Montage: Animation des Schiffshebewerks mit neuem Aufzug, Portrait Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker

© LWL/WZ Montage: Klose

Zur Internationalen Gartenausstellung braucht das Hebewerk einen Aufzug – das sorgt für Kritik

rnDiskussion neu entfacht

Bis zur Internationalen Gartenausstellung muss am Schiffshebewerk Waltrop ein Aufzug gebaut werden, der Ober- und Unterwasser verbindet. Aber wie soll er aussehen? Eine alte Diskussion, neu entfacht.

Waltrop, Datteln, Castrop-Rauxel

, 07.04.2022, 11:24 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Sache sei ganz klar, sagt der Leiter des Industriemuseums Schiffshebewerk, Dr. Arnulf Siebeneicker: Der Schleusenpark soll Teil der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 werden, und um das zu realisieren, braucht es Fördermittel. Aber um sich darum erfolgreich zu bewerben, müsse man selbstverständlich heutzutage nachweisen, dass der Standort barrierefrei ist. Das wird ihm allenthalben vor Augen geführt, wenn er sich mit den einschlägigen Antragsunterlagen herumschlägt.

Doch genau bei der Barrierefreiheit hat das Hebewerk bislang noch ein Problem: Wer zum Oberwasser will und nicht auf dem Gelände die enge Wendeltreppe in den Türmen nehmen kann – Menschen mit körperlichen Einschränkungen etwa, aber auch Familien mit Kinderwagen – kauft an der Kasse am Unterwasser ein Ticket, geht damit über die Straße und wedelt mit dem Ticket vor einer Kamera (Siebeneicker: „Wenn sie denn funktioniert...“) hin und her. Dann wird per Fernsteuerung das Drehkreuz geöffnet. Der Gast läuft dann eine Rampe hinauf. Oben angekommen, stellt er fest: Wenn er etwa zum Spielplatz will, der schon in Sichtweite ist, muss er erstmal links- oder rechtsherum das Oberwasser umrunden. „Da hält man den Besuchern ein Möhrchen vor die Nase“, sagt Siebeneicker.

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So ist er auch unabhängig von Fördermittel-Fragen der Meinung: Das Schiffshebewerk braucht einen Aufzug, der auf dem Gelände die Besucher vom Unter- zum Oberwasser und zurück transportiert. Und dieser Aufzug ist auch in einer Animation als Teil des umfassenden Konzeptes zur IGA zu sehen, an dem die Stadt Waltrop und der Hebewerksmuseums-Betreiber, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Hand in Hand arbeiten. Diese Animation war neulich im Waltroper Rats-Fachausschuss zu sehen – nur zur Information der Ausschussmitglieder. Kritische Anmerkungen soll es nicht gegeben haben.

Soweit also alles gut? Nicht ganz, denn das Thema Aufzug ist heikler als es scheinen mag – und es hat eine längere Geschichte.

Der Rat wollte einen Schrägaufzug

2014 war der Aufzug schon Thema, und es gab Streit zwischen dem LWL und dem Waltroper Rat: Wie diese Zeitung damals berichtete, hatte es der LWL versäumt, die Stadt Waltrop rechtzeitig über ein Gutachten zu informieren. Darin steht, dass eine von der Stadt mitgetragene Aufzugs-Variante, ein Schrägaufzug, erheblich teurer werden sollte als zunächst angenommen. Zu teuer, als dass man bereit wäre, die Summe auszugeben, meinte der LWL. Die günstigere Alternative, ein Turm-Modell, die der LWL vorschlug, wollte aber die Waltroper Politik nicht akzeptieren, weil diese Variante „die Sicht aufs Hebewerk beeinträchtigen würde“, wie damals wohl einhellige Auffassung war.

Jürgen Siebert (SPD), der auch Vorsitzender des Hebewerks-Freundeskreises ist, sagte damals, es gehe um die Ästhetik. Es herrschte plötzlich Zeitdruck, weil es um Landeszuschüsse ging, die eilig hätten abgerufen werden müssen und wegen des Neins aus Waltrop zum LWL-Vorschlag am Ende einbehalten wurden. Das Projekt Aufzug, das damals schon mit genau denselben Argumenten – Barrierefreiheit für Menschen mit Einschränkungen und Familien mit Kinderwagen – im Prinzip einhellig befürwortet wurde, es wurde erstmal auf die lange Bank geschoben.

Drohnen-Ansicht gab es damals noch nicht

Arnulf Siebeneicker sagt, man habe damals wohl versäumt, eine gute Animation des geplanten Aufzugs zur Verfügung zu stellen, die eventuell doch hätte überzeugen können. Die Möglichkeit, Drohnen-Ansichten zu zeigen, habe man ja auch noch nicht gehabt. Eine Zusage, dass es einen Schrägaufzug geben werde („Man musste sich bis nach Österreich orientieren, um überhaupt eine Firma zu finden, die ein Angebot machen wollte“), habe es seiner Erinnerung nach jedenfalls nie gegeben. Waltroper Ratsmitglieder waren seinerzeit zum Nahverkehrsunternehmen Bogestra gefahren, um sich dort Schrägaufzüge anzuschauen.

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Unter den Wortführern war damals auch CDU-Ratsherr Theo Hemmerde aus Oberwiese, dem das Hebewerk sehr am Herzen liegt. Hemmerde ist heute nach einem ersten Blick auf die aktuelle Animation keineswegs besänftigt. „Geschickt fotografiert“ nennt er die Drohnen-Ansicht, in die ein Aufzugs-Modell hineinmontiert wurde – es ist ein Turm, wie ihn damals der Waltroper Rat nicht wollte. Doch seine Kritik ist dieselbe wie damals – es sei ein „erheblicher gestalterischer Eingriff“ in das historische Hebewerks-Ensemble, der so nicht umgesetzt werden solle. Er will dazu das Gespräch mit den Planern in der Stadtverwaltung suchen. Unmittelbar beteiligt ist die Waltroper Politik nicht: Der Aufzugs-Part ist die „Baustelle“ des LWL und seiner Fördermittel-Geber.

Kosten dürften enorm gestiegen sein

Museumsleiter Siebeneicker nennt keine Summe, die der Aufzug kosten soll, aber dass sie seit 2014 erheblich gestiegen ist, das ist kein Geheimnis. Es sei auch das teuerste Einzelprojekt des LWL für den Standort Hebewerk im Zuge der IGA.

Was die Animation zeigt, ist allerdings keineswegs in Stein gemeißelt, wie Siebeneicker betont. Unter anderem ist auch geplant, den Eingang zum Museum ans Oberwasser zu verlegen. Auch hier gibt es in der Präsentation den Entwurf eines Eingangsgebäudes. „Das kann aber am Ende völlig anders aussehen“, betont der Museums-Chef. „Es könnte eine echte Landmarke sein.“ Wie stark indes der Aufzug, der am Ende gebaut wird, von der Animation abweicht, und ob die Lösung dann auch die Waltroper Hebewerksfreunde zufriedenstellt – das muss man erst noch sehen.