
Das Adventszelt mit dem Satirischen Adventskalender ist Geschichte. Schade um das Konzept, das neben der Adventsscheune in den zurückliegenden Jahren das Bild der Adventszeit in der Altstadt geprägt hat. Aber klar: Jedes Konzept kommt in die Jahre und mit der Corona-Pandemie erhielt das Zelt, das von dichtem Gedränge und kuscheliger Atmosphäre vor der Bühne lebte, den Todesstoß.
Da ist es natürlich sehr lobenswert, dass Schausteller und Gastronom Frank Philipp gemeinsam mit dem Stadtmarketing die entstehende Lücke mit neuem Leben und neuen Ideen füllen will. Und das noch mit einem für die Besucher komplett kostenlosen Programm. Chapeau, muss man sagen. Wenn da nicht Bedenken blieben.
Keine Lust auf Fragen?
Nicht etwa Bedenken gegen die Ideen. Ganz und gar keine Bedenken gegen die Initiative und die Kompetenz der Familie Philipp. Wohl aber arge Bedenken ob des ausgesprochen forschen Tones, den die Stadt bei der Ankündigung des neuen Konzeptes anschlägt. Hat man im Rathaus Angst vor kritischen Fragen?
Und Fragen gäbe es so manche: Das Programm wird vielfältiger, meint die Stadt, denn neben Bands, Kabarett und Comedy würden unter anderem auch Kleinkunst und Chormusik ihren Platz im Weihnachtsprogramm finden. Wie soll das ablaufen, so ohne Zelt, unter einem luftigen Schirm? Das halbe Open-Air-Konzept des Adventszeltes im Vorjahr war ein Schuss in den Ofen. Denn wer sitzt im Winter schon gerne draußen, um Comedy oder Kleinkunst zu erleben?
Wer bezahlt die Rechnung?
„Im besten Falle trägt sich das für das Publikum kostenlose Programm des ‚Castroper Weihnachtsdorfes‘ komplett durch Sponsoren“, sagte Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann. Das wäre toll. Aber was ist denn im zweitbesten Fall? Oder gar im schlimmsten Fall? Welche potenten Sponsoren gibt es denn in Castrop-Rauxel, die auf die selbstlose Finanzierung eines solchen Programmes nur warten?
Und wer übernimmt die Kosten, wenn der beste Fall eben nicht eintritt? Das Stadtmarketing? Die Stadt? Also der Steuerzahler? Sollte man darüber nicht ein Wort verlieren, bevor sich ein strahlender Bürgermeister und ein zuversichtlicher Stadtmarketing-Chef von der Stadtpressestelle ablichten lassen?
Es geht nicht darum, ein Konzept schlecht zu machen, bevor es erprobt worden ist. Es geht sehr wohl aber darum, dass die Stadt (siehe Marktplatz-Strand im Sommer) zu immer mehr Handeln ohne Beteiligung irgendeiner Öffentlichkeit neigt. Bezahlen müssen das im Ernstfall aber alle Bürger, Herr Kravanja.
*Die Stadt Castrop-Rauxel hat die Frage nach dem finanziellen Risiko mittlerweile aus Eigeninitiative, ohne separate Presseanfrage, beantwortet: Es wird von Gastronom Frank Philipp getragen.
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