Wolfgang Schlieker ist gestorben Seine Skulpturen prägen das Stadtbild in Castrop-Rauxel

Wolfgang Schlieker ist gestorben: Seine Skulpturen prägen das Stadtbild
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Die Natur faszinierte ihn – als Floristen und als Künstler. Seine Skulpturen wie „Europa“ sind in Castrop-Rauxel präsent. Jetzt ist Wolfgang Schlieker an den Folgen einer schweren Krankheit gestorben.

Als sich Ende Oktober die Türen von Blumen Schlieker nach 73 Jahren für immer schlossen, konnte Wolfgang Schlieker schon nicht mehr dabei sein. Sich wie geplant im kommenden Sommer zur Ruhe zu setzen, war ihm nicht mehr vergönnt. Wie sehr viele Stammkunden den Floristen und seine Arbeit schätzten, zeigte sich an den letzten Öffnungstagen.

Viele Kunden kamen, erzählten von persönlichen Bindungen, jahrzehntelanger Treue und ungezählten Blumensträußen. Beraten, informieren, für Blumen begeistern und mit den Kunden ins Gespräch kommen, darum ging es Wolfgang Schlieker. „Therapeutisches Verkaufen“ hat er das einmal genannt.

Wer einmal hinter dem Laden an der Holzstraße in das Gewächshaus kam, entdeckte neben den Pflanzen auch viele Skulpturen. Auch als Künstler hat Wolfgang Schlieker in Castrop-Rauxel Anerkennung gewonnen – auch wenn er in den letzten Jahren manchmal Anlass hatte, sich über die mangelnde Wertschätzung der Stadt seinen Arbeiten gegenüber zu beklagen.

„Europa“ und „Begegnungen“

Wer in der Nähe des Europaplatzes in die beiden Kreisverkehre hineinfährt, sieht unweigerlich auf zwei Arbeiten von Wolfgang Schlieker: „Europa“ und „Begegnungen“. Beide zeigen die beiden Materialien, mit denen der Castrop-Rauxeler bevorzugt arbeitete: Stahl und Stein. Das mag schwer und sperrig erscheinen, doch bei Schlieker wirkt das oft leicht. Als ob er die Gravitation außer Kraft setzen könnte.

Die Skulptur "Europa" von Wolfgang Schlieker steht im Kreisverkehr an Europaplatz/Bahnhofstraße.
Die Skulptur "Europa" von Wolfgang Schlieker steht im Kreisverkehr an Europaplatz/Bahnhofstraße. © Jens Lukas

Während Stahl, von Menschen gemacht, an die Schwerindustrie unserer Region erinnert, stand der Stein bei Wolfgang Schlieker für die Natur. Granit, Marmor, Basalt oder auch poröses Lavagestein hat er verwendet und beispielsweise mit Hilfe von Stahlbändern zum Schweben gebracht. Manche Arbeiten lassen sich bewegen, hier kommt die Luft als weiteres Element dazu. „Die kinetischen Skulpturen kreiere ich besonders gerne, und da ist Anfassen explizit erlaubt“, hat er einmal gesagt.

Bei „Europa“ und „Begegnung“ lassen sich auch angesichts des Standorts schnell Bezüge finden. Andere Arbeiten stehen für viele Assoziationen offen. Wer sich mit Wolfgang Schlieker unterhielt, konnte sich schnell in einem philosophischen Gedankenaustausch finden.

"Begegnungen" heißt die Skulptur von Wolfgang Schlieker auf dem Kreisverkehr an Europaplatz/Bahnhofstraße.
"Begegnungen" heißt die Skulptur von Wolfgang Schliekerauf dem Kreisverkehr an Europaplatz/Bahnhofstraße. © Volker Engel

„Cosmos“ erinnert an Sternenkinder

Wer sich auf die Spuren Wolfgang Schliekers begeben will, wird auch angrenzend an den Kreisverkehr auf dem Platz vor dem Hallenbad fündig. Hier steht seit 2012 das Kunstwerk „Cosmos“. Die 4,50 Meter hohe Stahlskulptur zeigt sieben auf einer Umlaufbahn kreisende Granitsteine und soll das Gedächtnis an Sternenkinder wach halten und damit das Thema „Tod“ in die Öffentlichkeit rücken.

Wolfgang Schlieker mit einer seiner Skulpturen in seinem Gewächshaus.
Wolfgang Schlieker mit einer seiner Skulpturen in seinem Gewächshaus. © Jens Lukas (Archiv)

Für den Berliner Platz am Bahnhof schuf Wolfgang Schlieker 2002 die Arbeit „Frei im Raum“ – ein 450 Kilogramm schwerer Basaltblock „schwebt“ nur von Drahtseilen gehalten an den Edelstahlträgern. Viele weitere Arbeiten finden sich in Castrop-Rauxel, sei es bei einem Kleingartenverein, in privaten Gärten oder dem Gewächshaus hinter seinem Floristikgeschäft – und halten die Erinnerung an den Künstler und Menschen Wolfgang Schlieker wach.

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