400 Dorstener gingen für das Klima auf die Straße (mit Video)

© Falko Bastos

400 Dorstener gingen für das Klima auf die Straße (mit Video)

rnFridays for Future

Hunderte Dorstener zogen am Freitagvormittag durch die Altstadt, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren - quer durch alle Generationen. Auch Stadt und Bürgermeister bekamen ihr Fett weg.

Dorsten

, 20.09.2019, 17:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Baumaschinen schwiegen nur kurz, als sich rund 400 Dorstener zum Klimastreik am Freitagvormittag auf dem Marktplatz versammelten. Um zu schweigen, waren die aber nicht gekommen. „Warum sind wir hier? Weil es nur einen Planeten gibt“, eröffnete Susanne Fraund (Grüne) die Kundgebung und forderte die Anwesenden dazu auf, ihren Standpunkt ebenfalls klarzumachen.

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So lief die Fridays-for-Future-Demo in Dorsten

Hunderte Dorstener demonstrierten in der Altstadt für mehr Klimaschutz.

Dutzende Wortbeiträge von Demonstranten aus allen Generationen folgten. „Ein paar meiner Lehrer wären am liebsten mitgekommen“, verkündete die elfjährige Madita. „Du kannst doch eh nichts machen“, hätten ihr Klassenkameraden mit auf den Weg gegeben. „Aber man muss es doch versuchen“, lässt Madita sich nicht beirren.

War die erste Dorstener Demo im April noch hauptsächlich von Schülern besucht, versammelten sich am Freitag auch viele ältere Menschen auf dem Marktplatz. „For Future, da sind wir dabei. Das geht doch alle was an“, sagte der 83-jährige Klaus Lachmann, der die Demo mit seiner Frau Ursula (80) besuchte. „Auf dem Sofa sitzen, bringt doch nichts.“

„Wozu Mathe lernen?“

Die Stimmung unter den Schülern brachte Schülerin Rosa Lee vom St.-Ursula-Gymnasium auf den Punkt: „Ich bin 17 Jahre und hoffentlich noch ziemlich lange auf diesem Planeten. Deshalb hoffe ich, dass der Planet noch in Ordnung ist, wenn ich auch Kinder habe.“

Eigentlich habe sie gerade Mathe „und ich glaube, die Lehrer sind ziemlich sauer.“ Wozu Mathe lernen, wenn ich eh keine Zukunft habe, fragte eine andere Teilnehmerin. „Das Klima - aussichtsloser als unser Mathe-Abi“, so ein Plakat.

Schulterschluss zwischen den Generationen

Die Beweg- und Hintergründe der Teilnehmer hätten kaum unterschiedlicher sein können, von der religiösen Motivation über Pazifismus bis zur Kapitalismuskritik waren viele Strömungen vertreten. Einig war man sich besonders in einem Punkt. Es müsse nun endlich etwas passieren.

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Nur was? Während viele Redebeiträge die Verantwortung des Einzelnen betonten, die eigene Lebensweise zu hinterfragen, reichte Jennifer Schug (SPD) dies nicht aus. Es könne nicht sein, dass die komplette Verantwortung auf die Bürger abgewälzt werde. Auch die Politik müsse in die Pflicht genommen werden. Kritik an der eigenen Kohlepartei?

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Nicht ganz einig war man sich beim Liedgut. „Nach dieser Erde wäre da keine“, sangen die Älteren. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, stimmten die Schüler an. Mit „wehrt euch, leistet Widerstand“, gelang der Schulterschluss zwischen der alten Umweltbewegung und Generation Greta.

Baulärm und ein abwesender Bürgermeister

„Wir sind stolz darauf, dass die Bewegung hier in Dorsten noch mal so viel größer geworden ist“, verkündeten die Abiturientinnen Ida und Ann Cathrin, die maßgeblich daran beteiligt waren, den Protest im April nach Dorsten zu holen.

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Übertönt wurde der Protest teilweise vom Lärm der Baumaschinen am Marktplatz. Nur 15 Minuten hatten diese für die Kundgebung pausiert - nicht nur aus Sicht von Susanne Fraund ein fragwürdiges Signal der Stadt. Ruhiger wurde es, als die Teilnehmer über die Recklinghäuser Straße zum Platz der Deutschen Einheit zogen. Stille, als einer der Demonstranten fragte, wo eigentlich der Bürgermeister sei.

Dazu ein Kommentar des Autors:

Was diese Generation von Schülern auf die Beine stellt, nötigt mir Respekt ab. Denn sie haben es geschafft, das viel zu lange ignorierte Problem des Klimawandels ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bekommen. Geschafft hat sie dies nur, weil sie laut und unbequem ist. Deshalb muss der Streik auch während der Schulzeit stattfinden und nicht danach. Und ziemlich spät dämmert manchem: Die haben recht. Das Thema betrifft nicht nur die Schüler, sondern unser aller Zukunft. Es ist Zeit, diese in die Hand zu nehmen.