Königspaar Anja Gibson und Markus Harding

Ungewohntes Bild: Anja Gibson gewann als erste Frau in Dorsten ein Vogelschießen und darf nun zwei Jahre lang die Königskette der Hervester Bürgerschützen tragen. Ihr Mitregent Markus Harding ließ sich als Prinz spaßeshalber die traditionelle Königinnenkrone aufsetzen. © Michael Klein

Erste Schützenkönigin in Dorsten appelliert: Schützenvereine für Frauen öffnen

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Dorstens erste Schützenkönigin Anja Gibson wird mit einem Prinzen regieren. Sie freut sich über die vielen positiven Reaktionen auf ihren Sieg - und richtet einen Appell an andere Vereine.

Dorsten

, 14.08.2022, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff hat seit Beginn seiner Amtszeit schon viele Schützenkönigspaare inthronisieren dürfen. Doch bei den Bürgerschützen in Hervest war am Samstag alles anders als gewohnt: Die silberne Königskette hängte er im Festzelt einer Frau um den Hals - und die funkelnde Königinnen-Krone setzte er vor den belustigten Festgästen auf dessen ausdrücklichen Wunsch ihrem Mitregenten Markus Harding aufs Haupt.

Ja, die Hervester Schützen sind nicht für Überraschungen, sondern auch für jeden Spaß zu haben. Denn eine faustdicke Überraschung war es, als am Freitagabend Anja Gibson Schützengeschichte in Dorsten schrieb - nie zuvor hatte in der Lippestadt eine Frau ein Königsschießen gewonnen.

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Ihr zur Seite steht in den nächsten zwei Jahren also Markus Harding, Schützen-Major und Ehemann der letzten Königin Steffi Harding - er ist damit also vom Prinzgemahl zum Prinzen aufgestiegen.

Nachdem Anja Gibson am Freitag mit einem Sensationsschuss den großen Holz-Korpus des Vogels von der Stange geholt hatte, war sie von ihren Gefühlen schier überwältigt. „Erst jetzt habe ich so richtig realisiert, was da geschehen ist“, erzählte die 50-jährige Hobby-Schützin, die als Hauswirtschafterin bei der „Lebenshilfe“ tätig ist, am Samstag.

Noch kurz vor ihrer eigenen Inthronisationen hatte Schützenkönigin Anja Gibson in ihrer Funktion als Adjutantin von Generaloberst Franz Reif wichtige organisatorische Dinge zu erledigen.

Noch kurz vor ihrer eigenen Inthronisationen hatte Schützenkönigin Anja Gibson in ihrer Funktion als Adjutantin von Generaloberst Franz Reif (links) wichtige organisatorische Dinge zu erledigen. © Michael Klein

„Ich hatte eine kurze Nacht“, sagte die neue Königin. Nicht nur, weil sie ihren Sieg gefeiert hat, sondern, weil am nächsten Morgen wieder wichtige Aufgaben auf Anja Gibson, die seit mehr als zehn Jahren im Schützenverein ist, zukamen. Als Adjutantin vom Hervester Generaloberst Franz Reif war die Schützenoffizierin nämlich dafür verantwortlich, dass die Schützen-Umzüge, die Aufstellungen im Zelt und viele andere organisatorisch Dinge während des Festes perfekt abliefen.

„Paukenschlag“

Franz Reif sei es auch gewesen, der sie zur Teilnahme am Finale des Königschießens überredet hat. „Ich wollte eigentlich nicht“, gestand sie. Doch mit einem „Paukenschlag“ anlässlich des letzten großen Schützenfestes (die Hervester Bürgerschützen wollen es bekanntlich verkleinern) konnte sich die dreifache Mutter nach Rücksprache mit ihrer Familie dann doch anfreunden.

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Die Reaktionen in den Sozialen Medien auf die erste Dorstener Schützenkönigin war gewaltig - und durch die Bank positiv. Deswegen appelliert Anja Gibson auch an andere Schützenvereine, sich für Frauen zu öffnen. „Erstens wegen der Gleichberechtigung und zweitens, weil sich die Vereine modernisieren müssen.“

Denn noch sind die Bürgerschützen Hervest eine Ausnahme in Dorsten. Zwar gibt es auch anderswo eine Damenkompanie, aber nur hier darf jeder auf den Vogel schießen, der mindestens 18 Jahre alt und drei Jahre im Verein ist - auch Frauen.