„Der Heritage-Trend ist sowohl gemütlich als auch Vintage.“ Wenn ich solche Sätze lese, weiß ich nie, ob ich nun lachen oder weinen soll. Kein lautes Aufheulen, sondern so ein stilles Wimmern ob des Blödsinns, den „Interior-Designer“ so absondern, wenn sie ihrem Publikum klarmachen wollen, wofür es im neuen Jahr Geld ausgeben soll.
Denn mit dem neuen Jahr 2024 stehen natürlich auch wieder neue Wohntrends an. Also: Schmeißen Sie Ihre komplette Einrichtung jetzt bitte zusammen mit dem ausgedienten Tannenbaum raus und richten sich bitte gemäß der neuen Trends neu ein. Denn nur so bleibt man trendy. Und das wollen wir ja alle sein, wenn ich den Designer-Sprech richtig verstehe.
Dopaminimalismus-Trends
Absolut angesagt im neuen Jahr ist laut einschlägiger Wohnliteratur das Dopamin-Dekor. Dopamin ist bisher als sogenannter „Botenstoff des Glücks“ bekannt, nun will die Bekleidungs- und Interior-Industrie uns mit neuen Klamotten und Möbeln für teuer Geld auch glücklich machen. Oder sich selbst? Auf jeden Fall geht es um knallige Farben und ausgefallene Formen – „die unser Glückshormon zum Tanzen bringen soll“, so heißt es.
Dazu passend geht der Trend zu 70er-Jahre-Anmutungen, Chromoberflächen, braunen und orangefarbenen Farben und geometrischen Formen mit psychedelischer Inspiration.
Wem das zu bunt oder einfach zu retro ist (wobei Retro natürlich weiter Trend bleibt), der kann 2024 auch auf Minimalismus setzen. Denn der ist ganz schwer angesagt. Dieser Stil zeichnet sich durch klare Linien, reduzierte Farbpaletten und das Fokussieren auf das Wesentliche aus. Auf die Trend-Spitze wird das mit „Japandi“ getrieben, einer minimalistischen Fusion aus japanischen und skandinavischen Einflüssen. Quasi nix mehr im Raum außer zwei Essstäbchen aus schwedischer Kiefer. So stelle ich mir das vor.
Mischen, mischen, mischen
Wer es opulenter mag, kann sein Geld auch in den Natur-Look stecken, auch „Soft-Nature“ genannt. Creme, Beige, Greige sollen da die Farben sein, neben hellen Hölzern sind aber auch wieder dunkle Holzarten angesagt. Und Wandvertäfelungen, Flohmarkt-Funde, Erbstücke von der Großtante aus Bayern oder Ethno-Muster.
Soll heißen: Man kann eigentlich alles mischen, wie man mag. Nur wird das jetzt eben Trend genannt und bedarf eines neuen angesagten riesigen Sofas aus Breitcord. Denn das ist ganz unbedingt und ultimativ sowas von trendy. Und teuer.
Mischen ist auch beim vierten und letzten 2024er-Trend angesagt, den ich Ihnen zumuten will: Der Mustermix-Trend ist allerdings nichts für schwache Nerven und kann schnell zu viel werden. Vor allen Dingen Ihren Gästen. Aber wer sich mit ausgefallenen Tapeten, bunten Teppichen mit Motiven oder Animal Print so richtig austoben will, ist richtig in.
Um den Trend umzusetzen, sollen insbesondere Tapeten mit botanischen Mustern oder Tiermotiven geeignet sein. Oder bestickte Kissenbezüge und gemusterte Lampenschirme. Wenn man dazu dann noch Kakteen und Sukkulenten ins Wohnzimmer packt, soll man richtig stylish sein, so die Trend-Macher.
In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.
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