
In Recklinghausen gibt es sie schon: die NRW-Ehrenamtskarte. In Castrop-Rauxel hat der Rat die Einführung der Karte ab 2023 beschlossen. © Jörg Gutzeit
Ehrenamtskarte soll kommen: Wie teuer wird das für den Steuerzahler?
Ehrenamt
Die Stadt will bald die NRW-Ehrenamtskarte ausgeben. Nicht alle Politiker im Rat finden die Idee gut. Steuergelder würden dafür unnötigerweise genutzt. Sind die Kosten denn so hoch?
Die Ehrenamtskarte wird kommen. Die Stadt plant die Einführung ab 1. Januar 2023, so wurde es in der letzten Sitzung des Rates vor den Sommerferien beschlossen.
Nils Bettinger (FDP), der eine eigene, stadtweit geltende Karte für Ehrenamtler initiiert hat, enthielt sich bei der Abstimmung. Unter anderem auch, weil er der Meinung ist, dass mit der NRW-Karte Steuergelder unnötigerweise genützt würden. Stimmt das? Mit welchen Kosten rechnet die Stadt?
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als rechne die Stadt mit gar keinen Kosten. In der Beschlussvorlage zur Einführung der Ehrenamtskarte NRW heißt es, dass das Land NRW die Kosten des ersten Satzes der Karten trägt. Das können zwischen 700 und 1000 Stück sein.
Danach muss die Kommune den Druck der Karten aus eigenen Mitteln stemmen. Das, so nimmt die Stadtverwaltung an, wird aber erst nach 2023 der Fall sein. Zur Einführung der Karte ab Januar 2023 erhält die Stadt Sachaufwendungen im Wert von 3000 Euro seitens des Landes, eine sogenannte „Anschubfinanzierung“.
Wie teuer wird die Ehrenamtskarte?
„Weitere Folgekosten in den folgenden Jahren sind noch nicht abschätzbar“, heißt es in der Beschlussvorlage. Da das Land an einer digitalen Variante der Karte arbeitet, kann es sein, dass der Druck weiterer Karten und damit die Kosten ab 2024 gar nicht bei 3000 Euro liegen werden. Zudem soll die Karte zwei bis drei Jahre gültig sein, muss somit nicht jedes Jahr neu ausgestellt werden.
Mit den Druckkosten allein wäre es aber tatsächlich nicht getan. Die Stadt rechnet auch mit Mindereinnahmen durch die Vergünstigungen, die sie den Inhabern der Karte selbst gewähren will. Möglich sind Ermäßigungen bei der VHS oder reduzierte Eintrittspreise bei Schwimmbädern.
Wie die Vergünstigungen in Castrop-Rauxel aussehen werden, steht aber noch nicht fest. Nach zwei bis drei Jahren will man nachrechnen, evaluieren, wie die Karte genutzt wird und wie die Mindereinnahmen der Stadt ausfallen.
Bislang gab es keine Ehrenamtskarte, weil das Personal fehlte
Ein weiterer Kostenpunkt ist die Man-Power, die nötig sein wird, um weitere Akteure zu gewinnen, die Ehrenamtlern und Inhabern der Karte Vergünstigungen gewähren. Daran war die Einführung der Karte nämlich bislang gescheitert. Das erklärte auch Bürgermeister Rajko Kravanja (SPD) vor der Abstimmung zur Einführung der Karte im Rat.
Die neu gegründete Wirtschaftsförderungs- und Stadtteilmanagement GmbH wird sich um die Akquise kümmern. Ratsmitglied Prof. Dr. Bert Wagener (Bündnis 90 / Die Grünen) schlug zudem vor, dass auch die gut vernetzten Ratsmitglieder weitere Akteure akquirieren. „Wir haben alle gute Kontakte.“
Außerdem wird die bereits beschlossene zusätzliche Stelle in der Stabsstelle Bürgerbeteiligung, Sport und Stärkung des Ehrenamts mit Aufgaben rund um die Einführung der Karte betraut werden. Die personellen Ressourcen in der Verwaltung seien Voraussetzung für die Einführung der Karte.
Auf die Stelle können sich Interessierte bis zum 15. August bewerben. Die unbefristete Vollzeitstelle in der Sachbearbeitung wird nach Entgeltgruppe TVÖD 8 vergütet. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement, mit Fachrichtung Kommunalverwaltung oder dem abgeschlossenen Verwaltungslehrgang I, oder eine abgeschlossene Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten.
Je nach Berufserfahrung verdient der Stelleninhaber nach Aushandlung der Tarifrunde 2022 zwischen gut 2910 und 3587 Euro brutto. Die Stadt kostet solch eine Stelle dann jährlich zwischen rund 43.000 und knapp 52.600 Euro. Dazu kommt noch eine Jahressonderzahlung von fast 80 Prozent eines Monatsgehalts. Diese Kosten sind quasi amtlich. Den Rest wird man offenbar abwarten müssen.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
