
© Sabine Bornemann
Bewegendes Benefizkonzert für Flüchtlinge aus der Ukraine
Konzert
In der Gnadenkirche Wulfen fand am Sonntag ein bewegendes Benefizkonzert für ukrainische Flüchtlinge statt. Zu Beginn schilderten die Künstler ihre enge Beziehung zum Kriegsgebiet.
Oksana Popsuy (Violine) stammt aus der Nähe von Kiew. Ebenso wie ihr Mann Ortwin Benninghoff gehört sie seit 20 Jahren zum Orchester „Camerata Chernigiv Ukraina“. 16 Angehörige und Musikerfreunde haben inzwischen bei dem Paar in Oberhausen Zuflucht gesucht.
Wochenlang mussten sie sich bei eisigen Temperaturen ohne Strom und Wasser in Kellern verstecken. Ernähren konnten sie sich nur von dem, was sie vorher in der eigenen Datsche eingeweckt hatten - zu kaufen gab es nichts mehr. Gekocht wurde über dem offenen Feuer auf der Straße, aber nur solange es hell war.
Vor gut einer Woche ist auch Nataliia Vasylieva bei ihren Freunden angekommen. Sie erklärte sich spontan bereit, bei dem Konzert in der Gnadenkirche mitzuspielen, nachdem ihr männlicher Kollege Oleksandr Babinchuk in die Ukraine gereist war, um sein Land zu verteidigen. Oksana Popsuy (Violine), Nataliia Vasylieva (Violine) und Ortwin Benninghoff (Orgel) begannen mit einer Serenade nach Flötenuhrstücken von Joseph Haydn in einer eigenen Bearbeitung für diese Besetzung. Die Sätze klangen wie ein Kontrapunkt zu der vorausgehenden Schilderung von Not und Gewalt: beschwingt und unbeschwert - so wie man sich gerne fühlen wollte.
Das zweite Werk hatte Ortwin Benninghoff selbst komponiert: Der Titel „Consolation“ bedeutet „Trost“. In fünf kontrastreichen Sätzen schöpfte er die Möglichkeiten der kleinen Orgel in der Gnadenkirche differenziert aus. Tiefe erdige Töne wechselten sich ab mit hohen perlenden Läufen. Mal spielten die Geigen allein ein Fugato, mal erklang die Orgel solistisch. Trotz sehr melancholischer Passagen überwog am Ende im Trio die Fröhlichkeit.
Zwei zeitgenössische Kompositionen
Wie schon bei früheren Konzerten enthielt das Programm auch zwei zeitgenössische Kompositionen der Ukrainerin Elena Kalina, die in unseren Breiten noch weitgehend unbekannt ist. Ihre vier „Bagatellen“ waren Fantasien auf der Grundlage von bekannten ukrainischen Volksliedern, die mit ihren einfachen Melodien etwas von dem Lebensgefühl auf dem Land in friedlichen Zeiten vermittelten.
Zum Abschluss des Konzerts stimmten die 23 Besucher in das „Vater unser“ ein und erwiesen sich bei der Kollekte als sehr großzügig. Die gesammelten 630 Euro nehmen Oksana Popsuy und Ortwin Benninghoff mit, sobald es wieder möglich ist, nach Chernigiv zu reisen. Sie wollen damit punktuell den Menschen helfen, die sie persönlich kennen, sodass sie genau sehen können, wo das Geld verwendet wird.
Arbeitet hauptsächlich im Kulturbereich oder für den Lokalteil. Dokumentarfilmstudium, singt in mehreren Chören, engagiert sich für den Erhalt der Gnadenkirche Wulfen, organisiert die „Wulfener Musikwoche“ und hat Ende 2021 ihren ersten Roman veröffentlicht.
