuser in Richtung Lippetor seien sehr hoch: „Da ist von Sonne wahrscheinlich nicht viel zu sehen.“ Er glaube nicht, „dass man dort eine lebenswerte Situation schaffen könnte“.

Stadtbaurat Holger Lohse bezeichnete eine Wohnbebauung an der Stelle als „problematisch“. Andere Nutzungen könne man prüfen. Völlig unzureichend sei aber, „wie sich die Fläche über die Jahre präsentiert. Da kann ich als Stadtbaurat nicht mit zufrieden sein.“
Gegen weitere Wohnbebauung sprach sich der Rat mit großer Mehrheit aus. Eine knappe Mehrheit fand sich allerdings für Fragemanns Vorschlag, eine Lösung für das ungeordnete Parken auf der Gesamtfläche zu prüfen und diese auch ökologisch zu optimieren. Dies werde ins Bauprogramm aufgenommen und die Politik müsse diesem Punkt dann eine Priorität zuweisen, sagte Stockhoff. „Wir können da nicht über Millionen-Lösungen reden.“
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