Das Diabetes-Team des St. Elisabeth-Krankenhauses in Dorsten: Brigitte Winkler, Sandra Weß, Martina Wilkes, Dr. Christoph Elsing (v. l.).

© Günter Schmidt

Diabetes: „Zucker“ ist nicht gleich „Zucker“

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Jeder kennt jemanden, der „Zucker“ hat. Aber was bedeutet die Diagnose „Diabetes“ eigentlich? Chefarzt Christoph Elsing und seine Kollegin Martina Wilkes klären auf.

Dorsten

, 14.11.2020, 11:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Statistisch betrachtet erkranken in Deutschland täglich 1500 Menschen an Diabetes. Aktuell gibt es mehr als 7 Millionen Menschen, die an dieser Krankheit leiden. Dass sich hinter dem Begriff Diabetes jedoch nicht nur eine einzige Krankheit verbirgt, ist den wenigsten bekannt.

Die Diabetes-Typen

Der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am St. Elisabeth Krankenhaus in Dorsten, Dr. Christoph Elsing, ist Diabetologe und klärt auf. „Typ-1- und Typ-2-Diabetes sind zwei völlig unterschiedliche Krankheiten.“ Den gemeinhin als „jugendlichen Diabetes“ bezeichneten Typ 1, der in der Tat oft bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert wird, ist eine Autoimmunerkrankung. Der Körper greift seine eigenen insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse an. Die Folge: Der Körper kann kein Insulin mehr herstellen, die Blutzuckerwerte im Körper steigen stark an und die Zellen werden gleichzeitig nicht mehr ausreichend versorgt.

„Eine sehr berühmte Patientin mit Typ 1 ist die ehemalige britische Premierministerin Theresa May. Es gibt Fotos mit Trump, wo man an ihrem Oberarm den Button zur Blutzuckermessung sieht. Sie hat die Krankheit erst mit 50 bekommen und wurde zwei Jahre falsch behandelt“, erzählt Christoph Elsing.

Im Juli 2018 empfing die damalige Premierministerin von Großbritannien, Theresa May, den Präsidenten der USA, Donald Trump. Am linken Oberarm der Premierministerin erkennt man den Sensor zur Blutzuckermessung. Damit entfällt das lästige Messen mittels Stich in die Fingerkuppe.

Im Juli 2018 empfing die damalige Premierministerin von Großbritannien, Theresa May, den Präsidenten der USA, Donald Trump. Am linken Oberarm der Premierministerin erkennt man den Sensor zur Blutzuckermessung. Damit entfällt das lästige Messen mittels Stich in die Fingerkuppe. © picture alliance/dpa

Der Typ-2-Diabetes ist eine Krankheit, die eher im Alter diagnostiziert wird. Hier tritt der umgekehrte Fall ein: In der Bauchspeicheldrüse wird immer mehr Insulin produziert, weil die Körperzellen unempfindlicher gegenüber dem Hormon sind. Der Körper versucht so, die Unterversorgung der Zellen auszugleichen. Im Krankheitsverlauf kommt es auch hier zu einem Insulinmangel.

Mythos und Wissenschaft

Christoph Elsing verrät: „Es wird demnächst kommen, dass die Wissenschaft fünf Typen von Diabetes unterscheiden wird, die nach ihrem Krankheitsverlauf unterteilt sind.“ Außerdem räumt er mit dem Mythos auf, dass Typ-1-Diabetes der vererbbare Typ sei: „Der Alterszucker ist sehr viel stärker vererbbar als der Typ 1. Wenn beide Elternteile Diabetes entwickelt haben, kriegen Sie es auch. Durch Sport und gesunde Ernährung kann man jedoch den Zeitpunkt hinauszögern.“

Grundsätzlich empfehlen Diabetologen eine mediterrane Kost, bestehend aus viel Gemüse, Fisch, Obst und ein bisschen Fleisch. „Wann Sie essen ist übrigens egal. Hauptsache ist, dass die Kalorienzahl im Rahmen bleibt.“

So werden Patienten behandelt

Zunächst stellt der Arzt fest, ob es sich um die Autoimmunerkrankung oder um Typ-2-Diabetes handelt. „Für Patienten, die weiterhin Insulin produzieren, gibt es eine Vielzahl neuer Medikamente, die die Bauchspeicheldrüse schonen. Das können Tabletten oder Spritzen sein“, so der Arzt.

Dr. Christoph Elsing ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Fachbereich Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Diabetologie und Stoffwechselerkrankungen am St. Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten.

Dr. Christoph Elsing ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Fachbereich Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie, Diabetologie und Stoffwechselerkrankungen am St. Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten. © Günter Schmidt

In allen Standorten der Katholischen Kliniken Ruhrgebiet Nord (KKRN) gibt es Diabetes-Experten, die in drei Fällen aktiv werden. Kommt beispielsweise ein Diabetespatient wegen einer anderen Krankheit in die Klinik, überwachen die Experten den Langzeitzuckerwert und die Stoffwechseleinstellungen.

Zweitens werden Patienten, bei denen Diabetes neu diagnostiziert wurde, auf einer speziellen Station betreut und geschult.

„Außerdem kommen Leute zu uns, deren Zucker schwer einzustellen ist und deren Werte immer wieder total entgleisen“, erläutert Elsing. Mit einer speziellen Ernährung machen die Experten den Körper wieder „empfindlicher für Insulin“.

Diabetesassistentin Martina Wilkes berät und schult Menschen, die an Diabetes erkrankt sind.

Diabetesassistentin Martina Wilkes berät und schult Menschen, die an Diabetes erkrankt sind. © Günter Schmidt

„Drei Tage lang essen die Patienten nur Haferflocken, wahlweise mit Obst, Gemüse oder Beeren“, führt die Diabetesassistentin Martina Wilkes aus. „In den Haferflocken sind viele Ballaststoffe, die verhindern, dass der Blutzuckerspiegel zu schnell hochgeht.“ Für die Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt empfehlen die Experten einmal wöchentlich einen Haferflocken-Tag einzulegen.

Wie äußert sich Diabetes?

Die Symptome sind je nach Typ unterschiedlich. „Bei Typ 1 haben die Erkrankten viel Durst, müssen viel Wasser lassen, nehmen ab und können sich oft nicht mehr konzentrieren“, erklärt Martina Wilkes. Beim „Altersdiabetes“ handele es sich oft um eine Zufallsdiagnose, da die Erkrankten oft gar keine Symptome haben.

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