Impfspritzen werden derzeit Tausende in NRW gesetzt. Aber es geht manchen Menschen nicht schnell genug, um die Corona-Pandemie zu besiegen.

© Quiring-Lategahn

Warum wird nicht zügiger geimpft? Castroper fragt, Ministerium antwortet

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Impfen, aber schnell: Das fordern viele Menschen. Vielen geht es nicht schnell genug im Kampf gegen Corona, so wie Peter Hoffmann aus Castrop-Rauxel. Er stellt vier Fragen. Land und Kreis antworten.

Castrop-Rauxel

, 14.04.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Das Impfen gegen Corona hat Fahrt aufgenommen. Doch gerade weil es unser größter Hoffnungsspender ist, wird es auch sehr kritisch hinterfragt: Warum geht es nicht schneller? Warum liegen Impfdosen ungenutzt herum? Warum bekommen nur wenige Altersgruppen die Möglichkeit, sich impfen zu lassen?

Peter Hoffmann aus Castrop-Rauxel hat das vergangene Woche wütend gemacht. Er hat einen Leserbrief verfasst, in dem er ansetzte mit: „Gesundheitsminister Jens Spahn hat gerade gesagt, dass in dieser Kalenderwoche 940.000 Impfdosen ausgeliefert werden würden, in der kommenden Woche mehr als 1 Million Impfdosen, in der Kalenderwoche darauf eine Impflieferung in der gleichen Größenordnung. Warum werden diese nicht zügig verimpft?“

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Und weiter: „Schon in der Woche um Ostern liefen siebenstellige Mengen zu. Anteilig auf den Kreis RE gerechnet dürften alleine in dieser Woche weit mehr als 10.000 Dosen nur an Comirnaty (so heißt der Impfstoff von Biontech/Pfizer, d. Red.) hereingekommen sein“, so Hoffmann, „Astrazeneca noch gar nicht mitgerechnet. Deutlich mehr, als das Impfzentrum schaffen kann.“

Weil er dann viele Fragen aussprach, gingen wir einen Schritt weiter: Wir legten die Fragen und die Aufregung des Lesers dem Kreis-Gesundheitsamt und der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) vor. Von dort kam ein Verweis darauf, dass das Landes-Gesundheitsministerium unser Ansprechpartner für diese Fragen sei.

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? „Leistet sich Deutschland den Luxus, mehr Impfstoff als Organisationstalent zu haben?“

Grundsätzlich werden vorhandene Impfstoffe zeitnah der Bevölkerung beziehungsweise der jeweiligen Gruppe, die ein Impfangebot erhält, zur Verfügung gestellt. Es werden keine Impfdosen grundlos zurückgehalten, sagt Ministeriumssprecher Carsten Duif. „Ende letzter Woche hatte das Land Nordrhein-Westfalen so gut wie keinen Impfstoff von Moderna und Astrazeneca mehr vorrätig. Und auch bei Biontech bauen wir gerade die Rücklagen für die Zweitimpfungen massiv ab, nachdem sich die Lieferzusagen und auch die tatsächlichen Lieferungen als recht stabil erwiesen haben. Dennoch müssen wir weiterhin – in einem künftig reduzierten Umfang – sicherstellen, dass jede Person auch ihre zweite Impfdosis erhält. Nur mit der Zweitimpfung sind die Impflinge bei Biontech ausreichend geschützt.“

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? „Warum kann man über die Telefonnummer 116117 aktuell keine Termine vereinbaren?“

Carsten Duif: „Aktuell sind die zur Verfügung stehenden Impfstoffe begrenzt. Ebenso erfolgt die Lieferung der Impfstoffmengen an die Länder auch vorbehaltlich der Einhaltung der Lieferprognosen durch die Hersteller. Daraus ergibt sich eine gewisse Dynamik. Deswegen nehmen wir eine Priorisierung der zu impfenden Personengruppen vor.“

? „Warum wird eine kleinstteilige Priorisierung (Jahrgang 1951) aufrechterhalten?“

Grundsätzlich soll angesichts der noch begrenzten Impfstoffverfügbarkeit eine Impfung zunächst nur Personengruppen angeboten werden, die entweder ein besonders hohes Risiko für schwere oder tödliche Verläufe haben oder die arbeitsbedingt entweder besonders exponiert sind oder engen Kontakt zu vulnerablen Personen haben. Deshalb die Priorisierung. Zuerst hatten zum Beispiel Personen, die 80 Jahre oder älter sind, Anspruch. Diese Menschen entsprechen der Personengruppe mit Anspruch auf eine Schutzimpfung mit höchster Priorität. Inzwischen sind wir schon bei den Schutzimpfungen mit hoher Priorität angelangt. Das sind zum Beispiel Menschen, die 70 Jahre oder älter sind, deren Lebenspartner oder bestimmte Berufsgruppen.
Bei der jahrgangsweisen Einladung handelt es sich um eine organisatorische Maßnahme, um eine schnellstmögliche Terminbuchung zu ermöglichen. Pro Jahrgang rechnen wir mit 160.000 impfberechtigten Personen zzgl. Partner/-in.

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? „Warum wird im Impfzentrum nicht rund um die Uhr gearbeitet?“

„Unser Ziel ist es, das Impftempo so hoch wie möglich zu halten. So viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich sollen so schnell wie möglich geimpft werden“, sagt Duif. „Deswegen haben wir zum Beispiel auch über die Ostertage mit Hochdruck in den 53 Impfzentren des Landes die Menschen versorgt. Der Einsatz des Personals vor Ort ist extrem hoch.“ Limitierender Faktor sei die begrenzte Impfstoffmenge. „Dies ist auch der Grund, warum ein 24/7-Betrieb der Impfzentren derzeit nicht realisiert werden kann. Dies ist ebenfalls der Grund dafür, dass eine flächendeckende Einbindung der niedergelassenen Ärzteschaft nur sukzessive erfolgen kann.“

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Der Kreis Recklinghausen antwortet auf den offenen Brief von Peter Hoffmann kürzer: „Das Impfzentrum hat (vorerst bis zum 14.4.) seine Öffnungszeiten bis 22 Uhr erweitert und die Taktung der Impfungen erhöht, sodass aktuell bis zu 2600 Impfungen am Tag möglich sind. Das macht auf sieben Tage gerechnet über 18.000 Impfdosen pro Woche, die maximal im Impfzentrum verabreicht werden können. Die Arztpraxen bekommen seit dieser Woche darüber hinaus ein eigenes Kontingent an Impfstoff direkt vom Land und unterstützen uns bei der Impfung der Ü60-Jährigen mit Astrazeneca. Etwa 9000 Impfdosen wurden an Arztpraxen im Kreisgebiet gegeben. Hinzu kommen mobile Impfungen, deren Anzahl je nach Woche variiert.“