Letzter Tag für das Blumengeschäft Schlieker Kunden nehmen Abschied von ihrem Blumenladen

Viele Erinnerungen: Kunden nehmen Abschied von Blumen Schlieker
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„Die Castroper schlafen alle etwas länger“, sagt mir Ulrike Hasenack, eine Mitarbeiterin im Laden. Vor elf oder halb zwölf würde ich wohl Schwierigkeiten haben, mit Kunden zu sprechen.

Und so ist es dann auch. Obwohl an diesem Samstag (29.10.) der letzte offene Tag für das Blumengeschäft ist, trudeln die Kunden erst gegen frühen Mittag ein. Also nutzt Ulrike die Morgenstunden, um viel für den Tag vorzubereiten.

Kränze werden im Blumenladen Schlieker noch fleißig gesteckt.
Im Blumenladen Schlieker werden am letzten Tag noch fleißig Sträuße und Kränze für die Kunden vorbereitet. © Aleyna-Sofie Dülger

Draußen im Hinterhof treffe ich Clemens Burmann. Er ist mit dem Fahrrad gekommen. Die Blumen für seine Frau hier zu kaufen, gehöre einfach dazu. Die Krankheit von Wolfgang Schlieker und die daraus resultierende Schließung des Ladens treffe auch ihn schwer.

„Ich kenne den Wolfgang vom Skifahren“, erzählt er. Früher seien sie ins Sauerland gefahren. „Es ist eine persönliche Bindung, die ich nicht nur zum Laden, sondern auch zu den Besitzern habe“, sagt Burmann. Er wünsche dem Paar alles Gute für die Zukunft und dass sie alles überstehen werden.

Innendrin sieht der Laden etwas karg aus. Die Regale sind nur noch halb voll und wirken so etwas traurig. Aber das passt auch zur Stimmung im Laden. Doch ein Gutes haben die leeren Regale: Sie sind ein Zeichen dafür, dass noch vieles verkauft werden konnte.

Ulrike Hasenack versucht, das Beste aus dem Tag zu machen. Jedoch ist es schwer – erst recht, weil die Besitzer gar nicht dabei sein können. Zusätzlich dazu, dass Wolfgang Schlieker sehr krank ist, infizierten sie und er* sich vor zwei Wochen auch noch mit Corona. Leider sind sie immer noch positiv, was Ulrike Richter davon abhält, am letzten Tag selbst im Laden zu stehen.

Das treffe die Besitzerin schwer, erläutert uns eine weitere Angestellte. Heute nicht dabei sein zu können, mache alles nur noch schlimmer. Doch die treue Kundschaft ist gekommen – heute ein letztes Mal.

Auch Dennis Kock ist an diesem Samstag wieder einmal in den Laden gekommen. „Ich habe an diesen Laden hier viele Erinnerungen“, sagt er. Seine Oma hätte schon immer ihre Blumen bei Schliekers gekauft und als Kinder hätten sie dabei geholfen, die Blumen zum Haus zu transportieren und dann einzupflanzen.

Dennis Kock
Dennis Kock ist langjähriger Kunde des Blumenfachgeschäfts Schlieker und ist mit dem Laden in der Nachbarschaft groß geworden. © Aleyna-Sofie Dülger

Er führte selbst die Tradition weiter und kaufte auch jeden Strauß im Blumenfachgeschäft Schlieker. Solche Geschichten höre ich im Laden oft. Die Nachbarschaft ist fest mit dem Geschäft verbunden.

Eine weitere Kundin erzählt, dass sie gar nicht mehr wüsste, wo sie jetzt ihre Blumen kaufen solle. Auch sie findet es sehr schade, dass es keinen Nachfolger gibt.

Frau und Herr Jerrhoff
Das Ehepaar Jerrhoff ist langjähriger Kunde des Blumenladens. © Aleyna-Sofie Dülger

„Ich bin mit Wolfgang großgeworden“, sagt Klaus Jerrhoff. „Wir sind hier rumgetobt, auch im Laden, den ja damals noch sein Vater führte“, erinnert er sich. Seine Frau erzählt, dass sie schon seit über 40 Jahren ihre Blumen hier kaufe. Die ganze Situation wäre schade. Die Besitzer könnten nicht mal am letzten Tag dabei sein.

Den letzten Tag im Blumengeschäft können Sie sich online unter rn.de/castrop anschauen

* Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version unseres Textes schrieben wir hier vom Ehepaar Wolfgang Schlieker / Ulrike Richter. Das ist falsch. Wir haben die Stelle korrigiert.

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