Viele Jahre war Ulrike Hasenack Teil des Teams bei Blumen Schlieker. Hier fühlte sie sich wohl. Nun hat der alteingesessene Blumenladen an der Castroper Holzstraße nach 73 Jahren aus gesundheitlichen Gründen geschlossen. Ein Schock für alle Stammkunden, Familienangehörigen – und auch für die 55-jährige Floristin.
Am Samstag (29.10.) hat sie ihre letzte Schicht bei Blumen Schlieker gehabt. „Es geht eine Ära zu Ende“, berichtet Ulrike Hasenack schweren Herzens. Wie es für sie weiter geht ist klar: Sie möchte wieder als Floristin arbeiten. Einige Hürden wird sie dafür jedoch nehmen müssen.

Große Ketten sind keine Option
Vor ihrer Zeit im Castrop-Rauxeler Blumenladen, in ihren „jungen Jahren“, wie sie selbst sagt, hat Ulrike Hasenack bei verschiedenen Blumenladenketten als Floristin gearbeitet. Dort ist das Arbeitsprofil ein anderes als zum Beispiel bei Blumen Schlieker. Anstatt persönlichen Kontakt zu ihren Stammkunden zu pflegen, würde sie dort bis zu 500 Kunden am Tag bedienen, während auch neue Ware eingeräumt und Sträuße vorgebunden werden müssen. Das alles mit Arbeitstagen bis 20 Uhr.
Das würde die 55-Jährige nach eigener Einschätzung heute nicht mehr schaffen. Und sucht einen solchen Job auch nicht. Lieber wäre ihr eine Anstellung in einem kleinen Blumenladen wie Blumen Schlieker, in dem alles etwas ruhiger und familiärer zugeht.
Wandel in der Branche
Hinzu kommt, dass sich das Geschäft mit Blumen in den vergangenen Jahren stark gewandelt hat. Auch im demografischen Wandel sieht Ulrike Hasenack eine Baustelle in ihrer Branche. Junge Leute würden einfach keine Blumen mehr kaufen. Und wenn sie es täten, dann nicht im kleinen Blumenladen um die Ecke, sondern beispielsweise beim Verlassen eines Supermarktes im Vorbeigehen, erklärt die Floristin.
Wichtige Stützen des Geschäfts wie die Trauerbinderei haben einen massiven Wandel durchlebt, weiß die 55-jährige. „Früher wurden für große Beerdigungen bis zu 30 Sträuße gebunden, heute dekoriert man anders.“
Fachkräftemangel ein Problem
Viele Ausbildungsstellen für Floristinnen und Floristen bleiben unbesetzt. „Die jüngeren Leute wollen sich die schwere Arbeit wahrscheinlich auch nicht mehr antun“, vermutet Ulrike Hasenack.
Wie sie nun bei der Jobsuche selbst erlebt, ist auch die Bezahlung ein Thema. Besonders viel verdient man nicht mehr, berichtet die Floristin. Doch sie weiß um ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt. „Für den Mindestlohn werde ich nicht arbeiten gehen. Ich bin eine Fachkraft mit viel Berufserfahrung“, sagt Ulrike Hasenack. Die 55-Jährige blickt deswegen auch optimistisch in die Zukunft und freut sich auf ihre ersten Vorstellungsgespräche, erzählt sie.