
Ein Sprecher der Sparkasse Vest am Morgen nach der Sprengung eines Geldautomaten in Castrop-Rauxel im Mai 2022: Wie kann man der Bande ihr Handwerk legen? © Tobias Weckenbrock
Lernen von anderen? Was gegen die Automatensprengungen wirklich hilft
Meinung
Zwei Hintermänner der Automatensprenger-Bande festgenommen. In Henrichenburg wurde ein Täter ebenfalls geschnappt. Das sind Einzelerfolge. Auf Dauer hilft aber nur etwas anderes, findet unser Autor.
Die Franzosen sagen, sie hätten die Zahl der Geldautomaten-Angriffe in ihrem Land wirkungsvoll bekämpft, indem Farbpatronen in Automaten eingebaut wurden. Die verfärbten die Geldscheine und machten sie so wertlos für die Diebe.
Die Niederländer sagen, sie hätten die Zahl der Sprengungen „ihrer Plofkraak-Bande“ reduziert, indem die Polizei mit den Banken ein System einführte, das die Geldscheine in einem Automaten verklebte, sobald sie explodierten. Das Geld: unbrauchbar.
Die Deutschen erkennen: Die Bande marokkanischen Ursprungs mit niederländischen Pässen ist seit einigen Jahren über die Grenze nach Deutschland gekommen, weil sie hier erfolgreicher ist. Auch wenn es Festnahmen gab und gibt: Sie machen weiter. Denn die Bande soll 500 bis 700 Personen umfassen.
Nun wird in Deutschland mit vollem Einsatz ermittelt. Ein in Henrichenburg angeschossener Mann in Untersuchungshaft, zwei überführte Hintermänner, die die schnellen Autos besorgen: Dann machen halt andere weiter.
Das Landeskriminalamt sagt: Farbpatronen oder Verklebetechnik, bauliche Veränderungen an Banken, Vernebelmaschinen, Nachtschließung, Wachdienste, grenzüberschreitende Ermittlung – nur ein Maßnahmenbündel kann die Taten langsam eingrenzen. Klingt nicht nach einem schnellen Ende. Aber es müssen Taten folgen. Fest steht: Auf Bargeld mag man in Deutschland nicht verzichten.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
