Chefarzt über Corona-Patienten: „Müssen keine Extraschichten fahren“

© Claudia Engel

Chefarzt über Corona-Patienten: „Müssen keine Extraschichten fahren“

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17 Corona-Patienten werden derzeit im Dorstener St. Elisabeth-Krankenhaus behandelt, auch auf der Intensivstation. Chefarzt und Lungenfacharzt Dr. Norbert Holtbecker über die aktuelle Lage.

Dorsten

, 17.11.2020, 04:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im Kreis Recklinghausen waren dem Gesundheitsamt zum Wochenbeginn etwas mehr als 1600 Menschen bekannt, die mit dem Coronavirus infiziert sind. Davon leben 150 Personen in Dorsten.

So sieht die Lage im Krankenhaus aus

Die Lage im St. Elisabeth-Krankenhaus „hat sich in den letzten Wochen nicht großartig verändert“, erklärt Chefarzt Dr. Norbert Holtbecker. Momentan werden 13 Covid-19-Patienten „auf Station“ behandelt und vier auf der Intensivstation. Drei Mal wöchentlich tauschen sich die Ärzte der KKRN GmbH untereinander aus.

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Die Zahlen würden auch immer den aktuellen Inzidenzwert in der jeweiligen Stadt widerspiegeln. In Dorsten sind die Zahlen der behandelten Covid-Patienten beispielsweise im Vergleich zu denen in Haltern höher; im dortigen St. Sixtus-Hospital werden aktuell drei Covid-19-Patienten behandelt – keiner muss aktuell intensivmedizinisch betreut werden. „In Haltern gab es immer eine geringe Inzidenz, im Frühjahr war das genauso“, erläutert der Lungenspezialist.

Die Erfahrung hilft den Ärzten bei der Behandlung der Corona-Patienten

Von den Patienten auf der Intensivstation in Dorsten werde momentan nur einer mittels eines Tubus beatmet. „Wer auf der Intensivstation liegt, erhält immer eine Beatmungsunterstützung“, so Norbert Holtbecker. Die anderen drei Patienten werden „nicht-invasiv“ beatmet, indem ihnen eine Sauerstoffmaske über Mund und Nase gelegt wird. Auf den Isolierstationen erhalten die Covid-Patienten bei Bedarf Sauerstoff über eine sogenannte Sauerstoffbrille.

Mit der Zeit und den Monaten der Behandlung von Corona-Patienten haben Norbert Holtbecker und sein Team „ein Feeling dafür bekommen“, wann eine intensivmedizinische Überwachung sinnvoll ist.

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„Es ist gut, dass wir an beiden Standorten richtig gute Lungenabteilungen haben. Wir haben dort viel Know-how gebündelt und es wird viel Technik vorgehalten“, weiß der Chefarzt.

Keine Extraschichten und bisher keine verschobenen OPs

Wenngleich die Belastung für Ärzte und Pflegepersonal hoch sei, sei die Stimmung grundsätzlich gut. „Wir müssen keine Extraschichten fahren“, erklärt er. Aber: „Es ist natürlich auch körperlich anstrengend und zeitaufwendig, wenn man sich ständig umziehen muss. Wir gehen mit Maximal-Schutz in die Isolierzimmer rein, ziehen uns dann wieder aus, die nächste Schutzkleidung an, um dann zum nächsten Patienten gehen zu können“, beschreibt der Pneumologe die Prozedur.

Dr. Norbert Holtbecker, Chefarzt der Lungenklinik Ruhrgebiet Nord, konnte bereits einige Erfahrungen mit dem Coronavirus sammeln.

Dr. Norbert Holtbecker, Chefarzt der Lungenklinik Ruhrgebiet Nord, konnte bereits einige Erfahrungen mit dem Coronavirus sammeln. © Günter Schmidt

Erleichternd sei gewesen, dass im St. Elisabeth-Krankenhaus das Personal schon geschult gewesen sei mit dem Umgang von Schutzausrüstung für Isolierstationen.

Geplante, sogenannte elektive Eingriffe habe man in jüngster Zeit aufgrund von Corona nicht verschieben müssen. Im Frühjahr sei das aber, wie auch andernorts, vorgekommen. Da es in Haltern vor der Pandemie keine Isolierstation gab, mussten dort Mehrbett-Zimmer zu Einbett-Zimmern umfunktioniert werden. Das habe natürlich Einfluss auf die Bettenkapazität.

Diese Patienten werden im Krankenhaus behandelt

In der Regel kommen Covid-19-Patienten ins Krankenhaus, die einen schweren Verlauf der Krankheit erleiden. Nach der fünf- bis siebentägigen Inkubationszeit stelle sich eine bis zu einer Woche andauernde Fieberphase mit Erkältungssymptomen ein.

„Bei ein paar Patienten – wir wissen nicht bei wem – kommen danach Lungensymptome, Verschattungen auf der Lunge und damit einhergehende schlechte Sauerstoffwerte hinzu“, erklärt der Chefarzt. Häufig seien es die älteren Patienten, die ins Krankenhaus müssten. „Wir haben aber auch die 30- und 40-Jährigen hier.“ Im Schnitt würden Corona-Patienten ein bis drei Wochen im Krankenhaus bleiben.