Der Immobilien-Irrsinn stirbt nicht aus 24.000 Euro pro Quadratmeter Ferienhaus

Immobilien-Irrsinn stirbt nicht aus: 24.000 Euro pro Quadratmeter
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Das eigene Haus ist für viele Menschen ein Traum. Endlich ein Garten. Endlich kein Krach mehr aus der Wohnung oben oder unten. Endlich alle Vorstellungen von Wohnen selber verwirklichen können. Endlich genug Platz für alle Kinder und die eigenen Hobbys.

So oder so ähnlich wird das Traumhaus erträumt. Viele Jahre lang war der Traum für viele Menschen auch in erreichbare Nähe gerückt. Immobilienzinsen von zum Teil unter einem Prozent machten es möglich, machten den Traum von den eigenen vier Wänden, von der eigenen Scholle greifbar.

Träume geplatzt

Für so manchen Menschen waren sogar die Träume vom Millionen-Objekt keine reinen Utopien mehr. Vorbei waren die Zeiten, als irre reiche Menschen sich die Villa für über 1 Million hinstellen konnte. Gut, die Villa wäre es zuletzt für 1 Million Euro eh nicht mehr geworden. Denn so mancher Zeitgenosse wollte in der Zeit vor dem Ukraine-Krieg selbst sein etwas größeres Reihenhaus für fast 1 Million an den Mann/die Frau bringen.

Ob man diesen Wahnsinn schon als gefährlicher Blase bezeichnen möchte, sei dahingestellt, ein Traumobjekt war ein solches Haus bestimmt nicht. Die Preise für Häuser sind in der Region zwar wieder auf dem Rückweg in realistischere Bereiche. Da die Zinsen aber längst auf über 4 Prozent gestiegen sind, ist der Haustraum aber für viele Menschen wieder ausgeträumt.

Unsummen verlangt

Es gibt aber erstaunlicher Weise immer noch genügend Deutsche, denen ein Hauspreis offenbar völlig schnurz sein kann. Darüber bin ich jetzt wieder mal beim Urlaub an der Nordsee gestolpert. Auf unserer Ferieninsel Föhr etwa sind Preise von 1,2 oder auch 1,4 Millionen Euro für eine Doppelhaushälfte als Feriendomizil fast schon Standard.

Und ein paar Meter weiter Richtung Nord-West fallen dann alle Schranken. Denn auf Sylt bekommt man quasi kein einziges Haus für unter 1 Million Euro, sind Preise von 3,5 oder 4,5 Millionen Euro auch keine Seltenheit. Und selbst für eine 56 Quadratmeter kleine Wohnung werden lockere 1,15 Millionen Euro aufgerufen. Unter 10.000 Euro je Quadratmeter geht da nichts mehr.

Ähnlich sieht es am anderen Ende der Republik auch aus. Am Tegernsee in Bayern muss man für das sprichwörtliche Wohnklo auch gaaaanz tief in die Tasche greifen. In Rottach-Egern etwa werden für Neubau-Wohnungen (die man hier übrigens Chalets nennt) Preise zwischen 1,18 und 4,2 Millionen Euro verlangt. Bei Größen von 52 bis 176 Quadratmeter macht das schlappe 22.000 bis 24.000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche.

Wer will das schon?

So wirklich schlecht geht es in Deutschland also nicht allen Menschen. Aber wir wollen hier keinen Neid aufkommen lassen. Wer will schon wirklich mit den „Schönen und Reichen“ auf Sylt oder der Weißbier- und Champagner-Fraktion im blau-weißen Freistaat tauschen? Eben. Ich auch nicht.

Da bleibe ich doch lieber bei meinem Traum vom kleinen Häuschen im Ruhrgebiet. Es reicht schließlich, wenn ich die Millionen-Objekte im Urlaub in Nordfriesland oder dem Chiemgau aus der Ferne erahnen muss.

In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.

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